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Gustav-Fuchs-Hof

Fakten

Gustav-Fuchs-Hof

Geiselbergstraße 16-24, 1110 Wien

Baujahr: 1954-1956

Wohnungen: 219

Architekt: Carl Rössler, Oskar Payer

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Vor dem Pestjahr 1679 war das Gebiet des heutigen Simmering - damals noch ein kleines Dorf im Bereich der Laurenzkirche - ein ertragreiches Weinbaugebiet. Nach der Verwüstung durch die Türken 1683 kam es im Ort jedoch zu einer Rückbildung zur bäuerlichen Struktur mit vielen kleinteiligen Feldern. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts blieb Simmering ein kleines Dorf, um das sich nur langsam Unternehmen ansiedelten, denen es im Stadtgebiet zu eng wurde. Eines der frühen Industriegebiete war der Geiselberg, in dessen Richtung sich die Verbauung Simmerings vom "Unteren Dorf" (Bereich Laurenzkirche) ausgehend über die heutige Kopal- und Hauffgasse ausdehnte. So war die Geiselbergstraße bereits zu Ende des 19. Jahrhunderts eine wichtige, von der Simmeringer Hauptstraße abzweigende Querverbindung nach Favoriten, auf der bereits 1905 der Straßenbahnbetrieb aufgenommen wurde.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage besteht aus fünf freistehenden Gebäudeblöcken. Der entlang der Geiselberstraße liegende Block ist durch eine Abstufung und Rückversetzung von der Straße in einen sechs Geschoße umfassenden Baukörper mit einem Stiegenhaus und einen niedrigeren, zwei Stiegenhäusern umfassenden Gebäudeteil mit ausgebautem Dachgeschoß gegliedert. Dem zurückversetzten Trakt ist eine ebenerdige, bis an die Baulinie reichende Geschäftszone vorgelagert. Die Fenster sind gleichmäßig angeordnet und ohne Rahmen in die glatte Fassade eingeschnitten. Ursprünglich wurden die Fassaden nur durch die versetzten Fenster der Stiegenhausachsen gegliedert, die leicht vor die Fassade gezogen bzw. am linken Gebäudeteil in die Fassade versenkt waren. Heute wird die Front von nachträglich angebauten Aufzugstürmen dominiert und durch ein schlichtes Farbkonzept strukturiert, das die Fenster zu Bändern zusammenfasst. Die Rückseite ist großzügig mit Balkonen ausgestattet. Auch an den drei quer zum Straßenblock zeilenförmig angelegten Gebäuden im Hinterhof sowie am langgestreckten Block entlang der westlichen Grundstücksgrenze wurden nachträglich Aufzugstürme, zum Teil in Stahl-Glas-Konstruktion, errichtet. Durch Dachausbauten und Balkonachsen erhalten die Fronten der vier bzw. fünf Geschoße umfassenden Häuser eine symmetrische Gliederung. Wie am Straßenblock werden die Fenster auch hier durch ein Farbkonzept zu Bändern bzw. Blöcken zusammengefasst.

... und die Kunst

An der Stirnseite des Straßenblocks ist ein von Otto Rudolf Schatz geschaffenes Mosaik mit "Darstellungen aus dem Alltag" angebracht. Am im rechten Winkel dazu stehenden Hofgebäude befindet sich das ebenfalls von Schatz gestaltete Mosaik zum Thema "Jagd" (beide 1954).

Der Name

Benannt ist die Wohnhausanlage nach dem langjährigen Bezirksrat Gustav Fuchs (1902-1981). Der stets engagierte Simmeringer war zuletzt Bezirksobmann des Pensionistenverbandes in Simmering.

Architekten

Carl Rössler - Carl Rössler (1890-1984) studierte mit mehreren Unterbrechungen von 1910 bis 1937 Architektur an der Technischen Hochschule Wien, unter anderem bei Max Fabiani und Siegfried Theiß. Für die Gemeinde Wien entwarf Rössler unter anderem zusammen mit Oskar Payer die Wohnhausanlage Geiselbergstraße 16-24 in Wien 11 (1954-1956) und gemeinsam mit Carl Auböck und Adolf Hoch die viel beachtete Anlage Vorgartenstraße 159-164 in Wien 2 (1959-1962). Rössler war auch am Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigten Secessionsgebäudes in Wien 1 beteiligt.

Oskar Payer - Oskar Payer (1903-1973) erlernte zunächst das Tischlerhandwerk, bevor er die Staatsgewerbeschule in Wien besuchte. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte er sich vor allem für eine Verbesserung der Wohnkultur sowie auch für die Funktionalität der Wohnung selbst ein. Dies stellte er u.a. in zahlreichen Publikationen, wie z.B. "Die praktische Wohnungskunde", und als Obmann des Vereins "Die Frau und ihre Wohnung" unter Beweis. Für die Stadt Wien plante Oskar Payer gemeinsam mit seinem Sohn Peter Payer mehrere Tausend Wohnungen, allen voran die zahlreichen Montagebau-Wohnungen.