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Karl-Maisel-Hof

Fakten

Karl-Maisel-Hof

Koblicekgasse 2-8, 1110 Wien
Rohrhofergasse 2-6, 1110 Wien
Unter der Kirche 24-32, 1110 Wien

Baujahr: 1969-1971

Wohnungen: 1068

Architekt: Wiener Stadtbauamt, MA19

Weitere Adressen

Florian-Hedorfer-Straße 25-27, 1110 Wien

Bleriotgasse 25-31, 1110 Wien

Lindenbauergasse 84, 1110 Wien

Bleriotgasse 21, 1110 Wien

Lindenbauergasse 80, 1110 Wien

Lindenbauergasse 72, 1110 Wien

Rohrhofergasse 3-5, 1110 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Die Wohnhausanlage "Karl-Maisel-Hof" wurde gemeinsam mit der Anlage "Karl-Swoboda-Hof" als Teil der Plattenbausiedlung "Mitterweg" projektiert und von der Universale Elementbau mit Hilfe des Plattenbausystems "Seibert-Lenz" auf vormals landwirtschaftlichen bzw. für den Gemüseanbau genutzten Flächen errichtet. Die gesamte Anlage - zur Zeit der Projektierung noch "Seeschlachtgraben" genannt - stellt den Beginn der östlichen Stadtentwicklungsachse "Kaiser-Ebersdorfer Straße" dar.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage zählt zur zweiten Generation der Wiener Plattenbausiedlungen. Bedingt durch die stärker werdende Kritik an der frei stehenden Zeilenbebauung der ersten Generation wurde nunmehr versucht, an das traditionelle Wiener Modell der Hofbebauung anzuschließen und daher schloss man die orthogonal stehenden Scheibenbauten zu einer hofbildenden Bebauung zusammen. Darüber hinaus zeichnet sich die zweite Phase des Wiener Plattenbaus durch die Abkehr von den ausschließlich vier- und neungeschoßigen Wohnbauten aus. Davon versprach man sich mehr Variabilität.

Die Wohnhausanlage erstreckt sich in Nordwest-Südost-Richtung entlang der nördlich gelegenen Lindenbauergasse, einer Parallelstraße der Kaiser-Ebersdorfer Straße. Im Süden der Anlage vorgelagert dient ein mehr als 50 Meter breiter, parkähnlich gestalteter Grünstreifen als unmittelbares Erholungsgebiet. Die aus insgesamt 58 Stiegenhäusern bestehende Wohnhausanlage ist in drei Baugruppen unterteilt, die gemäß Planung auch die Bauteile II, III und IV der gesamten Siedlung darstellen. Durch die zueinander orthogonale Anordnung der aus zwei bzw. drei Häusern bestehenden Wohnblöcke ergibt sich eine hofbildende Bebauung. An den Nahtstellen der einzelnen vier- bis neungeschoßigen Wohnblöcke sind Loggien bzw. zu ebener Erde Durchgänge platziert, die die jeweiligen Innenhöfe mit der "äußeren" Umgebung verbinden. Die Wohngebäude sind allesamt unterkellert, wobei der Keller ein halbes Geschoß aus dem Terrain ragt, was wiederum die - auch farblich abgesetzte - Sockelzone bildet. An den Gebäuden der Wohnhausanlage ist auch nach der Sanierung die für die Fertigteilbauweise typische Fassadenrasterung bestens erkennbar. Jede Wohnung verfügt über eine halbintegrierte Loggia; an den Fassaden ragen diese Loggien als Risalite vor. An den Nord- bzw. Westfassaden der Wohnbauten dominieren je Stiegenhaus vorgesetzte Lifttürme, deren Außenwandplatten je Geschoß abwechselnd rot und grau gefärbt sind (vgl. dazu Wohnhausanlage Thürnlhofstraße 21-23). Lediglich bei den Wohnbauten ohne Lift werden die Eingänge durch von zwei Stahlsäulen gestützte Betonvordächer markiert. Im Gegensatz zu den Fertigteil-Wohnbauten von Oskar und Peter Payer sind an beiden Schmalseiten Fensteröffnungen und gelegentlich auch Loggien angeordnet.

... und die Kunst

In der Wohnhausanlage befinden sich zwei Kunstplastiken und eine Gebrauchsplastik. Der Bildhauer Hermann Walenta gestaltete die Natursteinplastik "Abstrakte Komposition", die sich im nördlichsten Bereich der Siedlung - Ecke Lindenbauergasse/Unter den Linden - befindet. Am östlichen Ende der Wohnhausanlage steht die Natursteinplastik "Spärisch-kreatürlich (Figur 67)" von Oskar Höfinger. Im Innenhof des vierten, westlichen Bauteils stehen zwei aus Beton geformte "Fische" als Spielskulpturen, gestaltet von einem unbekannten Künstler.

Der Name

Karl Maisel wurde am 3. November 1890 in Wien geboren. Er erlernte den Beruf des Maschinenschlossers und besuchte neben seiner Tätigkeit die Arbeiterhandelsschule. Zwischen 1934 und 1945 war er für die Revolutionären Sozialisten tätig, deshalb war er u. a. im KZ Buchenwald inhaftiert. Nach 1945 war Karl Maisel Gründungsmitglied des ÖGB, Nationalratsabgeordneter (1945-1959), Präsident der Arbeiterkammer (1956-1964) sowie von 1945 bis 1956 Bundesminister für Soziales. In seine Amtszeit fiel u. a. das ASVG. Am 13. März 1982 starb Karl Maisel in Wien.

Architekten

Wiener Stadtbauamt, MA19 - -