Ventile für die Wut

Die Indie-Grantler von Kreisky debütierten im Oktober im Rabenhof Theater mit dem Sibylle-Berg-Stück „Viel gut essen“. Musical ist es keines geworden, aber ansatzweise eine Rockoper. Wir waren bei der Probe live vor Ort und haben mit dem charismatischen Frontmann Franz Adrian Wenzl und Gitarrist Martin Max Offenhuber geplaudert.
Es ist ein ungewöhnliches Szenario für das Quartett um Frontmann Franz Adrian Wenzl. Normalerweise stehen sie nur zu viert im Proberaum. Heute sind sie zu acht. Am Klavier sitzt der musikalische Leiter des Rabenhofes und auf zwei Tischen ragt ein dreiköpfiger Chor darüber hinaus. Die Proben für „Viel gut essen“ haben begonnen.
Wie ist es zu der Zusammenarbeit zwischen Kreisky und Sibylle Berg gekommen?
Wenzl: Der Rabenhof hat Sybille Berg dazu überredet, ihr Stück zu inszenieren. Und einem schlauen Menschen (lacht), also mir selber, ist dann eingefallen, das die Erzählhaltung von Sybille Berg eigentlich perfekt zu Kreisky passt.
Die Hauptfigur ist ein Informatiker, den seine Frau verlassen hat und der den Job, den er gern bekommen hätte, an eine Migrantin verliert. Er ist grantig auf Gott und die Welt.
Wenzl: Das hast du gut zusammengefasst. Es ist ein sehr aktuelles Stück. Ein normaler Mensch, ein Wutbürger, der in jedem von uns steckt. Es gibt einen Monolog, den ich mache und schauspielere, es gibt Chorpassagen von einem sechsstimmigen Chor. Die Charaktere, die wir auch in unseren Kreisky-Liedern besingen, kommen dem Stück, dass wir jetzt im Rabenhof aufführen, sehr, sehr nahe.
Hier im Rabenhof kann man Sachen machen, die man sonst nirgends machen kann!“ - Franz Adrian Wenzl
Der Hauptdarsteller hat aber auch einen Grant auf Ausländer. So bist ja du gar nicht. Macht das Spaß, so etwas zu spielen?
Wenzl: Ja, macht es schon. Aber die Figur bleibt ein „Borderliner“. Es geht ja darum, dass man das Publikum mitnimmt und es sich stark damit identifizieren kann. Warum
ist der so? Das wird natürlich schwierig, wenn es um „rechte“ Themen geht, aber wenn man die Frau oder den Partner verliert, dann ist das eine Situation, die jeder von uns schon mal erlebt hat. Die Sibylle Berg hat da durchaus sehr genau hingeschaut.
Wie funktioniert die musikalische Umsetzung?
Wenzl: Es gibt richtige Lieder, die als Song funktionieren. Über Arbeit, über den Sohn des Protagonisten, über seine Mutter. Und den Graubereich dazwischen mit dem Chor. Der Martin unterstützt das mit seiner Gitarre. Offenhuber: Die Lieder sind richtige Kreisky-Stücke, es sind keine Klangteppiche, keine Theatermusik.
Wir feiern 90 Jahre Rabenhof, was verbindet ihr mit dem Rabenhof Theater?
Wenzl: Wir haben ja eigentlich keine Theatererfahrung und das Schöne hier ist, dass die hier uns das trotzdem zutrauen. Es ist auch schön, dass die Leute, die
hier spielen, immer wieder aus anderen Bereichen kommen. Aus der Popkultur aus der Musik und der Literatur, aus der Comedy.
Offenhuber: … Quereinsteiger
Wenzl: Ja, genau, es ist ein Quereinsteigertheater. Das ist das Spezielle am Rabenhof, dass man hier Sachen machen kann, die man sonst nirgends machen kann. Das ist unsere Hauptmotivation, dass wir mal was anderes machen.
Viel gut essen. Ein Amoklauf von Sibylle Berg und Kreisky.
Rabenhof Theater
11. November,
2., 19., 20. Dezember 2017, jeweils 20 Uhr.