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Lützow-Hof

Fakten

Lützow-Hof

Linzer Straße 154-158, 1140 Wien

Baujahr: 1938-1939

Wohnungen: 171

Architekt: Konstantin Peller

Weitere Adressen

Fünkhgasse 15, 1140 Wien

Mitisgasse 2, 1140 Wien

Lützowgasse 1-3, 1140 Wien

Wohnen in Wien

1938 wurde der Nationalsozialist Hermann Neubacher aus dem Bauressort Wiener Bürgermeister. Die nationalsozialistischen Stadtplaner wälzten pompöse Ideen und Pläne - in erster Linie Propagandamaßnahmen. Die systematische Zerstörung jüdischen Eigentums und Enteignungen - auch von Gemeindewohnungen - waren Teil dieser Stadtplanung. Während einige Architekten ihre Lizenz verloren, wurden andere mit der Errichtung von Volkswohnhäusern, Kasernen und Rüstungsbauten beauftragt. Entgegen den anfänglichen Plänen wurde mehr in Kriegsbauten als in den Wohnbau investiert - die heute noch existierenden Flaktürme wurden errichtet. Ab 1941 wurde die Bautätigkeit kriegsbedingt größtenteils eingestellt und die Strukturen der Stadtplanung wurden aufgelöst. Die Zerstörung großer Teile Wiens war Folge des Krieges.

Geschichte

Die Wohnhausanlage wurde auf dem Gelände der ehemaligen "Maschinen-Fabriks-Aktien-Gesellschaft, vorm. Tamer, Lätsch & Cie." (später Wilhelm Pittner) errichtet, die hier ihre Produktionsstätte hatte. Nach Abbruch der Fabrik 1932 diente der Platz mehreren Zirkusbetreibern als Standort, ehe 1938 die Genehmigung zum Bau der heutigen Wohnhausanlage erteilt wurde. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Anlage an den Stiegen 1, 12 und 13 durch Fliegerbomben beschädigt, deren Ziel eigentlich die nahe gelegene Westbahn gewesen war. Nach Beseitigung der Kriegsschäden wurde die gesamte Wohnanlage Mitte der 1950er-Jahre um ein Geschoß aufgestockt und das Dach ausgebaut, um neuen Wohnraum zu schaffen.

Die Architektur

Die Anlage zeichnet sich durch eine geschickte Ausnützung des ansteigenden Grundstücks aus, für das der Architekt eine lockere Bebauungsweise wählte. Die drei- bis viergeschoßigen Wohnblöcke bestehen aus drei giebelständigen Trakten quer zur Linzer Straße und einem lang gestreckten, rückwärtigen Trakt an der Fünkhgasse. Durch die offene Verbauungsstruktur ergeben sich gartenähnlich gestaltete Höfe. Transparente Lärmschutzwände verbinden die an der Linzer Straße gelegenen Wohnblöcke miteinander und schließen die Höfe ab. Treppen und Rampen führen von den Gartenhöfen zur Linzer Straße, wo an den Stirnfronten der drei Wohnblöcke Geschäftslokale die Erdgeschoßzone auflockern.

Die schlichten Wohntrakte zeichnen sich durch eine regelmäßige Fensterverteilung und leicht vor- und zurückspringende Fassadenabschnitte aus. Die Stiegenhäuser sind über alle Geschoße verglast. Mit ihren einfachen Putzfassaden, Satteldächern und Gauben ist die Wohnhausanlage ein typisches Beispiel für den Siedlungsbau der 1930er- und 1940er-Jahre.

Der Name

Die Wohnhausanlage wurde 1942 nach dem Generalmajor Adolf Freiherr von Lützow (1782-1834) benannt, der das aus Studenten bestehende Lützow’sche Freikorps bildete, mit dem er 1813 bis 1815 an den Befreiungskriegen gegen Napoleon teilnahm. Die gleichnamige Straße erhielt ihren Namen im Jahr 1894, davor hieß sie Jakobsgasse.

Architekten

Konstantin Peller - Konstantin Peller (1887-1969) studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien in der Meisterschule von Otto Wagner. Er arbeitete zunächst als freischaffender Architekt sowie für kurze Zeit mit Josef Ludwig, bevor er vor Beginn des Ersten Weltkriegs in das Wiener Stadtbauamt eintrat. Während seiner Tätigkeit in dieser Funktion entwarf er, oft in Zusammenarbeit mit Julius Stoik und Adolf Stöckl, mehrere städtische Wohnhausanlagen und war u. a. auch bei der Regulierung des Wienflusses tätig. 1945 wurde Peller zum Vorsitzenden der Stadtplanung und des Wiederaufbaus ernannt. Aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit im Wiener Stadtbauamt hat Konstantin Peller mit der Gestaltung einer Reihe von Wohnbauten die Architektur des Roten Wien entscheidend mitgeprägt.