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Fuchsenfeldhof

Fakten

Fuchsenfeldhof

Längenfeldgasse 68, 1120 Wien

Baujahr: 1922-1925

Wohnungen: 452

Architekt: Heinrich Schmid, Hermann Aichinger

Weitere Adressen

Murlingengasse 32-34, 1120 Wien

Karl-Löwe-Gasse 17-19, 1120 Wien

Aßmayergasse 63, 1120 Wien

Murlingengasse 32-34, 1120 Wien

Aßmayergasse 63, 1120 Wien

Karl-Löwe-Gasse 17-19, 1120 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Auf dem Areal der heutigen Wohnhausanlage stand seit 1852 das Gasthaus "Zum Fuchsen", benannt nach seinem Besitzer Michael Fuchs. Die umliegenden Felder wurden Fuchsenfeld genannt. Die Planung des Fuchsenfeldhofes geht bis auf das Jahr 1915 zurück. Die Wohnhausanlage war eine der ersten Bauten des "Roten Wien". Sie verfügt über 481 Wohnungen sowie zahlreiche Gemeinschaftseinrichtungen wie die zentrale Waschküche und Badeanlage, einen Kindergarten, Lehrwerkstätten und eine Bibliothek. Fast gleichzeitig wurde vom selben Architektenteam der gegenüberliegende Reismannhof geplant; die beiden Monumentalanlagen sind aber durch die Längenfeldgasse getrennt. Im Februar 1934 waren der Fuchsenfeldhof und der Reismannhof Zentren des Kampfes gegen den Austrofaschismus: Am 13. Februar starteten Schutzbündler aus beiden Bauten vergeblich einen Entlastungsangriff Richtung Reumannhof. Am 14. Februar begann die Besetzung der beiden Bauten, am 15. Februar waren die Kampfhandlungen beendet.

Die Architektur

Die Monumentalanlage liegt auf einem annähernd rechteckigen Grundstück, welches von der Längenfeldgasse, der Karl-Löwe-Gasse, der Murlingengasse und der Aßmayergasse begrenzt wird. Die nahezu vollständige Randverbauung wird nur in der südwestlichen Ecke von einem anderen Gebäude ergänzt.

Quertrakte mit Durchgängen gliedern den Innenbereich in vier unterschiedlich große Rechteckhöfe. Die Außenfassaden sind mit höhengestaffelten Vor- und Rücksprüngen, betont durch den leicht geböschten, zweigeschoßigen Sockel, die kräftige Kranzgesimsleiste und aufgesetzte Dachgeschoße sehr abwechslungsreich gestaltet. Den Höhepunkt dieser Stilmittel bilden zwei mächtige Portalanlagen, deren Gittertore teilweise entfernt wurden. Stadttorartig durchbricht die Portalzone an der Längenfeldgasse mit einem hohen, konkav geformten Rundbogentor die Sockelgeschoße des Mittelrisaliten. Mit Arkaden und rechteckigen Personeneingängen ist das hohe Rundbogenportal an der Karl-Löwe-Gasse zum davor liegenden Wilhelmsdorferpark ausgerichtet. Die Ecke Aßmayergasse/Karl-Löwe-Gasse präsentiert sich romantisierend als "Leseturm" - dort befand sich früher die Bücherei.

Im ersten Hof an der Längenfeldgasse befindet sich in der Mitte des Arkadenganges im Westflügel eine kleine Brunnenanlage mit einer Fuchskopfplastik. Zwei seitliche Durchgänge führen in einen Hof mit Terrasse und Pavillon, darunter liegt eine zentrale Waschküche. Durch einen Torbogen in der Nordwestecke gelangt man in den dritten Hof. Als Kernstück der Anlage ist dieser am reichsten mit Arkaden und Balkonen ausgestattet. Pflanzliche Ornamentfelder, angelehnt an Otto Wagner, betonen die Risalitkanten sowie das oberste Geschoß über der Portalanlage zur Karl-Löwe-Gasse und die Durchgangstore. Im abgesenkten Zentrum des Hofes befand sich ursprünglich ein Kinderfreibad, heute beherbergt es einen Spielplatz. Behindertengerechte Wohnungen sind im ehemaligen Kinderhort im Südflügel untergebracht. Im Keller des Ostflügels war die zentrale Badeanlage. Der Durchgang in der Nordwestecke leitet in den letzten Hof über, in dem vor einer Mauer mit Blendarkaden eine schmale Steintribüne mit beidseitigen Stiegenläufen auffällt. Die um 1990 einbauten, turmartigen Liftanlagen verändern das architektonische Erscheinungsbild der Gesamtanlage.

... und die Kunst

Am Brunnen im ersten Hof befindet sich eine Fuchskopfplastik von einem unbekannten Künstler. "2 musizierende Putti" von Josef Riedl zieren den dritten Hof.

Der Name

Der Name des Hofes leitet sich von der alten Flurbezeichnung "Fuchsenfeld" ab.

Architekten

Heinrich Schmid - Heinrich Schmid (1885-1949) studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er die Meisterschule Otto Wagners besuchte. 1912 eröffnete er mit seinem Studienkollegen Hermann Aichinger ein gemeinsames Atelier in Wien, das bald zu einem der führenden Architekturbüros der Zwischenkriegszeit wurde. Neben zahlreichen Wohnhausanlagen wie etwa dem Rabenhof (Wien 3) und dem Julius-Popp-Hof (Wien 5) wurden auch das Hanusch-Krankenhaus (Wien 14, Heinrich-Collin-Straße 30) und das Österreichische Verkehrsbüro (Wien 1, Friedrichstraße 7) nach ihren Entwürfen errichtet.

Hermann Aichinger - Hermann Aichinger (1885-1962) studierte - ebenso wie sein späterer Arbeitskollege Heinrich Schmid - an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Otto Wagner. Das 1912 gegründete Architekturbüro Schmid & Aichinger war das meistbeschäftigte des Wohnbauprogramms des "Roten Wien". Auch in den späten 1930er- und in den 1940er-Jahren erhielt das Büro noch prestigeträchtige Aufträge. In dieser Zeit entstanden unter anderem das Wohn- und Geschäftshaus "Bärenmühle" (Wien 4, Operngasse 18-20) und das RAVAG-Gebäude (Wien 4, Argentinierstraße 30a; gemeinsam mit Clemens Holzmeister).