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Färbermühlgasse 5

Fakten

Färbermühlgasse 5

Färbermühlgasse 5, 1230 Wien

Baujahr: 1951-1952

Wohnungen: 29

Architekt: Oskar Trubel

Weitere Adressen

Franz-Parsche-Gasse 4, 1230 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Das Wohnhaus in der Färbermühlgasse 5 wurde in den Jahren 1951-52 in unmittelbarer Nähe zum Liesinger Platz in Oberliesing errichtet. Dieser Teil des Bezirkes war schon im 9. Jahrhundert durch die Steg- oder Brückl-Mühle (auch Färbermühle genannt) und im 19. Jahrhundert durch die hier ansässigen industriellen Unternehmungen, allen voran die Liesinger Brauerei, ökonomisch abgesichert und verfügte bereits 1871 über die seinerzeit neueste technische Errungenschaft der Gasbeleuchtung. Heute zeichnet sich der Bezirk vornehmlich durch teils noch erhaltene secessionistische zweigeschoßige Zinshäuser, moderne mehrgeschoßige Wohnhausanlagen sowie eine hohe Dichte an Schulen aus.

Die Architektur

Das dreigeschoßige Wohnhaus zwischen der Färbermühl- und der Franz-Parsche-Gasse umfasst drei Stiegen mit heute insgesamt 29 Wohnungen. Der längliche Bau auf unregelmäßigem Grundriss ist den stilistischen Tendenzen des sozialen Wohnbaus der 1950er-Jahre entsprechend schlicht gestaltet. Über einem schmalen Sockel erheben sich die drei Wohngeschoße, die durch vertikale und horizontale Fensterachsen klar gegliedert sind. Lediglich die leicht versetzten Stiegenhausfenster unterbrechen das rhythmische Bild.
Auffallendes Merkmal des Baus ist das konkav vorgezogene Südwestende, das den gekrümmten Verlauf der Färbermühlgasse aufgreift. Von der Schmalseite des Gebäudes an der Färbermühlgasse erfolgt der Zugang zur ehemaligen Mutterschaftsberatung, die hofseitig in einem als bungalowartiger Annex gestalteten Bau untergebracht war. Weitere Akzente setzen die nach Osten orientierten Balkone sowie die einfärbige Fensterfaschen und das weit über die Traufe gezogene dunkle Walmdach.

Das Wohnhaus verfügt durch seine Nähe zum Liesinger Platz über eine hervorragende Anbindung an das öffentliche Netz sowie über eine gut ausgebaute Geschäfts-Infrastruktur.

Der Name

Die ehemalige Gärtnergasse wurde im Jahr 1954 nach der unweit gelegenen Färbermühle, einem Wahrzeichen von Liesing (heute steht dort das Liesinger Bezirksamt), in Färbermühlgasse umbenannt.
Die Franz-Parsche-Gasse erhielt ihren Namen nach dem Fabriksgründer und Liesinger Bürgermeister (1905/06) Franz Parsche (1837-1907).

Prominente Bewohner

Zu den zahlreichen berühmten Bewohnern von Liesing gehört auch der Bildhauer Rudolf Schmidt (1894-1980), der das Kriegerdenkmal in Liesing schuf (1926, heute Liesinger Friedhof). Von seiner Hand stammt auch der bekannte Hannaken-Brunnen am Fuß der Stiegenanlage bei Maria am Gestade (1937) im ersten Wiener Gemeindebezirk.

Architekten

Oskar Trubel - Oskar Trubel (1915-1977) studierte ab 1948 Architektur bei Lois Welzenbacher an der Akademie der bildenden Künste Wien. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war er am Wiederaufbau und der Errichtung zahlreicher Wohnhäuser beteiligt. Für die Gemeinde Wien entwarf Trubel unter anderem die Wohnhäuser Bernardgasse 10 in Wien 7 (1949/50), Molitorgasse 5-9 in Wien 11 (1948-1950) und die Anlage Gassergasse 48-50 in Wien 5 (1961-1962).