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Brünner Straße 108-110

Fakten

Brünner Straße 108-110

Brünner Straße 108-110, 1210 Wien

Baujahr: 1964-1965

Wohnungen: 98

Architekt: Fritz Purr, Anton Josef Osika

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Die Brünner Straße war gegen Ende des 19. Jahrhunderts nur stellenweise verbaut. Nahe dem Floridsdorfer Zentrum gab es vereinzelt Wohngebäude und stadtauswärts hatten sich einige Fabriken angesiedelt. Auf einem Teilbereich der heutigen Anlage wurde in den 1920er-Jahren ein hölzerner Verkaufskiosk einer Fleischhauerei errichtet. Ein weiterer eingeschoßiger Geschäftskiosk wurde in den 1950er-Jahren erbaut.

Die Architektur

Der Wohnbau aus den 1960er-Jahren liegt mit der Schmalseite an der Brünner Straße und weist einen rechteckigen Grundriss auf. Der lang gestreckte Baublock besticht vor allem durch seine schlichte Gestaltung und zurückhaltende Gliederung. Die sieben Geschoße verleihen dem Bau einen monumentalen Charakter. An der Nordseite wird die glatte Wandfläche lediglich von knapp eingeschnittenen Fenstern und verglasten Stiegenhäusern durchbrochen. Abwechslung entsteht hier nur durch die Verwendung von unterschiedlich großen Fenstern. Am restlichen Gebäude sorgen Loggien für eine Auflockerung der sonst eher einfach gehaltenen Fassade. Ein durchlaufendes Satteldach unterstreicht den einheitlichen Gesamteindruck.

... und die Kunst

Den Wohnbau ziert eine dekorative Brunnenanlage mit einer Bronzeplastik. Das Kunstwerk aus den Jahren 1964 bis 1966 trägt den Titel "Vegetative Form" und stammt von der Künstlerin Margarete Bistron-Lausch.

Der Name

Die Brünner Straße wurde 1736 aus wirtschaftlichen Gründen als Reichsstraße nach Mähren angelegt und lange Zeit als Mährische Straße oder Floridsdorfer Hauptstraße bezeichnet. Seit 1904 ist sie nach der mährischen Hauptstadt Brünn benannt.

Architekten

Fritz Purr - Fritz Purr (1905-1985) studierte Architektur an der Akademie für bildende Kunst bei Peter Behrens, wo er den Meisterklassepreis in Verbindung mit einem Reisestipendium gewann. Dieses führte ihn nach New York, wo er an der Planung der Radio City Music Hall im Rockefeller Center (1931) beteiligt war. 1932 machte er sich in Wien als Architekt selbständig. Hier war er nach 1945 an der Errichtung zahlreicher Wohnhausanlagen beteiligt. Sein prominentestes Bauwerk steht Am Graben 31 in Wien 1 (1951/52).

Anton Josef Osika - Anton Osika (1907-1965) studierte von 1921 bis 1928 neben Architektur bei Josef Frank, Josef Hoffmann und Oskar Strnad auch Tischlerei, Gürtlerei und Malerei an der Wiener Kunstgewerbeschule. Zusammen mit Fritz Purr entwarf er die Wohnhausanlage Brünner Straße 108-110 in Wien 21 (1964/65). Als Mitglied größerer Architektengemeinschaften war Osika auch an der Errichtung der Wohnhöfe Hofmannsthalgasse 12 in Wien 3 (1957-1959) und Marcusgasse 4-12 in Wien 14 (1961-1963) beteiligt.