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Friedrich-Engels-Platz 9

Fakten

Friedrich-Engels-Platz 9

Friedrich-Engels-Platz 9, 1200 Wien

Baujahr: 1930-1933

Wohnungen: 326

Architekt: Rudolf Perco

Weitere Adressen

Wehlistraße 26, 1200 Wien

Kapaunplatz 8, 1200 Wien

Wehlistraße 26, 1200 Wien

Kapaunplatz 8, 1200 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Die Wohnhausanlage steht in den früheren Donau-Auen und ist nach dem Sandleitenhof in Ottakring der zweitgrößte Wohnbau des "Roten Wien". Ursprünglich plante Rudolf Perco die Wohnhausanlage weit umfangreicher. Statt rund 1.400 Wohnungen sollten 2.300 errichtet werden. Die Stadtgemeinde musste den Umfang der Wohnhausanlage aus Kostengründen reduzieren. Die Eröffnungsfeier 1933 wurde zu einem Fest für die Sozialdemokratie in Wien. Wenige Monate später wurde die Anlage zum Schauplatz für die blutigen Februarkämpfe - nicht zuletzt wegen ihrer strategisch günstigen Lage an der Floridsdorfer Brücke.

Die Architektur

Die Monumentalität der Wohnhausanlagen aus der Zwischenkriegszeit ist in vielen Fällen auf die Schule Otto Wagners (1841-1918, Architekt, Kunsttheoretiker) zurückzuführen, der Lehrer vieler der beauftragten Architekten war. Rudolf Perco knüpft am Friedrich-Engels-Platz mit seinem strengen Grundrissschema, das dem Plan einer "Idealstadt" nahe kommt, nahtlos an Otto Wagner an. Diese Idee entspricht auch den expressionistischen Vorstellungen der damaligen Stadtregierung für eine Wohnhausanlage. Besonders auffallend an dieser Anlage ist die konstruktivistisch-monumentale Torbauanlage mit ihren Wohntürmen. Hohe Eckrisalite begrenzen den Eingang in die Wohnanlage, riesige Fahnenmaste und umlaufende Balkone betonen den monumentalen Eindruck. Die Wohnhöfe muten eher sachlich an. Sie sind weitläufig angelegt und beherbergen Plätze und Grünflächen. Die Fassaden der vier- bis fünfgeschoßigen Gebäude werden durchwegs von einem geometrischen Stil geprägt. Akzente setzen dabei die horizontalen Putzstreifen und die Balkonkästen. Schmückende Elemente sind die unterschiedlich gestalteten Balkongitter und die großen Torgitter. Sie unterbrechen die Monotonie der langen Fassaden und sind mit kleinen konstruktivistischen Details versehen. Auffallend ist die Wäscherei der Wohnanlage, an ihrem mächtigem Schlot ist eine weithin sichtbare Uhr angebracht.

... und die Kunst

Vor dem Tor waren zwei freistehende Skulpturen (Atlanten, "Aufbau" und "Fürsorge") geplant. Sie sollten eine Höhe von 25 Metern haben, wurden jedoch nicht realisiert. In der Parkanlage zum Kapaunhof steht eine Steinplastik (Mann und Frau). An der Ecke zur Wehli-Straße befindet sich ein Denkmal für den "Vater der Genetik", Gregor Mendel. An den Fassaden setzen Putzstreifen und Balkonkästen Akzente. Schmückende Elemente sind die unterschiedlich gestalteten Balkon- und Torgitter. Sie sind mit kleinen konstruktivistischen Details versehen. Vor dem Haupteingang finden sich verschiedenen Tierdarstellungen.

Der Name

Der Platz ist nach Friedrich Engels (1820-1895), Historiker und Philosoph, benannt, der mit Karl Marx die als "Marxismus" bezeichnete Gesellschaftstheorie entwickelte. 1848 publizierten sie gemeinsam "Das Kommunistische Manifest".

Architekten

Rudolf Perco - Rudolf Perco (1884-1942) war bereits in verschiedenen Architekturbüros tätig, bevor er von 1906 bis 1910 an der Akademie der bildenden Künste Wien studierte und die Meisterschule von Otto Wagner besuchte. Schon früh konnte er einige repräsentative Wohn- und Geschäftshäuser, wie etwa den Fürstenhof (Praterstraße 25, Wien 2; 1913) realisieren. Aufgrund der schlechten Auftragslage nach dem Ersten Weltkrieg, begann er ein Jurastudium, das er 1924 abschloss. Erst im Zuge des Wohnbauprogramms der Gemeinde Wien konnte er wieder große Projekte wie die Wohnhausanlage Am Engelsplatz (Wien 2, 1929-1933) realisieren.