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Carlbergergasse 43

Fakten

Carlbergergasse 43

Carlbergergasse 43, 1230 Wien

Baujahr: 1958-1959

Wohnungen: 10

Architekt: Johann Staber

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Das um 1120 erstmals erwähnte Atzgersdorf, nördlich der Breitenfurter Straße zwischen Mauer und Erlaa gelegen, war ein landesfürstliches Lehen. Vom 15. bis zum 17. Jahrhundert wurde es an verschiedene Familien ausgegeben. 1652 schenkte es Ferdinand III. seinem Hofkanzler Johann Matthias Struckelmayer von Goldegg, der Atzgersdorf ebenso wie Liesing schließlich den Jesuiten für das Wiener Barbarakonvikt schenkte. Im 18. Jahrhundert wurde Atzgersdorf durch das "Fieber- oder Türkenkreuz", das in die um 1300 erbaute Kirche transferiert worden war, zu einem bedeutenden Wallfahrtsort. Der Gemeindebau in der Carlbergergasse liegt im Industriegebiet zwischen Atzgersdorfer Friedhof, der 1880 auf einem rechteckigen Areal zwischen Reklewski- und Carlbergergasse angelegt wurde, und dem Liesingbach im Westen. Vor dem Gemeindebau war hier noch 1925 eine ebenerdige Tuberkulosefürsorgestelle situiert. Diese wurde 1926 aufgestockt und zu einem Städtischen Wohnhaus umgewandelt, das 1958 dem Neubau weichen musste.

Die Architektur

Das einfache, dreigeschoßige Volkswohnheim mit ausgebautem Dachgeschoß liegt westlich der Brunner Straße im Abschnitt der Carlbergergasse zwischen der Klostermanngasse und der Autofabrikstraße. An der östlichen Schmalseite des Hauses schließt ein ebenerdiges Wohngebäude an und an der westlichen ein ebenerdiger Holzschuppen. Der Eingang befindet sich rechts von der Fassadenmitte. In die äußerste rechte Achse der hellblau gestrichenen Fassade ist im Erdgeschoß eine Einfahrt mit Gittertor eingeschnitten. An der Fassade wechseln einander zweiflügelige und dreiflügelige Fensterachsen ab. Alle Fenster werden von schmalen hellen Putzfaschen gerahmt und sind ohne zusätzliche Dekoration in die schlichte Fassade eingelassen. Oberhalb der äußersten Gebäudeachsen sind mächtige Dachgaupen mit dreiflügeligen Fenstern in das ausgebaute Satteldach integriert.

Die Hoffassade ist ebenfalls sehr einfach gestaltet. Die zweiflügelige Aufgangsachse über dem Hoftor wird nahe der Dachlinie mit einem niedrigeren Fenster abgeschlossen. Auch hier gibt es zweiflügelige und dreiflügelige Fensterachsen und zwei Dachgaupen. Im kleinen ummauerten Hof stehen ein paar Bäume in der Wiese, die an einen asphaltierten Platz mit Ruhebank und Gerätehäuschen anschließen. Niemand würde als Urheber dieses schlichten Gebäudes den späteren Architekten der UNO-City vermuten, der hier noch am Anfang seiner Karriere stand.

Der Name

Die Carlbergergasse heißt seit 1955 nach Josef Carlberger (1792-1877), der der letzte Ortsrichter und der erste Bürgermeister von Atzgersdorf war, nämlich von 1852 bis 1864.

Architekten

Johann Staber - Johann Staber (geb. 1928 in Klagenfurt) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Graz. Sein 1970 mit dem 4. Preis ausgezeichneter Entwurf zur UNO-City in Wien 22 wurde schließlich 1973 bis 1979 realisiert. Von Johann Staber stammen auch die Pläne zum daneben liegenden Austria Center Vienna (1983-1987).