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Ernst-Papanek-Hof

Fakten

Ernst-Papanek-Hof

Oelweingasse 21-23, 1150 Wien

Baujahr: 1975-1976

Wohnungen: 33

Architekt: Peter Tölzer, Maria Tölzer

Weitere Adressen

Grimmgasse 25-27, 1150 Wien

Wohnen in Wien

In den 1970er-Jahren begann eine erste Sanierungswelle des Wohnungsaltbestands der Stadt Wien, um den Wohnstandard anzuheben. Zusätzlich wurden von 1972 bis 1977 rund 16.500 neue Wohnungen gebaut. Der Wohnungsmangel war beseitigt. Nun sollten sich neue Anlagen auch besser in ihre Umgebung einfügen, sich vom Straßenverkehr abwenden, öffentlich gut erreichbar und vor allem mit der nötigen Nahversorgung ausgestattet sein. Damit rückte auch ein Grundgedanke des "Roten Wien" aus den 1930er-Jahren wieder in den Mittelpunkt: Es wurde wieder Wert auf die Sozialisierung des Wohnens gelegt. 1978 wurde die Grundsteinlegung der 200.000sten Wohnung seit 1923 gefeiert.

Geschichte

Der Tuchfabrikant und Pottasche-Erzeuger Franz Wenzel Dadler kaufte 1799 die Besitzung "Braunhirschen", einen die Oelweingasse umgebenden Vorort, und steigerte durch Parzellierung die Bautätigkeit im Gebiet. Auf Dadlers Initiative geht somit die Besiedelung der Gegend rund um die Oelweingasse zurück. Auf dem Grundstück Grimmgasse 25 wurde für den Bau des Ernst-Papanek-Hofes in den 1970er-Jahren ein Wohnhaus mit elf Wohnungen abgetragen, auf dem Grundstück Grimmgasse 27 musste ein Bau mit einer Wohnung und einem Lokal, auf dem Grundstück Oelweingasse 23 ein Bau mit neun Wohnungen und zwei Lokalen dem Neubau weichen.

Die Architektur

Die Eckverbauung besteht aus drei sechsgeschoßigen Baublöcken, die über drei vom Hof aus erreichbare Stiegen und Aufzüge erschlossen werden. Die im sechsten Geschoß gelegenen Wohnungen verfügen über Terrassen, werden aus architektonischen Gründen jedoch nicht vom Lift angefahren. Die Straßenfassaden des Hauses werden durch die farblich hervorgehobenen Fensterreihen und die verputzten Parapete sowie durch das hervorkragende Mauerwerk aus Sichtbeton von einem für die 1970er-Jahre typischen Wechsel von vertikalen und horizontalen Elementen bestimmt. Insgesamt dominiert zwar der Eindruck eines kompakten Blockes, durch die über den Gehsteig vor dem Haus vorspringenden Erker, die großen Fenster des Gassenlokals sowie den oberen Abschluss durch die teils begrünte Terrasse erscheint die Architektur jedoch weder schwer noch behäbig.

... und die Kunst

Links neben dem Hauseingang in der Oelweingasse befindet sich die von Alfred Kirchner geschaffene Bildwand "Farbflächenkomposition". Der Maler und Keramiker Kirchner, der etwa auch in Graz Kunst am Bau geschaffen hat, war von der Gemeinde Wien schon für zwei Türumrahmungen am 1959 eröffneten Gemeindebau Hutweidengasse/Sailäckergasse/Krottenbachstraße beauftragt worden. In der Meidlinger Pfarrkirche schuf Kirchner 1963 einen Kreuzweg aus Keramik.

Der Name

Ernst Papanek (20.08.1900-5.08.1973) war von 1931-1933 Landesobmann des Bildungsausschusses in Wien und von 1932-1934 als Abgeordneter der Sozialdemokraten im Wiener Gemeinderat tätig. Nach den Februarkämpfen des Jahres 1934 flüchtete Papanek in die Tschechoslowakei, 1938 nach Paris, wo er in der Flüchtlingskinderbetreuung arbeitete. 1940 schließlich emigrierte Papanek in die USA und engagierte sich dort in Politik und Wissenschaft. Papanek starb während eines Besuches in Wien, eine Tafel im Hauseingang des Ernst-Papanek-Hofes erinnert an ihn.

Architekten

Peter Tölzer - Peter Tölzer (1910-1997) arbeitete nach seiner Ausbildung an der Kunstgewerbeschule im Graphikatelier Josef Binder. Nach dem 2. Weltkrieg begann er eine neue Karriere als Architekt mit einem Studium bei Clemens Holzmeister und Erich Boltenstern. In Arbeitsgemeinschaft mit seiner Ehefrau Maria Tölzer entstanden z. B. 1959-1962 Bauteil 11 der Wohnhausanlage in Wien 10, Eisenstadtplatz, oder der 1975-1976 realisierte Ernst-Papanek-Hof.

Maria Tölzer - Maria Tölzer (1908-1998), zunächst im pädagogischen Bereich tätig, studierte bei Prof. Franz Schuster an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Zu ihren bekanntesten Werken, die vielfach in Arbeitsgemeinschaft mit ihrem Ehemann Peter Tölzer entstanden, gehört der 1947-1948 errichtete Kindergarten in der Per-Albin-Hanson-Siedlung West. Die Architektin entwarf aber auch Kinderspielzeug, gestaltete eine Vielzahl von Interieurs und veranstaltete Ausstellungen.