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Bieler Hof

Fakten

Bieler Hof

Kinzerplatz 10-11, 1210 Wien

Baujahr: 1926-1927

Wohnungen: 96

Architekt: Adolf Stöckl

Weitere Adressen

Nordmanngasse 2, 1210 Wien

Freiligrathplatz 30, 1210 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Die Wohnhausanlage wurde in der Zwischenkriegszeit auf einem bis dahin unverbauten Platz gegenüber der neugotischen Leopoldskirche errichtet. Nachdem der Wohnbau am Kinzerplatz im Zweiten Weltkrieg zum Teil beschädigt worden war, wurde 1950 mit den Arbeiten zur Instandsetzung begonnen. In der Nachkriegszeit bemühten sich die Einwohner der Schweizer Stadt Biel besonders um das Wohl der Floridsdorfer - eine Gedenktafel erinnert noch heute daran.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage am Kinzerplatz erinnert an den so genannten "Heimatstil" des 19. Jahrhunderts. Der Einsatz historisierender Elemente innerhalb der großstädtischen Infrastruktur erzeugt einen romantischen Eindruck.

Die Anlage erstreckt sich über einen hakenförmigen Grundriss und fällt vor allem durch die gelb-rote Farbgebung und den ausladenden Laubengang im Erdgeschoß auf. Eine durchgehende Balustrade über den roten Arkaden bildet die Abgrenzung zur restlichen Fassade, die ab dem ersten Stock nach hinten versetzt ist. Über dem ersten Geschoß befindet sich eine großzügige Terrassenfläche. Auch zur Nordmannstraße hin verfügt der vordere Bauteil über einen Laubengang, der aber erst nach dem ersten Stockwerk mit einer Balustrade und einer Terrasse abschließt. Die Fassade der Obergeschoße ist mit Loggien und polygonalen Erkern abwechslungsreich gestaltet. Je eine Achse mit Loggien wird zu beiden Seiten von einer Achse mit Erkern eingefasst und von einem Dacherker mit Spitzgiebel bekrönt. Das Motiv der Erker findet an den Hoffassaden seine Fortsetzung. Ein turmähnlicher, runder Bauteil betont die Eckwinkel der beiden Hofseiten. Die Fenster der Stiegenhäuser an beiden Hofseiten steigen treppenartig an.

... und die Kunst

Die Fenster der polygonalen Erker werden durch Bänder getrennt, die mit Akanthusformen reich verziert sind. Einzelne Dekorelemente wie kleine Medaillons zwischen den Geschoßen im Bereich der Erker und die kunstvolle Gestaltung der Stiegenhausnummern sorgen für eine einheitliche architektonische Komposition.

Der Name

Die Wohnhausanlage am Kinzerplatz war aufgrund ihrer ungewöhnlichen Farbgebung in Floridsdorf lange Zeit als "Die rote Burg" bekannt. Die Anlage erhielt ihren Namen im Jahr 1947 zu Ehren der Schweizer Stadt Biel, deren Einwohner sich nach dem Krieg besonders um die Versorgung der Floridsdorfer Bevölkerung bemüht hatten. Der Platz, an den der Wohnbau angrenzt, ist seit 1919 nach Dr. Karl Kinzer, dem Erbauer der Zweiten Wiener Hochquellenwasserleitung, benannt.

Architekten

Adolf Stöckl - Adolf Stöckl (1884-1944) studierte von 1902 bis 1907 an der Technischen Hochschule Wien bei Karl König und Karl Mayreder. 1911 trat er in das Wiener Stadtbauamt ein, wo er vor allem im Schul- und Gesundheitswesen tätig war. Sein bedeutendstes Werk ist die zu ihrer Entstehungszeit 1924/25 wegweisende Kinderübernahmestelle (für verwahrloste oder verwaiste Kinder) in Wien 9. Stöckl war aber auch am Bau zahlreicher Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien beteiligt.