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Kurt-Holubarz-Hof

Fakten

Kurt-Holubarz-Hof

Geiselbergstraße 33, 1110 Wien

Baujahr: 1950-1951

Wohnungen: 47

Architekt: Josef (Jaroslav) Bayer

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Vor dem Pestjahr 1679 war das Gebiet des heutigen Simmerings, damals noch ein kleines Dorf im Bereich der Laurenzkirche, ein ertragreiches Weinbaugebiet. Nach der Verwüstung durch die Türken 1683 kam es im Ort jedoch zu einer Rückbildung zur bäuerlichen Struktur mit vielen, kleinteiligen Feldern. Bis zur Mitte des 19. Jahrhundert blieb Simmering ein kleines Dorf, um das sich nur langsam Unternehmen ansiedelten, denen es im Stadtgebiet zu eng wurde. Eines der frühen Industriegebiete war der Geiselberg, in dessen Richtung sich die Verbauung Simmerings vom "Unteren Dorf" (Bereich Laurenzkirche) ausgehend über die heutige Kopal- und Hauffgasse ausdehnte. So war die Geiselbergstraße bereits zu Ende des 19. Jahrhunderts eine wichtige, von der Simmeringer Hauptstraße abzweigende Querverbindung nach Favoriten, auf der bereits 1905 der Straßenbahnbetrieb aufgenommen wurde.

Die Architektur

Die drei Stiegenhäuser beherbergende Wohnhausanlage erstreckt sich entlang des ansteigenden Geländes der Geiselbergstraße. Die Front des Gebäudes ist in einen sechs Geschoße umfassenden Mittelteil und zwei je fünf Geschoße umfassende Seitenblöcke gegliedert. Im Erdgeschoß des mittigen Gebäudeteils ist links der schlicht gerahmte Durchgang zum Hinterhof eingeschnitten, von wo aus die drei Stiegenhäuser erschlossen werden. Rechts, aufgrund des abfallenden Geländes etwas niedriger gelegen, ist ein Geschäftslokal untergebracht. Die zentralen vier Fensterachsen sind gleichmäßig, mit hellen Rahmungen versehen, in die glatte Fassade eingesetzt. Die Fenster der äußeren beiden Achsen sind deutlich breiter, wodurch eine Zentrierung auf die Mittelachse erfolgt, die auch durch die vier französischen Fenster des obersten Geschoßes unterstrichen wird. Die beiden niedrigeren Seitenteile sind ebenfalls durch Achsen breiter und schmaler Fenster strukturiert. Wie zur Rahmung des gesamten Baus bestehen die äußersten Achsen in Ergänzung zum obersten Geschoß des Mittelblocks aus französischen Fenstern. Auffallend ist, dass die Fensterreihen des rechten Bauteils nicht auf gleicher Höhe mit jenen des Mittelblocks liegen, was in dem abfallenden Niveau begründet liegt. Hier wurde nicht einfach das Sockelgeschoß erhöht, sondern der Bau niedriger angesetzt.

Der Name

Eine Gedenktafel an der Fassade erinnert an Kurt Holubarz (1922-2000). Er war von 1973 bis 1983 Mitglied des Wiener Gemeinderats.

Architekten

Josef (Jaroslav) Bayer - Josef (Jaroslav) Bayer (1889-1979) studierte an der Kunstakademie in Sofia, anschließend in Wien an der Technischen Hochschule und an der Akademie der bildenden Künste, wo er 1915 seinen Abschluss machte. Vom Werk Bayers sind heute nur wenige Gebäude bekannt, die aber allesamt für die Gemeinde Wien enstanden; unter anderem die Wohnhausanlagen Sechsschimmelgasse 19 (Wien 9, 1925; gemeinsam mit Hartwig Fischel), Petzvalgasse 3 (Wien 4, 1928/29) und Paletzgasse 17 (Wien 6, 1930).