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George-Washington-Hof

Fakten

George-Washington-Hof

Ahornhof 1-17, 1100 Wien
Fliederhof 1-16, 1100 Wien
Eschenallee 2, 1100 Wien
Unter-Meidlinger Straße 10-12, 1100 Wien
Akazienhof 1-20, 1120 Wien
Ulmenhof 1-24, 1120 Wien

Baujahr: 1925-1930

Wohnungen: 1007

Architekt: Karl Alois Krist, Robert Oerley

Weitere Adressen

Wienerbergstraße 6-8, 1100 Wien

Fliederhof 12-14, 1100 Wien

Unter-Meidlinger Straße 3-5, 1100 Wien

Eschenallee 2-4, 1100 Wien

Triester Straße 52-56, 1100 Wien

Rotdornallee 2-4, 1100 Wien

Kastanienallee 1-3, 1100 Wien

Köglergasse 4-8, 1100 Wien

Rotdornallee 1-7, 1100 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Der George-Washington-Hof wurde nahe der "Spinnerin am Kreuz" (eine historische Richtstätte) an der Grenze zwischen dem 10. und 12. Bezirk errichtet. Ursprünglich umfasste die Wohnhausanlage über 1.097 Wohnungen und 69 Lokale und war als Gartenstadt geplant. In der Errichtungsphase gab es eine Kontroverse zwischen Befürwortern von Wohnhausanlagen als Gartenstadt und den Verfechtern von Wohnhausanlagen als Wohnblock. Im Falle des George-Washington-Hofes kam es zu einer Kompromisslösung. In den Februarkämpfen 1934 diente der George-Wasington-Hof als Kommandostelle des Republikanischen Schutzbundes. Es kam zu Kämpfen gegen die Regierungstruppen, bei denen Arbeiter verletzt und getötet wurden. An die Kämpfe erinnerte eine Gedenktafel im "Fliederhof".

Die Architektur

Beim George-Washington-Hof entsteht durch die Randverbauung der Eindruck einer Gartenstadt mit kleinteilig gestalteten Stockwerkhäusern die entlang der Grundstücksgrenze aufgefädelt sind. Im Inneren der Anlage befinden sich fünf aneinander gereihte Höfe mit weitläufigen Grünflächen. Zwei Straßen durchqueren die Höfe. Durch die vielen Durchgänge und Durchfahrten erscheint die Anlage nach allen Seiten hin offen. Die beiden Architekten unterscheiden sich stark in ihrer Gestaltung: Karl Krists Fassaden erscheinen einfach und ohne Ornamente. Die Loggien-Gruppen, polygonalen und spitzen Erker, Giebel und Zinnen wirken romantisierend. Die Fenster der Stiegenhäuser liegen horizontal über oder unter dem Niveau der anderen Fenster. Runde Erker lockern die strengen Fronten der Randverbauung auf. Architekt Robert Örley hingegen schafft kieselverputzte Fassaden, rautenförmige Putzornamente, verglaste Veranden, spitzgiebelige Stiegenhäuser und über Eck angeordnete Loggien.

... und die Kunst

Bei der Mutterberatungsstelle an der Triester Straße stellt eine reich verzierte Terrakottafigur von Josef Riedl eine Frau mit zwei Kindern dar. Den "Ulmenhof" schmückt eine Mädchen-Plastik von Hugo Taglang. Die Fassade der zweibogigen Toreinfahrt beim Haupteingang der Wohnhausanlage zeigt ein Reliefmedaillon von George Washington, geschaffen von Heinrich Scholz.

Der Name

Das Bauwerk wurde bei der Ausschreibung mit dem Namen "Wohnhausanlage bei der Spinnerin am Kreuz" bezeichnet. Die "Spinnerin am Kreuz" ist eine gotische Steinskulptur an der Triesterstraße (Baumeister Michael Knab), die die Kreuzigung Christi darstellt. Einer Legende nach steht ihre Entstehung im Zusammenhang mit den Kreuzzügen.
Otto Gläzer machte den Vorschlag, den einzelnen Höfen den Namen nach der jeweiligen vorherrschenden Bepflanzung zu geben. So entstanden die bis heute gebräuchlichen Bezeichnungen "Birkenhof", "Akazienhof", "Ahornhof", "Fliederhof" und "Ulmenhof".
Seit 1932 ist die Anlage nach dem Begründer der amerikanischen Verfassung und ersten Präsidenten der USA, George Washington (1732-1799), benannt.

Architekten

Karl Alois Krist - Karl Alois Krist (1883-1941) trat nach dem Studium an der Technischen Hochschule Wien sowie an der Akademie der bildenden Künste in den Dienst der Stadt Wien ein, für die er ab 1922 zahlreiche Wohnhaussiedlungen realisierte, darunter den George-Washington-Hof (Wien 10; 1927-1930; zusammen mit Robert Oerley), den Anton-Schrammel-Hof (Wien 11; 1925), den Dr.-Franz-Klein-Hof ( Wien 11; 1924) und den so genannten Liebknechthof (Wien 12; 1926/27). Neben seiner Tätigkeit für die Stadt Wien unterhielt er auch ein privates Atelier als Zivilarchitekt.

Robert Oerley - Robert Oerley (1876-1945) studierte von 1892-1896 an der Kunstgewerbeschule Wien. Zunächst errichtete er zahlreiche Wohn- und Miethäuser in Wien. 1907/08 entstand sein Hauptwerk, das Sanatorium Luithlen (Auerspergstraße 9, Wien 8, heute in anderer Verwendung). Außen durch den ornamentlosen, nüchternen Aufbau den modernen Formprinzipien verbunden, war es innen nach modernsten technischen Erkenntnissen ausgestattet. In den 20er-Jahren errichtet Oerley für die Gemeinde Wien zwei Wohnhausanlagen. Von 1927-1932 war er am Ausbau von Ankara zur neuen Hauptstadt der Türkei beteiligt.