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Friedrich-Engels-Platz 17

Fakten

Friedrich-Engels-Platz 17

Friedrich-Engels-Platz 17, 1200 Wien

Baujahr: 1949-1951

Wohnungen: 111

Architekt: Anton Siegl, Joseph Zimmel

Weitere Adressen

Wehlistraße 28-30, 1200 Wien

Engerthstraße 37, 1200 Wien

Friedrich-Engels-Platz 18, 1200 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Während an der Nordseite des Platzes zwischen 1930 und 1933 eine Monumentalanlage des städtischen Wohnungsbaus der 1. Republik gebaut worden war, blieb die Südseite des Friedrich-Engels-Platzes bis 1950 nur locker verbaut. Dieser Gemeindebau auf dem Grundstück Wehlistraße/Friedrich-Engels-Platz/Engerthstraße schloss eine solche Baulücke. Der Bau war eine der ersten Wohnhausanlagen, die im Zuge einer groß angelegten Kampagne zur Schaffung von Wohnraum von 1951 bis 1960 rund um den Friedrich-Engels-Platz errichtet wurden. Der Platz selbst wurde 1954 zu einem Kreisverkehr umgestaltet und zur Endstation der Straßenbahnlinie O (heute Linie N). Der Wohnkomplex Friedrich-Engels-Platz 17 - 18 wurde in zwei Bauabschnitten ausgeführt, wobei der Gebäudeteil an der Wehlistraße zuerst gebaut wurde. Zwischen 1952 und 1971 war hier ein Stützpunkt der MA 48 untergebracht.

Die Architektur

Die Eckparzelle Friedrich-Engels-Platz/Wehlistraße/Engerthstraße wurde von 1949 bis 1951 mit einer Wohnhausanlage in Blockrandverbauung besetzt. Der einfach gestaltete Bau zeigt über dem hohen, als Sockelzone gestalteten Erdgeschoß sechs weitere Geschoße unter einem Walmdach.
An der Ecke Wehlistraße/Friedrich-Engels-Platz ruht ein kubischer, leicht vorspringender Bauteil oberhalb der Erdgeschoßzone auf Konsolsteinen. Der um ein Geschoß erhöhte Teil wirkt turmartig - dies war eine beliebte Gestaltungsvariante während der 1950er- und 1960er-Jahre. Vom Friedrich-Engels-Platz aus führt ein einfacher, rechteckiger Tordurchlass in den Hof. Von hier aus sind die Stiegenhäuser zu den Wohnungen zu betreten.

Die Fassade zeigt regelmäßige Fensterausteilung mit schmalen Putzfaschen und einfachem Kratzputz, wobei mittels unterschiedlicher Farbgebung im Erdgeschoß eine Sockelzone suggeriert wird. An der westlichen Außenmauer wurden in vertikalen Achsen kleine kubische Balkone gebaut.

... und die Kunst

Das große Wandbild in mehrfärbiger Sgraffito-Ausführung nimmt Bezug auf ein lokales Ereignis, den populären Brigittenauer Kirtag. Das Werk ist eine Arbeit von Hermine Aichenegg und entstand 1951 nach Beendigung der Bauarbeiten.

Der Name

Der Friedrich-Engels-Platz wurde mehrfach umbenannt. War er ursprünglich nach Kaiser Joseph benannt, hieß er ab 1884 nur Kaiser-Platz. 1920 bis 1934 trug er den Namen Engels-Platz, später zwischen 1934 und 1946 Pater-Abel-Platz, seit 1946 heißt er Friedrich-Engels-Platz nach dem Sozialpolitiker Friedrich Engels (1820-1895), einem der führenden Marxisten. Engels publizierte gemeinsam mit Karl Marx das Kommunistische Manifest (1847).

Architekten

Anton Siegl - Anton Siegl (1902-1971) studierte von 1934 bis 1939 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Gemeinsam mit Josef Zimmel plante er für die Gemeinde Wien etwa die Wohnhausanlagen Friedrich-Engels-Platz 17 in Wien 20 (1949-1951) und Schelleingasse 28-30 in Wien 4 (1952/53).

Joseph Zimmel - Joseph Zimmel (1915-1984) studierte vor dem Zweiten Weltkrieg Architektur an der Technischen Hochschule Wien und Rechtswissenschaften an der Universität Wien (Dr. jur.). Nach geleistetem Kriegsdienst machte er sich als Architekt selbständig, wobei er zunächst mit Anton Siegl und später mit Josef Wenz zusammenarbeitete. Zu seinen ersten Projekten gehörten die Mitarbeit zur Planung der Donaukanal-Verbauung und das Möbeldesign für die Zweigstelle der Nationalbank in Graz. In Wien wurden nach Josef Zimmels Entwürfen unter anderem der Kindergarten und Pfarrheim der Pfarre Unter-Heiligenstadt in Wien 19 und das BRG Fichtnergasse in Wien 13 errichtet. In den Bundesländern plante er mehrere Siedlungen für die Wohngesellschaft Heimstätte, wie etwa in Lienz (T) und in Deutschlandsberg (Stmk.).