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Marktgemeindegasse 44-50

Fakten

Marktgemeindegasse 44-50

Marktgemeindegasse 44-50, 1230 Wien

Baujahr: 1968-1970

Wohnungen: 87

Architekt: Otto Niedermoser

Weitere Adressen

Alfons-Petzold-Gasse 7, 1230 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Die weitläufige Wohnhausanlage mit der Hauptadresse Marktgemeindegasse 44-50 wurde in mehreren Bauetappen in den Jahren 1965 bis 1967 (Alphons-Petzold-Gasse 7-9) und 1968 bis 1970 (Marktgemeindegasse 44-50) nach Plänen des Architekten Otto Niedermoser an der Grenze von Atzgersdorf, Speising und Mauer im heutigen 23. Wiener Gemeindebezirk Liesing errichtet. Die in parallelen Reihen angeordneten Gebäude erstrecken sich über insgesamt sechs Gassen und umfassen das als Rosenberg bekannte Gebiet, an dessen Nordgrenze das Krankenhaus "Am Rosenhügel" anschließt.

Im Norden wird die Anlage von der Marktgemeindegasse, im Süden von der Alphons-Petzold-Gasse begrenzt. Im Osten reicht sie bis zum Aquädukt der 2. Wiener Hochquellwasserleitung, die die wirtschaftliche Entwicklung des Bezirkes seit dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts maßgeblich mitbestimmte. Heute präsentiert sich der ehemalige Heurigen- und Villenort Mauer (1938 nach Wien eingemeindet) als abwechslungsreicher Mix aus Ein- und Mehrfamilienhäusern, Villen und kommunalen Wohnhausanlagen der 1950er- und 1960er-Jahre. Er zeichnet sich - wie der gesamte Bezirk Liesing - durch seine familienorientierte Struktur und eine hohe Dichte an Schulen und Kinderbetreuungsstätten aus.

Die Architektur

Der zweite Bauteil der Wohnhausanlage an der Marktgemeindegasse/Karl-Schwed-Gasse schließt gegen Osten an die nur zwei Jahre zuvor fertig gestellten, kommunalen Wohnhäuser an der Alphons-Petzold-Gasse an. Die Bebauung des nach Süden stark ansteigenden Grundstücks mit einer Größe von 8.400 m2 erfolgte in zwei parallelen Reihen mit jeweils drei gestaffelten Wohnblöcken an der Marktgemeindegasse sowie einem quergestellten Kopfbau im Osten, der aus zwei gestaffelten Wohnblöcken besteht. Zusammen mit dem ersten Bauteil umfasst die Anlage insgesamt 32 Stiegen mit 336 Wohnungen. Ein internes, treppenloses Wegesystem passt sich den terrainbedingten Niveauunterschieden an und erschließt die Anlage nach allen vier Himmelsrichtungen.

Alle Wohnhäuser sind dreigeschoßig und beherbergen im Untergeschoß gemeinnützige Räumlichkeiten: im Bereich der Stiegen 1 und 2 einen Jugendclub und Spielterrassen sowie im Bereich der Stiegen 3 und 10 insgesamt drei Geschäftslokale.

Die Architektur der Wohnhäuser entspricht mit ihren gleichmäßigen Fensterachsen in den Wohngeschoßen dem Gestaltungsprinzip des kommunalen Wohnbaus der 1960er-Jahre. Die Wohnungen sind zumeist nach zwei Seiten ausgerichtet und verfügen über südseitige Balkone bzw. Halbloggien und Loggien, die heute zum Teil geschlossen sind. Auffallend sind die ostseitig orientierten Balkone an den Schmalseiten der Gebäude sowie die Täfelung der Westfronten, die schon in der nahe gelegenen Wohnhausanlage an der Johann-Hörbiger-Gasse 24-28 und 34-38 aus den Jahren 1956 bis 1958 Anwendung fand. Die genuteten Sockelgeschoße, die das Gefälle der Hanglage ausgleichen, heben sich farblich von den Wohngeschoßen mit den mehrteiligen Fenstern ab. Das Satteldach aus dunkelgrauem Welleternit ist über die Dachtraufe gezogen und setzt einen weiteren Akzent in der Fassadengestaltung.

Vor den Wohnhäusern 1-3 befindet sich an der Marktgemeindegasse ein Parkplatz. Für die Anlage stehen zusätzlich zwei weitere PKW-Abstellplätze für insgesamt 92 PKW zur Verfügung.

... und die Kunst

Die Natursteinplastik "Komposition" stammt von Franz Xaver Hauser aus dem Jahr 1968, eine weitere Plastik mit dem Titel "Augenzentrum" wurde von Hermann Painitz im Jahr 1970 geschaffen.

Der Name

Die Marktgemeindegasse wurde 1929 benannt, um an die Markterhebung Mauers im Jahr 1927 zu erinnern. Die quer dazu verlaufende, ehemalige Holzweber- (1938) bzw. Mariengasse (1947) wurde 1957 in Karl-Schwed-Gasse umbenannt, nach dem Vorkämpfer der Arbeiterbewegung Karl Schwed (1878-1952).

Parallel dazu verläuft die Alphons-Petzold-Gasse als Sackgasse. Sie erhielt ihren Namen im Jahr 1925 nach dem Arbeiterdichter Alphons Petzold (1882-1923), der durch seine autobiografische Erzählung "Das rauhe Leben" (1920) bekannt wurde.

Der Eberstorferweg war ursprünglich als bogenförmige Verlängerung der Alphons-Petzold-Gasse geplant und wurde 1967 zu Ehren von Veit, Herr von Eberstorf, Besitzer der Herrschaft Mauer (1499), umgewidmet. Im selben Jahr erhielt der die Anlage von Osten nach Westen durchziehende Meranerweg seinen Namen nach der gleichnamigen Stadt in Südtirol.

Prominente Bewohner

Zu den zahlreichen berühmten Bewohnern von Mauer gehörte auch der Techniker, Maschinenkonstrukteur und Vater der legendären österreichischen Schauspieler Paul und Attila Hörbiger, Johann (Hanns) Hörbiger (1860-1931), zu dessen Ehren eine Gasse im 23. Bezirk benannt ist.

Architekten

Otto Niedermoser - Otto Niedermoser (1903-1976) studierte an der Wiener Kunstgewerbeschule Bühnenbild bei Alfred Roller und Architektur bei Josef Hoffmann. 1925 wechselte er an die Akademie der bildenden Künste, wo er sein Studium bei Peter Behrens abschloss. Niedermoser war vor allem als Innen- und Filmausstatter tätig, wie etwa bei den Filmen "Der Engel mit der Posaune" (1948) und "1. April 2000" (1952). Sein bedeutendstes architektonisches Werk ist der mit Hans Petermaier geplante Wiederaufbau der Fischerstiege und der angrenzenden Wohnhäuser in Wien 1 (1952-1954).