Der Rudolf-Sarközi-Hof

Die städtische Wohnhausanlage Springsiedelgasse 32 wurde am 9. Oktober 2017 nach dem Gründer des Kulturvereins österreichischer Roma Rudolf Sarközi benannt. In dieser Wohnhausanlage lebte Sarközi 52 Jahre lang.
Rudolf Sarközi setzte sich federführend für die Anerkennung der Roma und Sinti als österreichische Volksgruppen ein. Er war der erste Rom, der in Österreich in ein politisches Amt gewählt wurde. Zwischen 2001 und 2010 war er Bezirksrat in Wien-Döbling, wo er seit Jahrzehnten wohnte. Er wurde am 11. November 1944 im Konzentrationslager Lackenbach geboren und wuchs im südlichen Burgenland auf. Als Rom diskriminiert, blieb ihm ein Lehrplatz verwehrt, weswegen er als Hilfsarbeiter tätig war. 1964 wurde Wien sein Lebens- und Arbeitsmittelpunkt, wo er 1980 als Kraftfahrer in den Dienst der Stadt Wien trat.
Sarközi engagierte sich schon früh für die Anerkennung seiner Volksgruppe. 1991 gründete er den Kulturverein österreichischer Roma, dem er als Obmann vorstand. Er war außerdem federführend an der Vorbereitung des Nationalratsbeschlusses beteiligt, der die Roma und Sinti als österreichische Volksgruppe anerkannte. Im Jänner 1995 rief Sarközi das Roma Dokumentations- und Informationszentrum in Wien Döbling ins Leben, das 1996 feierlich eröffnet wurde. Er war von 1995 bis zu seinem Tod Vorsitzender des Volksgruppenbeirates der Roma, von 2001 bis 2010 Bezirksrat im 19. Bezirk und damit der erste in Österreich in ein politisches Amt gewählte Rom.
Auf seine Initiative hin wurden an mehreren Orten, so etwa in Lackenbach, Mauthausen und Auschwitz, Mahnmale und Gedenkstätten zur Erinnerung an die Vernichtung der Roma im Nationalsozialismus errichtet sowie Ausstellungen und Veranstaltungen initiiert. Rudolf Sarközi war unter anderem Träger des Golden Ehrenzeichens für die Verdienste um die Republik Österreich und des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien sowie des Berufstitels „Professor“. Rudolf Sarközi starb am 12. März 2016. Er wohnte 52 Jahre lang auf Stiege sieben der heute nach ihm benannten städtischen Wohnhausanlage.
Der Rudolf-Sarközi-Hof
Die in Hanglage von 1952 bis 1954 errichtete Siedlung umfasst 15 Baublöcke mit insgesamt 19 Stiegen auf die sich 181 Wohnungen verteilen. Zwischen den Blöcken liegt eine großzügige Grünraumfläche mit Durchgangsmöglichkeiten zu den einzelnen Stiegen. Die Baublöcke verfügen über jeweils zwei Hauptgeschoße und ein ausgebautes Dachgeschoß und sind teilweise mit Garagen ausgestattet. Bestechend ist die Gleichförmigkeit der Ausführung. Die Fensterreihen sind rhythmisch angeordnet und werden nur durch einzelne Balkone bzw. durch die halbstockversetzten Öffnungen der Stiegenhauskerne durchbrochen. Satteldächer mit zentrierten Dachgauben, lose oder in Verbänden aneinandergereiht, bilden den Abschluss. Geplant wurde die Anlage von den Architekten Heinrich Vana (1889 – 1967) und Norbert Schlesinger (1908 – 1980).