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Steudelgasse 42

Fakten

Steudelgasse 42

Steudelgasse 42, 1100 Wien

Baujahr: 1983-1984

Wohnungen: 35

Architekt: Josef Seeberger

Weitere Adressen

Laaer-Berg-Straße 11, 1100 Wien

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.

Geschichte

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war Favoriten noch weitgehend unverbaut. Die städtebauliche Entwicklung setzte hier erst mit der Errichtung des Arsenals (1849-1856), des Südbahnhofes (1867-1870) und der Bautätigkeit an der Ringstraße ein, wodurch die in Favoriten ansässigen Ziegelfabriken großen Aufschwung erhielten. Die günstige Verkehrsanbindung durch den neuen Südbahnhof hatte zudem die Ansiedlung zahlreicher Betriebe zur Folge. Um Wohnraum für die zugezogenen Arbeiter zu schaffen, wurde das Gebiet bis zur Quellenstraße nach einem Rasterplan mit vorwiegend viergeschoßigen Zinshausblöcken verbaut. Nach dem Börsenkrach 1873 stagnierte allerdings die Bautätigkeit. Ab 1890 kam es durch die Ansiedlung von mittelgroßen Fabriken entlang der Quellenstraße, wie etwa der nahe liegenden Ankerbrot-Fabrik (1892), zu einem neuerlichen Wachstum.

An der Stelle der Wohnhausanlage trifft das Rasterkonzept auf den alten Verlauf der Laaer-Berg-Straße, wodurch sich das spitz zulaufende Grundstück erklärt.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage wurde auf dem spitz zulaufenden Grundstück Ecke Steudelgasse/Laaer-Berg-Straße errichtet. Aufgrund des Geländeanstiegs zur Gartenseite hin liegt das Kellergeschoß straßenseitig über dem Straßenniveau. Durch Höhenstufungen und Rücksprünge in der Baulinie wird die Anlage in drei Bauteile gegliedert, die durch jeweils eine Stiege erschlossen werden. Der erste Bauteil schließt an die geschlossene Verbauung der Steudelgasse an. In das hier auf Straßenniveau liegende Kellergeschoß sind Rundsäulen eingestellt, hinter denen sich die Zufahrt zur Tiefgarage und ein Eingang befinden. Über einem mächtigen Gesimsband erhebt sich die Front der fünf Hauptgeschoße, die von zwei Erkern dominiert wird. Die in weiße Wandvorlagen eingefassten Erker sind mit französischen Fenstern versehen und greifen über das verkröpfte Kranzgesims hinaus, wo sie in runde Gaupen des ausgebauten Dachgeschoßes münden. Die Fassaden der jeweils etwas zurück gestuften Bauteile sind über dem niedriger werdenden Kellergeschoß glatt hochgezogen. Akzente setzen nur die französischen Fenster am mittleren Bauteil. Ein mit breiten, französischen Fenstern durchsetzter Erker dominiert die Stirnseite zur Laaer-Berg-Straße. Erker befinden sich auch an der Gartenfront, wo sie jeweils die drei Stiegenhauszugänge markieren. Die weißen Rahmungen der Erker und die kräftigen Gesimse binden die einzelnen Bauteile aneinander und durchziehen sie mit einer horizontalen und einer vertikalen Struktur.

Der Name

Die Steudelgasse ist seit 1875 nach Johann Heinrich Steudel (1825-1891) benannt. Auf seine Initiative hin wurde 1874 Favoriten zu einem eigenen Bezirk erklärt, dessen erster Bezirksvorsteher er war (1875-1883). Zudem gehörte Steudel von 1861 bis 1891 dem Gemeinderat an und war von 1882 bis 1891 Vizebürgermeister von Wien.

Architekten

Josef Seeberger - Josef Seeberger (1910-1981) studierte von 1928 bis 1935 an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1938 auch promovierte. Für die Gemeinde Wien entwarf er von den 1950er- bis in die 1970er-Jahre zahlreiche Wohnhausanlagen, wie etwa den Karl-Czernetz-Hof in Wien 15, Clementinengasse 11-17 (1976-1978), und die Wohnhäuser Magdalenenstraße 3-7 in Wien 6 (1964-1966) und Breitenfurter Straße 437 in Wien 23 (1950).