Mobile Version aus nicht mehr nachfragen

Rußbergstraße 24

Fakten

Rußbergstraße 24

Rußbergstraße 24, 1210 Wien

Baujahr: 1957-1959

Wohnungen: 142

Architekt: Kurt Zöhrer, Franz Gomsi

Weitere Adressen

Jara-Benes-Gasse 5, 1210 Wien

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Das Gelände nahe der Endstation der Straßenbahn in Strebersdorf war lange Zeit spärlich verbaut. Auch heute wird das Areal drei Gassen weiter östlich vorwiegend landwirtschaftlich und industriell genutzt. Wie der gesamte XXI. Bezirk als letzter Stützpunkt der deutschen Wehrmacht in Wien war auch die Rußbergstraße vor 1945 massiv von Kriegsschäden betroffen. Luftangriffe versehrten diesen Teil von Strebersdorf. Die heutige Wohnanlage wurde ab 1957 im Zuge einer grundlegenden Umgestaltung des Areals zwischen Prager Straße und Edmund-Hawranek-Platz errichtet. Im Wesentlichen blieb sie seither unverändert.

Die Architektur

Die Wohnanlage besteht aus neun Blöcken und beherbergt insgesamt 13 Stiegen. Sie erstreckt sich östlich der verkehrsreichen Rußbergstraße und ist zu dieser hin weitgehend abgeschlossen. Die Stiegen 2-5 sind zu einer langen Mittelzeile gekoppelt und flankiert von zwei frei stehenden Blöcken mit den Stiegen 6, 1 und 13. Diese sind gegenüber der Mittelzeile etwas nach vorne versetzt und durch Überdachungen der dazwischen gelegenen Einfahrten mit dieser verbunden. Die restlichen Stiegen sind in frei stehenden Trakten im hinteren Teil der Anlage untergebracht. Die Fassadengestaltung ist, wie für die 1950er-Jahre typisch, schlicht. Oberhalb eines schmalen Sockelpodestes bleibt die Fassade weitgehend plan. Die einfachen Rechteckfenster sind oberhalb der Stiegenzugänge etwas versetzt und lassen die dahinter liegenden Treppenhäuser erkennen. Entlang der Rußbergstraße und zur Grünanlage hin ist das Dachgeschoß der Mittelzeile oberhalb des Hauptgesimses durch eine Mansarde geöffnet. Die Wohnungen in den flankierenden Trakten haben westseitig gelegene Loggien. Die Loggien der Wohnungen im hinteren Bereich der Anlage sind nach Süden ausgerichtet. Lediglich die Stiege 12 hat Loggien an der Ostseite. Alle Trakte sind dreigeschoßig. Interessant scheint die von den Architekten geplante sechsfarbige Gestaltung, welche das Fassadenbild entschieden lockert und eine differenziertere architektonische Gliederung der Baukörper ersetzt. Dies ist vor allem entlang der Rußbergstraße ersichtlich, wo farblich unterschiedlich gestaltete und von Nutungen gerahmte Wandfelder die langgestreckte Fassade der gekoppelten Mittelzeile strukturieren. Die dunkelblau-orange Balkongestaltung ist heute verblasst. Insgesamt eine für die 1950er-Jahre typische Anlage.

... und die Kunst

An allen Stiegenzugängen sind Hauszeichen angebracht, welche in den Jahren 1957-1959 entstanden sind. Zu sehen sind "Luchs", "Fischotter", "Rehe" und "Wiesel" von Gertrude Diener, "Wolf" von Elisabeth Kaufmann (zuerst Otto Eder), "Hirsch", Fasane" und "Eber" von Josef Schagerl sowie "Hase", "Fische", "Fuchs" und "Falke" von Margarete Bistron-Lausch. Tierdarstellungen wie diese sind häufig gewählte Motive. Sie symbolisieren den Freizeitraum des Menschen im Einklang mit der Natur, dienen als naturkundliche Anschauungstafeln, stellen aber auch ein optisches Leitsystem in größeren Siedlungen dar. In der Grünanlage befindet sich die Freiplastik "kniender Wasserbüffel" aus Terrazement von Elisabeth Turolt (1957/1958).

Der Name

Die Rußbergstraße (auch Rußberggasse) wurde 1912 nach dem historischen Flurnamen "Rußberg" benannt. Die Straße wurde durch die Einbeziehung des Strebersdorfer Platzes verlängert. Ursprünglich hieß die Gasse Schulbrüdergasse, später auch Bahngasse.

Architekten

Kurt Zöhrer - Kurt Zöhrer (geb. 1925) studierte bis 1949 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Als selbständiger Architekt war er zunächst vor allem im Wiederaufbau tätig. Zahlreiche Schulen und Bauten der E-Werke wurden von ihm landesweit geplant. Nach seinen Entwürfen erfolgte auch der Umbau der Österreichischen Botschaften in Warschau und in Moskau und die Erweiterung des Botanischen Instituts in Wien 3, Rennweg 14.

Franz Gomsi - Franz Gomsi (1904-2000) studierte ab 1937 bei Clemens Holzmeister an der Akademie der bildenden Künste Wien. Für die Gemeinde Wien entwarf er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften mehrere Wohnhäuser, wie etwa den Franz-Novy-Hof in Wien 16 (Koppstraße 97-101, 1950-1954) und die Anlage Czartoryskigasse 62-68 in Wien 18 (1953/54).