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Viktor-Adler-Hof

Fakten

Viktor-Adler-Hof

Triester Straße 57-65, 1100 Wien

Baujahr: 1923-1924

Wohnungen: 110

Architekt: Engelbert Mang

Weitere Adressen

Troststraße 127, 1100 Wien

Quaringasse 24, 1100 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

An der wichtigen Ausfallstraße nach Süden, in Verlängerung der Kärntner Straße, befand sich auf der Höhe des Wienerberges bis 1868 auch die Richtstätte der Stadt Wien. Erst Ende des 19. Jhs. wurden die bis dahin landwirtschaftlich oder als Ziegelgruben genutzten Gründe verplant. Zu den ersten Bauten an der Westseite der heutigen Triester Straße zählten Gebäude des Kaiser-Franz-Josef-Spitals, das zwischen 1884 und 1906 als moderne Krankenanstalt errichtet wurde. Die Wirkung des diesem Areal gegenüber liegenden mächtigen Wohnblocks, der zu seiner Erbauungszeit die umliegenden Häuser hoch überragte, muss besonders eindrucksvoll gewesen sein und lag als solche vermutlich auch in der Absicht des Bauherrn.

Die Architektur

Der Viktor-Adler-Hof ist einer der ersten Superblöcke, die im Rahmen des sozialistischen Wohnbauprogramms vom Wiener Stadtbauamt errichtet wurden. Die Wohnhausanlage der Gemeinde Wien nach Plänen des Architekten Engelbert Mang vom Wiener Stadtbauamt 1923-24 erbaut, liegt an der östlichen Triester Straße, dem Kaiser-Franz-Josef-Spital gegenüber. Der nach außen repräsentativ wirkende Bau, vor allem die Fassade an der Triester Straße, ist programmatisch in der Idee des Wohnpalastes für die arbeitende Bevölkerung gestaltet. In ansteigender Lage als dreiflügelige Randverbauung um einen Innenhof errichtet, zeigt der Bau 5 bis 6 Geschoße. Die lange Front an der Triester Straße ist durch unterschiedliche, symmetrische Risalit- und Erkergliederung rhythmisiert, mit einem Wechsel zwischen rundbogigen Loggien und vortretenden Balkonen. Die Mitte der Hauptfassade ist durch einen Dreiecksgiebel an der Eingangsachse überhöht. Ein in Höhe des ersten Geschoßes verlaufendes Gesims erweckt den Eindruck eines hochgezogenen Sockels, der dem Bau Festigkeit gibt. An der Fassade ist eine Variationsfreude an Gestaltung zu beobachten, wie sie später nur mehr selten zum Einsatz gekommen ist. Hier sind kleinteilige Sprossenfenster bzw. quadratische Sanitärfenster durch Sohlbankgesimse gekoppelt, vertikale Farbfelder schaffen unabhängige optische Einheiten, die sich zu einer Gesamtwirkung verbinden. Hofseitig ist die Fassade einfacher, mit einigen Balkonbändern zum begrünten Innenhof hin.

Der Name

Der Hof ist benannt nach dem Arzt Viktor Adler (1852-1918), der als Begründer der Sozialdemokratischen Partei Österreichs gilt. Viktor Adler machte 1888 mit Nachdruck auf die katastrophalen Arbeitsbedingungen der Favoritner Ziegelarbeiter aufmerksam.

Die Triester Straße, bereits in der Römerzeit nachweisbar, wurde bereits unter Karl VI. (1711-1740) als Reichsstraße angelegt und hieß ursprünglich Neustädter Poststraße. Seit 1883 trägt sie den Namen des ehemaligen k.u.k. Marinehafens Triest.

Architekten

Engelbert Mang - Engelbert Mang (1883-1955) studierte Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Otto Wagner. Nach seinem Studium trat er in das Wiener Stadtbauamt ein, wo er von 1923 bis 1932 an der Realisierung zahlreicher Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien mitwirkte. Nach seinen Entwürfen entstanden etwa der Viktor-Adler-Hof in Wien 10, der Widholzhof in Wien 11 und der Fröhlichhof in Wien 12.