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Simony-Hof

Fakten

Simony-Hof

Koppreitergasse 8-10, 1120 Wien

Baujahr: 1927-1928

Wohnungen: 160

Architekt: Leopold Simony

Weitere Adressen

Rollingergasse 9, 1120 Wien

Erlgasse 47, 1120 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Mitte des 19. Jahrhunderts war das Gebiet westlich der Untermeidlinger Hauptstraße, der heutigen Meidlinger Hauptstraße, ein Wald- und Wiesenland. Erst Ende des Jahrhunderts wurden hier Parzellen projektiert und Straßen angelegt. Bis zum Ersten Weltkrieg entstanden an der Koppreitergasse meist dreigeschoßige Mietshäuser und an der Südseite eine große Remise. Der gegenüber gelegene Simony-Hof wurde als erster großer Gemeindebau im Areal zwischen der Meidlinger Hauptstraße und Schönbrunn in den Jahren 1927/28 errichtet.

Die Architektur

Der Simony-Hof ist ein breit gelagerter, rechteckiger und zur Koppreitergasse hin ansteigender offener Gartenhof mit vorwiegend viergeschoßiger Randverbauung. Nach Osten ist ein mehrachsiger Wohntrakt entlang der Koppreitergasse angefügt. Im dahinter liegenden kleinen Hof befindet sich der einzige Zugang, der nur durch einen Bogendurchgang in der südöstlichen Haupthofecke erreichbar ist. In den kürzeren Gebäudeteilen parallel zur Koppreitergasse kommen zu beiden Seiten des Eingangstorbereiches moderne, sachliche Stilelemente zum Tragen. Mächtige kubische Blöcke sind in Höhe und Tiefe gestaffelt. Die Straßenfassaden des Seitentrakts in der Erlgasse und des langen Haupttrakts in der Rollingergasse zeigen eine dezente zusätzliche Achsengliederung durch Loggien und seichte Erker im dritten Obergeschoß. Im Abstand von fünf Fensterachsen wurden außerdem vier kubische hohe Aufzugstürme vor die ehemaligen Stiegenaufgänge in der Rollingergasse gesetzt. Die früheren Stiegen wurden auf die Hofseite verlegt. Die Hoffassaden der Gebäude werden jeweils durch einen breiten Mittelrisalit dominiert. Jener im langen Haupttrakt ist durch ein Dachgeschoß überhöht. Er wird durch vier mittlere Loggienachsen und beiderseits davon nach zwei Fensterachsen durch zwei äußere Loggienachsen rhythmisiert. Die oberste Loggienreihe dieses großen Mittelrisalites wird zusätzlich durch einen rundbogigen Abschluss romantisch akzentuiert. Die vielen luftigen Pfeilerloggien, die heute größtenteils verbaut sind, müssen dem Baublock im ursprünglichen Zustand ein offenes und leichtes Erscheinungsbild verliehen haben.

Der Name

Der Hof wurde nach dem Architekten Leopold Simony benannt, weil er als einer der geistigen Väter des Wiener Wohnbauprogramms der Zwischenkriegszeit gilt und sich somit um die Sozialdemokratie sehr verdient gemacht hat.

Architekten

Leopold Simony - Leopold Simony (1859-1929) studierte 1877 bis 1883 an der Technischen Hochschule Wien bei Karl König und Heinrich Ferstel. Ab 1889 arbeitete Simony als selbständiger Architekt, wobei er bis etwa 1904 vor allem in Arbeitsgemeinschaft mit Theodor Bach tätig war. Simony war auf Industriebauten spezialisiert, die er in Galizien und am Balkan errichtete. Dabei entstanden oft auch gleichzeitig Arbeitersiedlungen. Er wurde immer mehr zum Fachmann für sozialen Wohnbau und setzte sich zunehmend für einen genossenschaftlichen Wohnungsbau ein. Ab 1900 war er Geschäftsführer der Gemeinnützigen Baugesellschaft für Arbeiterwohnhäuser und leitete als solcher den Bau tausender sozialer Arbeiterwohnungen. Die von ihm entworfenen Wohnanlagen, wie etwa der Lobmeyrhof in Wien 16 (Wernhardtstraße 13-19, 1900/01), wurden in ihren riesigen Dimensionen mit Blockrandverbauung um Höfe und Gemeinschaftseinrichtungen für den späteren sozialen Wohnbau der Zwischenkriegszeit prägend.