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Erlaaer Straße 125-129

Fakten

Erlaaer Straße 125-129

Erlaaer Straße 125-129, 1230 Wien

Baujahr: 1951-1952

Wohnungen: 40

Architekt: Paul Artmann, Nadia Artmann

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Die Wohnhausanlage liegt nahe dem Erlaaer Friedhof, der sich schräg gegenüber südlich der Erlaaer Straße auf einem großen Grünareal befindet. Es ist ein kleiner, 1869 auf rechteckigem Areal errichteter Friedhof, der erst 1892 zu den heutigen Ausmaßen erweitert wurde. Die Friedhofskapelle ist ein von der Umfriedungsmauer vorspringender neogotischer Bau mit hohem Satteldach und Spitzbogenportal. Der seitlich angestellte Turm hat einen Pyramidendachhelm von 1922. Direkt gegenüber dem Haus an der Calvigasse steht auf Erlaaer Straße 76 das Erlaaer Gemeindehaus, das 1901 erbaut wurde. Es ist ein zweigeschoßiges Eckhaus mit späthistoristischem Dekor.

Die Architektur

Auf einem annähernd trapezförmigen Areal erstrecken sich in leicht fächerförmiger Anordnung drei zweigeschoßige Baublöcke von zunehmender Länge mit insgesamt sieben Stiegen. Die südlichen Schmalseiten liegen an der Erlaaer Straße, ihre Nordenden reichen nicht ganz bis zur Gasse An der Wiesen.

Die Westfassade des kürzesten Blocks an der Calvigasse ist durch zwei Risalite mit zwei zweiflügeligen Fensterachsen akzentuiert, die durch einen zweiachsigen Rücksprung mit dreiflügeligen Fenstern getrennt werden. Außen schließt an die Risalite jeweils eine zweiflügelige Fensterachse an. An der Ostfassade liegen die beiden Stiegenhausrisalite, die mit dem abgeschrägten Kranzgesims verkröpft sind. Ihre flachbogigen Eingänge haben mehrsprossige verglaste Holztüren. Das Satteldach ist an den Giebelseiten zu Wohnungen mit je einer Gaupe an Vorder- und Rückseite ausgebaut. Daher liegt der Balkon der zweiachsigen Südfassade bereits im Giebelfeld. Die nördliche Fassade hat nur zwei Fensterachsen, wobei die beiden Fenster im Giebelfeld enger stehen.

Die Längsfassaden der beiden anderen Baublöcke liegen an den Grünflächen. Ihre Südfassaden nehmen einen spitzen Winkel zur Erlaaer Straße ein. Abgesehen von der Länge - der zweite, mittlere Bau hat um zwei Fensterachsen mehr und der dritte, östlichste Bauteil umfasst bereits drei Stiegen - unterscheiden sich diese Blöcke vom ersten nur dadurch, dass anstelle von Risaliten an den Westfassaden Balkone liegen. Die lockere, niedrige Verbauung erinnert an vorstädtische Reihenhaussiedlungen.

Der Name

Die Erlaaer Straße hat seit 1955 diesen Namen und führt nach Alt Erlaa und Neu Erlaa. Erlaa, das 1114 als "Erila" urkundlich erwähnt wird, wurde 1938 dem 25. Bezirk und 1954 dem 23. Bezirk eingemeindet.

Architekten

Paul Artmann - Über die Ausbildung des in Reichenberg/Böhmen geborenen Architekten Paul Artmann (1909-2006) sind keine Daten bekannt. Mit seiner Gattin, der Architektin Nadia Artmann, war er in den 1950er-Jahren im Zuge des Wiederaufbaus vor allem in Wien und Innsbruck tätig. Für die Gemeinde Wien plante er etwa die Wohnhausanlagen Apostelgasse 19-21 in Wien 3 (1954/55), Erlaaer Straße 125-129 in Wien 23 (1951/52, mit Nadia Artmann) und in einer größeren Gemeinschaft die Anlage Johann-Hörbiger-Gasse 24-28 in Wien 23 (1956-1958).

Nadia Artmann - Die Architektin Nadia Artmann (geb. Nedeff, 1913-1990) wurde in Dokusek/Bulgarien geboren. Über ihre Ausbildung sind keine Daten bekannt. Mit ihrem Gatten, dem Architekten Paul Artmann, war sie in den 1950er-Jahren vor allem in Wien und Innsbruck im Zuge des Wiederaufbaus tätig. Mit ihrem Gatten entwarf sie für die Gemeinde Wien etwa die Wohnhausanlage Erlaaer Straße 125-129 in Wien 23 (1951/52).