Mobile Version aus nicht mehr nachfragen

Hochwassergasse 60

Fakten

Hochwassergasse 60

Hochwassergasse 60, 1230 Wien

Baujahr: 1962-1964

Wohnungen: 99

Architekt: Helmut Kern, Kurt Russo

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Inzersdorf, der östlichste Teil des 23. Bezirks, deckt sich zum Teil mit einer altrömischen Veteranensiedlung, die in der Nähe der Triester Straße gelegen war. Der ehemalige Ort, der 1120 erstmals urkundlich erwähnt wird, entwickelte sich als Breitangerdorf zwischen der heutigen Draschestraße und der Hochwassergasse und besaß bereits 1217 eine eigene Pfarre. Die Grundherrschaft hatte ein unabhängiger Herr von Rodaun inne; im späten 14. Jahrhundert ging diese in landesfürstlichen Besitz über. Mit der Gründung der ersten Ziegelei erlebte der Ort ab 1775 einen wirtschaftlichen Aufschwung. Das Inzersdorfer Gemeindegebiet erstreckte sich damals bis zur Spinnerin am Kreuz auf dem Wienerberg. In diese Zeit fällt auch die Gründung der doppelzeiligen Handwerker- und Arbeitersiedlung Neustift entlang der Triester Straße, einer wichtigen Verkehrsader durch Inzersdorf. Ab 1824 hatte der Industrielle Alois Miesbach, der Besitzer der Ziegelwerke, die Grundherrschaft inne. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts musste Inzersdorf nahezu die Hälfte seines Gebietes, vor allem die wirtschaftlich bedeutenden Wienerberggründe, an den 10. und später den 12. Bezirk abtreten. Erst ab den 1920er-Jahren erholte sich die Gemeinde langsam wieder von diesen Einbußen.

Die Architektur

Die vier hellgrauen, dreigeschoßigen Blöcke der Wohnhausanlage sind alle parallel zur Hochwassergasse auf einem Grundstück angeordnet, das sich zur Pfarrgassenbrücke hin verjüngt. Ein kürzerer Block mit zwei Stiegen liegt unter dem Straßenniveau inmitten des schmäleren Westteils der Anlage. Die drei anderen Trakte mit jeweils drei Stiegen sind hintereinander im Ostteil des Grünareals gelegen. Im Nordwesten befindet sich ein großer Parkplatz. Zusätzlich gibt es insgesamt 28 Einzelgaragen, die in die hochliegenden Kellergeschoße der Gebäude eingebaut wurden. Beim nördlichsten Bauteil liegen die Garagentore an beiden Schmalseiten, bei den anderen an der östlichen Seite, während sie beim kürzeren Bau entlang der Südseite angeordnet sind.

Die Schmalseiten der Gebäude sind mit einer Loggienachse und einer Fensterachse mit stark vorkragender, dunkelgrauer Betonrahmung auffällig gestaltet. Die westliche Front des kürzeren Blocks weist lediglich eine solche rahmenakzentuierte Fensterachse auf. Dem in den 1960er-Jahren üblichen Schema folgt die Gestaltung der Nordseiten: Die Stiegenaufgänge liegen in dunkelgrau oder dunkelrot gestrichenen Mauerausnehmungen, die bis zum Dach reichen. Die Seitenlichten der Portale sind aus Industrieglas, das ursprünglich auch bei den darüber befindlichen, breiten Stiegenhausfenstern zum Einsatz kam. Die Kellerfenster über dem dunklen Rauputzsockel werden durch noch dunklere Glattputzstreifen zu Bändern zusammengefasst. Typisch sind auch die paarweise angeordneten, kleineren Fensteröffnungen der Funktionsräume, die an den vielachsigen Südseiten der Gebäude durch ein dunkelgraues Putzfeld miteinander gekoppelt sind. Französische Fensterachsen rhythmisieren die sonst eher nüchtern gestalteten Fassaden.

... und die Kunst

Die Steinplastik "Mutter mit Kindern" von Alfred Matzke steht in der breiten Wiese vor dem zurückgesetzten ersten Haus an der Hochwassergasse. Sie weist eine konische Grundform auf, die für die abstrahierten Gestalten dieses beliebten Motivs bestimmend wurde.

Der Name

Die Hochwassergasse erhielt ihren Namen im Jahr 1957 nach den Hochwasserschäden der Liesing. Davor hieß sie Theresiengasse.

Architekten

Helmut Kern - Helmut Kern (geb. 1928) studierte zunächst Bauingenieurswesen und ab 1947 Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1953 seine 2. Staatsprüfung ablegte. Für die Gemeinde Wien plante er mit Kurt Russo die Wohnhausanlage Hochwassergasse 60 in Wien 23 (1962-1964).

Kurt Russo - Kurt Russo (1916-1993) studierte von 1936-1940 Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1941 die 2. Staatsprüfung ablegte. Für die Gemeinde Wien plante er zusammen mit Helmut Kern etwa die Wohnhausanlage Hochwassergasse 60 in Wien 23 (1962-1964).