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Herbortgasse 43

Fakten

Herbortgasse 43

Herbortgasse 43, 1110 Wien

Baujahr: 1929-1929

Wohnungen: 50

Architekt: Heinz Rollig

Weitere Adressen

Römersthalgasse 12, 1110 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

In einem Dokument von 1130 wird als Besitzer eines kleinen Ortes im Bereich der Laurenzkirche "Isinrich von Simmaningen" genannt. Bei den "von Simmaningen" dürfte es sich um ein in dieser Gegend ansässiges Landadelsgeschlecht gehandelt haben, dessen Spuren sich im 14. Jahrhundert verlieren, als sich der Name Simmering jedoch für den Ort bereits etabliert hatte. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts blieb Simmering ein von Äckern und Gärten umgebenes kleines Dorf. Erst zu Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich große Betriebe hier an, denen es im Stadtgebiet zu eng wurde, wie etwa "Die Maschinen- und Waggonfabrik AG" und die erste Fabrik der Unternehmerfamilie Mautner Markhof. In der Folge entwickelte sich Simmering zum Arbeiter- und Industrievorort, der 1892 zusammen mit Kaiserebersdorf sowie kleinen Teilen von Kledering, Schwechat und Albern als 11. Bezirk nach Wien eingemeindet wurde.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage liegt an der Ecke Herbortgasse/Römersthalgasse. Dominiert wird die Front zur Römersthalgasse von einem sich über vier Fensterachsen erstreckenden Erkerblock, der in der Mitte in Loggien aufgebrochen ist und dem obersten Geschoß als Balkon dient. Kräftige Gesimse strukturieren den Erker und heben ihn noch massiver von der Fassadenfront ab. Die Fensterachse links vom Erker ist ebenfalls mit Gesimsen versehen, rechts davon ist eine Achse kleiner Fensterpaare in die Front eingelassen. Daran anschließend wird das Gebäude um ein Geschoß aufgestockt. Die Mittelachse der jeweils drei Achsen umfassenden Seitenteile ist mit halbrunden Balkonen ausgestattet, wodurch die Fassade ein symmetrisches Bild erhält. Die unterschiedlichen Fenstervariationen lösen die Symmetrie jedoch gleich wieder auf und lassen die Fassade äußerst lebendig erscheinen. Bemerkenswert sind dabei unter anderem die runden Fenster des rechten obersten Geschoßes und als Pendant die quadratischen in Gesimse eingefassten Fenster links. Die Durchfahrt zum Innenhof befindet sich in der Herbortgasse an der Schnittstelle des fünf Geschoße umfassenden Eckblocks zur Römersthalgasse und des um ein Geschoß niedrigeren, entlang der Herbortgasse vorgezogenen Blocks. Die Durchfahrt ist in zweifärbigen Klinker eingefasst und wird von einem kräftigen Gesims verdacht. Zwei schlichte Balkone bewältigen den Übergang vom Eckblock zum vorgezogenen Gebäudeteil. Halbrunde Balkone betonen hingegen die Eingangsachse. Ein links davon vorspringender, drei Fensterachsen umfassender Erkerblock bildet das Gegengewicht zum massiven Eingangsbereich. Der Erker wird durch über die angrenzenden Fensterachsen reichende Gesmise an die Fassade gebunden. Die Hofseiten sind großzügig mit Balkonen versehen. Bemerkenswert sind auch hier die massiv in Klinker gefassten Eingänge.

Der Name

Viele der im 19. und 20. Jahrhundert neu angelegten Straßen in Simmering wurden nach früheren Besitzern der Herrschaft benannt. Herbort (Herword), aus dem Geschlecht der Herren von Simoning, das im 12. Jahrhundert mit Simmering belehnt wurde, scheint mehrmals in Urkunden aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts auf.

Architekten

Heinz Rollig - Heinz Rollig (1893-1978) studierte bis 1921 Architektur an der Akademie der bildenden Künste bei Friedrich Ohmann. Ab 1925 ist er als selbständiger Architekt in Wien tätig. 1927 gewann Rollig den Architekturwettbewerb für die Neugestaltung des Strandbads Kritzendorf. Von ihm stammen unter anderem das markante Eingangstor und mehrere Bungalows. Berühmtheit erlangte er mit dem ab 1936 erfolgten Ausbau des Franz-Joseph-Hauses am Großglockner zum Alpenhotel (1997 abgebrannt). Nach dem Zweiten Weltkrieg entwarf er im Zuge des Wiederaufbaus zahlreiche Wohnhäuser. In dieser Zeit war er unter anderem auch für die Esso-Standard tätig, für die er in ganz Österreich Service-Stationen errichtete.