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Erlaaer Straße 131-133

Fakten

Erlaaer Straße 131-133

Erlaaer Straße 131-133, 1230 Wien

Baujahr: 1963-1965

Wohnungen: 128

Architekt: Reinhold Gabriel, Hans Steindl

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Gegenüber der Wohnhausanlage südlich der Erlaaer Straße 82-90 erstreckt sich der Erlaaer Friedhof, ein kleiner, 1869 auf einem rechteckigen Areal errichteter Friedhof, der 1892 erweitert wurde. Die Friedhofskapelle ist ein von der Umfriedungsmauer vorspringender, neogotischer Bau mit hohem Satteldach und Spitzbogenportal. Der seitlich angebaute Turm trägt einen Pyramidenhelm aus dem Jahr 1922. Das Grünareal reicht heute bis an die Erlaaer Straße.

Die Architektur

Die fünf Längsbauten der Wohnhausanlage mit jeweils drei Stiegen und drei Geschoßen stehen direkt an der Erlaaer Straße. Im breiteren östlichen Teil des trapezförmigen Grundstücks liegen drei Trakte exakt hintereinander, im schmäleren westlichen zwei. Diese befinden sich genau auf Höhe der Grünbereiche zwischen den drei östlichen Blöcken. Dadurch ist von den beiden Bauten an der Erlaaer Straße der westliche Trakt mehrere Meter zurückversetzt. Im breiten Rasenstreifen vor der Fassade ist eine Granittafel mit beidseitigen Flachreliefs aufgestellt. An der südöstlichen Ecke des Grundstücks befindet sich ein Kinderspielplatz. Die Anlage wird über mit Betonplatten ausgelegte Wege erschlossen. Die Blöcke sind annähernd gleich ausgeführt. Nur am östlichen Block an der Erlaaer Straße ist im Erdgeschoß eine Beratungsstelle untergebracht und im daneben liegenden Bau führt ein straßenseitiger Abgang zu einem Vereinslokal im Keller.

Die Südseiten aller Trakte sind mit jeweils sechs Balkonachsen in den beiden obersten Geschoßen ausgestattet. Teilweise finden sich Balkone auch an den Schmalseiten, ihre erneuerten Brüstungsbleche sind hellgrau. Die Fenster der Südfassaden sind durch eine mittelgraue Farbgebung der eingeschlossenen Mauerintervalle zu Bahnen verbunden. Ein- oder zweiachsige Einschnitte, die wie die übrige Mauer hellgrau gestrichen sind, unterbrechen den horizontalen Zusammenschluss.

An den Nordfassaden hingegen wird die Vertikale durch die wiederum dunkelgraue Farbe der seichten, hochrechteckigen Stiegenhausvorbauten hervorgehoben, die bis knapp unter die Dachlinie reichen. Der Sockel besteht durchgehend aus dunkelgrauem Kratzbeton. Die nach der letzten Sanierung sehr dezente Farbgebung in Grauabstufungen weicht von den Farbvorstellungen des Architektenduos im Zeitgeist der 1960er-Jahre ab. Sie hatten einen Wechsel der Grundfarben in grau-grün, blau-grau oder gelb-grau geplant sowie eine lebhaftere, schließlich rot ausgeführte Färbung der ehemaligen Welleternitverkleidungen der Balkone. Die Satteldächer sind nach wie vor aus Welleternit.

... und die Kunst

Im Gartenbereich vor dem zurückversetzten Bau an der Erlaaer Straße steht eine dicke Steintafel mit zwei Reliefs von Walter Leitner. Die Westseite stellt "Wäscherinnen" dar, während die Ostseite "Mütter mit Kindern" zeigt. Beide Darstellungen sind nur leicht abstrahiert in einem weichen, fließenden Stil ausgeführt.

Der Name

Die Erlaaer Straße trägt diesen Namen seit 1955 und führt nach Alt Erlaa und Neu Erlaa. Erlaa, das bereits 1114 als "Erila" urkundlich erwähnt wird, wurde 1938 dem damals 25. Bezirk und 1954 dem 23. Bezirk eingemeindet.

Architekten

Reinhold Gabriel - Reinhold Gabriel (geb. 1926) studierte bis 1950 an der Hochschule für angewandte Kunst bei Franz Schuster. Nach verschiedenen Tätigkeiten als Angestellter und Selbständiger in der Baubranche, wobei er sich unter anderem mit dem Wiederaufbau und der Neugestaltung von Kirchen und dem Stift Heiligenkreuz (NÖ) beschäftigte, wurde er Leiter des Ausstellungsreferats der Wirtschaftskammer Niederösterreich. Diese Stellung übte er bis zu seiner Pensionierung 1988 aus.

Hans Steindl - Hans (Johann) Steindl (1902-1972) studierte von 1920 bis 1924 bei Josef Frank und Josef Hoffmann an der Wiener Kunstgewerbeschule. Nach seinen Entwürfen wurden unter anderem für die Gemeinde Wien die Wohnhäuser Koppstraße 6 in Wien 16 (1952/53) und Josef-Flandorfer-Straße 75 in Wien 21 (1969/70) errichtet.