Mobile Version aus nicht mehr nachfragen

Antonigasse 100

Fakten

Antonigasse 100

Antonigasse 100, 1180 Wien

Baujahr: 1926-1927

Wohnungen: 13

Architekt: Erich Franz Leischner

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Nur kurze Zeit nach Vollendung der heute Pfannenstielhof benannten Anlage auf Nr. 102 wurde dieser Bau auf einem angrenzenden Grundstück, wo sich bis dahin ein Lagerplatz befunden hatte, als Anbau errichtet. In diesem kleinen Haus wurden nunmehr größere Wohnungen geplant, die im Sommer 1927 von den ersten Mietern bezogen werden konnten. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

Die Architektur

Auffällig an der Architektur dieses Gebäudes ist in erster Linie, dass obwohl der Anbau an den Pfannenstielhof zwar vom selben Architekten wie die benachbarte Anlage stammt und nur rund ein Jahr nach deren Fertigstellung begonnen wurde, dieser dennoch große stilistische Unterschiede zeigt. Zur Ausführung gelangten je drei Wohnungen pro Stockwerk, die jeweils über eine Küche und zwei Wohnräume verfügten. Die Fassade dieser kleinen fünfgeschoßigen Anlage ist streng symmetrisch angeordnet, wobei das unterste und oberste Geschoß an die Nebengebäude anschließen. In den drei mittleren Etagen hingegen wird die Symmetrie durch vor- und zurückspringende Elemente betont: Es treten die jeweils äußersten Achsen als Erker von der Baulinie hervor, um dann über geschwungene Loggien zur Mittelachse zu führen. Auf diesen Erkern sitzen im 4. Stock Balkone. Unterhalb des Daches verläuft eine Zone, in der pro Achse eine Zickzack-Linie als Dekorationselement angebracht wurde, die als abstraktes Gestaltungselement oder auch als stilisierte fliegende Vögel interpretiert werden kann. Bemerkenswert ist weiters der im Original erhaltene Windfang an der Haustüre mit geschliffenen Glasscheiben. Links und rechts davon wurden Geschäftslokale vorgesehen.

Der Name

Die Antonigasse trägt seit 1894 ihren Namen. Zuvor wurde sie als "Antongasse" bezeichnet. Der Ursprung ihrer Benennung ist nicht ganz geklärt. Vermutlich ist sie nach Anton Klettenhofer (1815-1897), der von 1864 bis 1871 und von 1873 bis 1882 das Amt des Bürgermeisters von Währing bekleidete, benannt. Eine andere Version sieht in einer Statue des heiligen Antonius von Padua den Namensgeber.

Prominente Bewohner

In diesem Haus lebte der sozialdemokratische Stadtrat und Bezirksobmann der SPÖ Währing Rudolf Sigmund (1903-1976), nach dem kürzlich ein Hof im 18. Bezirk benannt wurde.

Architekten

Erich Franz Leischner - Erich Franz Leischner (1887-1970) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien, u. a. bei Carl König. Bereits ab 1911 bis zu seiner Pensionierung 1949 war er für das Wiener Stadtbauamt tätig. Für das Rote Wien erbaute er neben zahlreichen Wohnhausanlagen unter anderem auch das Kongressbad (1928). In den 1930er-Jahren wurde nach seinem Konzept (gemeinsam mit Alfred Fetzmann) die Höhenstraße angelegt. Ab 1949 war er als selbständiger Architekt tätig. In dieser Zeit entstanden unter anderem die Rotundenbrücke (1953-1955) und die Salztorbrücke (1960-1961) nach seinen Entwürfen.