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Hohenbergstraße 24-32

Fakten

Hohenbergstraße 24-32

Hohenbergstraße 24-32, 1120 Wien

Baujahr: 1949-1950

Wohnungen: 79

Architekt: Franz Mörth

Weitere Adressen

Aichholzgasse 59, 1120 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Um 1900 wurde das Gelände der späteren Wohnhausanlage noch als "Vorgarten" bezeichnet. Auf einem Bebauungsplan aus dem Jahr 1920 ist hier ein Gebäude mit einem großen, geschlossenen Innenhof zu sehen. Dieser Bau wurde abgetragen, nachdem er vermutlich er im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war.

Die Architektur

Die Anlage nützt die Bauparzelle durch den nahezu S-förmig angeordneten Gebäudekomplex optimal aus. Entlang der Hohenbergstraße flankieren zwei kürzere Gebäudeflügel eine große, ehrenhofartige Drei-Flügel-Anlage. Im Westen, an der Aichholzgasse, führt ein sechster Gebäudeflügel nach Norden. Dadurch öffnen sich auf beiden Seiten des "Ehrenhofes" zwei kleinere Hinterhöfe.

Die beiden straßenseitigen Fassaden der kurzen Gebäudeteile sind durch breite, fensterlose Mauerstreifen, Loggien- und Fensterachsen gekennzeichnet. Die zwei Mauerstreifen, die unmittelbar an den Ehrenhof grenzen, sind mit einem großen Sgraffito geschmückt. Der an der Aichholzgasse verlaufende Gebäudetrakt hat drei Geschoße mit 16 Fensterachsen. Im großen Hof zur Hohenbergstraße hin ist der Schauseite des Mittelflügels ein mächtiger, flach gedeckter Risalit vorgelagert. Seine kubische Erscheinung ragt aus der sattelgedeckten Dachlandschaft heraus und verleiht der Ehrenhofanlage einen repräsentativen Charakter. Beiderseits der hochrechteckigen Stiegenhausfenster in der Risalitmitte befinden sich über drei Geschoße eingetiefte Loggien mit vorspringenden Balkonkästen. In den Ecken des Hofes springen auch die seitlichen Stiegenaufgänge risalitartig vor und durchbrechen das Satteldach. Die beiden Nebenhöfe sind über hochrechteckige Durchgänge in den Seitenflügeln begehbar. Ihre Fassaden werden von einem aufgetreppten Mittelrisaliten mit Eingang bestimmt. Auch hier fallen die eingezwängten Eckrisalite mit den seitlichen Stiegenaufgängen auf. Ein schmaler Grünstreifen verläuft an der Rückseite des Mittelflügels, dessen Fensterachsen in Vierergruppen zusammengefasst sind.

... und die Kunst

Auf zwei Sgraffitos von Otto Rudolf Schatz an den Wänden auf beiden Seiten der Hofanlage sind die vier Elemente allegorisch durch Frauengestalten dargestellt. Östlich werden Feuer und Erde, westlich Wasser und Luft versinnbildlicht.

Der Name

Die Straße ist nach Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg benannt. Der in der Wiener Vorstadt Josefstadt geborene Hetzendorfer war der Sohn des aus der Oberpfalz stammenden Malers Johann Samuel Hetzendorfer und dessen Gattin Theresia Ursula Nefzer. Nach dem Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien unternahm er Reisen nach Deutschland und Italien, bei denen er sich vorerst als Theater- und Dekorationsmaler betätigte. 1758 wurde er Ehrenmitglied der neu gegründeten Augsburger Akademie. Über die Theaterdekoration kam er schließlich zur Architektur. Er wurde vom Staatskanzler Maria Theresias, Wenzel Anton Graf Kaunitz protegiert, sodass er schon 1765 die baukünstlerische Leitung von Schloss Schönbrunn übertragen bekam, das von Maria Theresia nach dem Tod ihres Ehemannes Franz Stephan von Lothringen neu gestaltet wurde. 1766 wurde Hetzendorfer geadelt und trug seither den Namen Hetzendorf von Hohenberg. Von 1769 bis 1772 war er Professor an der Architekturschule der Wiener Akademie, von 1773 bis zu seinem Tod deren Direktor. 1773 wurde er außerdem Mitglied der Académie de France in Rom. 1775 erfolgte die Ernennung zum Hofarchitekten, 1776 zum wirklichen Hofarchitekten. 1804 wurde er Ehrenbürger der Stadt Wien. Die Hohenbergstraße trug 1892 noch den Namen Gloriettestraße, 1894 wurde sie nach dem Architekten umbenannt.

Architekten

Franz Mörth - Franz Mörth (1902-1962) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien (Diplom 1926). Nach dem Studium war er zunächst im Büro von Robert Oerley beschäftigt, machte sich aber 1928 als freischaffender Architekt in Wien selbstständig. Eines seiner frühen Werke ist die Villa für Franz Hoffmann in Wien 13 (Mühlbachergasse 14, 1929/30). Während des Krieges war er vor allem im NS-Industriebau tätig, so bei den Saurer-Werken und den Steyr-Werken. Nach dem Zweiten Welkrieg entwarf er Werksiedlungen für die VOEST in Linz, Kapfenberg und Donawitz. In Wien entstand das Gemeindewohnhaus Hohenbergstraße 24-32 in Wien 12 nach seinen Plänen. Sein bedeutendster Aufrag war die Beteiligung am Bau der Arbeiterkammer Wien (gemeinsam mit Kurt Vana und Alexis Franken, Wien 4, 1957/60).