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Hedorfer-Hof

Fakten

Hedorfer-Hof

Enkplatz 1, 1110 Wien

Baujahr: 1945-1950

Wohnungen: 32

Architekt: Robert Kotas

Weitere Adressen

Simmeringer Hauptstraße 76, 1110 Wien

Wohnen in Wien

1945 waren rund 28 Prozent der Gebäude Wiens durch die Kriegshandlungen schwer beschädigt oder zerstört - im Hinblick auf den Wohnungsbau eine Phase, in der eine rasche Linderung der Wohnungsnot notwendig war. Infrastruktur fehlte völlig, das entsprechende Baumaterial ebenfalls. Die Stadtverwaltung beriet sich in einer "Enquete über den Wiederaufbau der Stadt Wien" und ab 1947 konnte die planmäßige Errichtung von Neubauten beginnen. Eine wichtige technische Errungenschaft, die aus Bauschutt Ziegel machte - die Vibro-Technik -, kam zum Einsatz. Mit dem Bau erster großer Wohnanlagen wie der Per-Albin-Hansson-Siedlung wurde Ende der 1940er-Jahre begonnen. Die 1948 mit dem Marshall-Plan durch die USA zugesicherte Wirtschafts- und Wiederaufbauhilfe war dringend nötig.

Geschichte

Bis nach der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Simmering kein geregeltes Marktleben. Die Bauern und Gärtner boten ihre Produkte in den Straßen der Arbeiterviertel an, was stets zu Handgreiflichkeiten und chaotischen Zuständen führte. 1873 beschloss der Gemeinderat schließlich die Errichtung eines Marktes, und zwar auf der Brachfläche neben der 1871 erbauten Schule. 1894 wurde der seither als Markplatz bezeichnete Platz, der sich rasch zum Zentrum von Simmering entwickelt hatte, in Enkplatz umbenannt. Als 1907 der Grundstein für die Kirche gelegt wurde, musste der Markt in den Bereich Lorystraße/Geiselbergstraße verlegt werden. In der ab 1945 errichteten Wohnhausanlage befand sich ursprünglich ein Kino, woran noch heute ein Schriftzug über der Durchfahrt erinnert. Nach dem großen Kinoboom in den 1960er-Jahren wurden die Räumlichkeiten jedoch für einen Supermarkt adaptiert.

Die Architektur

Die fünf Geschoße umfassende Wohnhausanlage liegt an der Ecke Simmeringer Hauptstraße/Enkplatz. Im Erdgeschoß sind Geschäftslokale untergebracht. Direkt darüber setzt die glatte Putzfassade an, die ohne Einschnitte bis zum Dachgeschoß hochgezogen ist. Strukturiert werden die Fronten durch Achsen unterschiedlich großer Fenster, deren zum Teil schräg gesetzte Rahmungen besonders bemerkenswert sind.

Ursprünglich hoben sich von den Fassaden ein Erker sowie zwei leicht vor die Fassadenflucht gezogene Stiegenhausachsen ab. Der Erker an der Hausecke, gestützt von zwei geschwungenen Konsolen, besteht heute noch. Den Stiegenhausachsen am Enkplatz und an der Simmeringer Hauptstraße wurden Türme für die nachträglich eingebauten Aufzüge vorgelagert. Irritierend ist, dass sich die Fenster des Erkers nicht auf gleicher Höhe mit den restlichen Fenstern am Enkplatz befinden. Grund dafür ist das ansteigende Geländeniveau. Die Wohnungen zur Hauptstraße, zu denen auch die Erkerzimmer gehören, liegen etwas niedriger als jene am Enkplatz. In der Bauhöhe wird der Sprung allerdings erst an der Hauptstraße vollzogen, hier rückt der Bau zudem leicht nach vorne. Der massiv gerahmte Durchgang links vom Aufzugsturm diente früher als Kinoausgang.

Der Name

Die Wohnhausanlage ist nach Florian Hedorfer (1865-1948) benannt. Hedorfer war von 1912 bis 1932 Mitglied des Wiener Gemeinderates und stand auch lange Zeit dem Fürsorgeamt vor.

Architekten

Robert Kotas - Robert Kotas (1904-1973) wurde zunächst als Tischler ausgebildet und studierte von 1929 bis 1933 an der Akademie der bildenden Künste bei Clemens Holzmeister. In den 1950er- und 1960er-Jahren wurde er durch seine zahlreichen Kino-Neu- und Umbauten sozusagen zum "Lichtspiel-Spezialisten". Aus seinem Büro stammen neben der Adaptierung des Metro-Kinos (Johannesgasse, Wien 1) auch die Pläne für den Umbau des Flotten-Kinos in der Mariahilfer Straße (1953), für den Neubau des Capitol-Kinos in der Kundmanngasse in Erdberg (1963) und für das legendäre, noch heute original erhaltene Gartenbaukino am Parkring (1960).