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Hebbelplatz 3

Fakten

Hebbelplatz 3

Hebbelplatz 3, 1100 Wien

Baujahr: 1982-1985

Wohnungen: 160

Architekt: Walter Lagler, Rudolf Lamprecht

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.

Geschichte

Die Gegend um den Hebbelplatz ist traditionelles Fabriks- und Werksgelände. Auf dem 1982 mit der Wohnhausanlage verbauten Grundstück befand sich bis 1972 die Maschinenfabrik Engler (errichtet 1912). Auf dem unregelmäßigen Vieleck zwischen Rissaweggasse, Hebbelplatz und Wirerstraße entstand eine moderne Wohnanlage, deren Konzeption um zwei Innenhöfe auf die Idee der Superblöcke der 1920er-Jahre zurückgreift. In Blockrandverbauung um einen trapezförmigen und einen rechteckigen Innenhof gruppierte das Architektenteam neben den vier- bis fünfgeschoßigen Wohntrakten auch drei Reihenhäuser. In der Anlage sind insgesamt 160 Wohnungen untergebracht, darunter auch Seniorenwohnungen, behindertengerechte Wohneinheiten und Wohnungen für ärztliche Betreuer.

Die Architektur

Das große Grundstück in der Form eines unregelmäßigen Vielecks stellte für die Architekten eine Herausforderung dar. Walter Lagler und Rudolf Lamprecht teilten die Fläche in einen trapezförmigen und einen annähernd quadratischen Abschnitt. Der Bau umfasst elf Stiegen und drei Reihenhäuser und vereint Klein-, Mittel- und Maisonettewohnungen unter einem Dach. Weiters gibt es noch eine Tiefgarage. Das Erdgeschoß wird durch schmale umlaufende Nutung als Sockelzone suggeriert, während die übrigen Fassaden mit einfachem Kratzputz gestaltet sind. Jeweils um einen Innenhof angeordnet platzierten die Architekten vier- bis fünfgeschoßige Wohntrakte mit Satteldächern, deren charakteristisches Erscheinungsbild durch regelmäßig gesetzte Spitzgiebel geprägt ist. Dieses Motiv wird an den Durchgängen in die Innenhöfe und zum Kindertagesheim wiederholt. Für das Kindertagesheim (Hof 2) wurde neben einer dreiteiligen, übergiebelten Eingangsfront mit Freitreppe auch ein großer "Schlechtwetterspielplatz" unter Dach geplant.

Sämtliche Zugänge zu den Gemeinschaftsräumen und Wohneinheiten erfolgen über die Hofseiten. Hier unterbrechen bogenförmig vorschwingende Risalite die gerade Bauflucht. Diese Bauteile beinhalten tiefe Loggien. Neben den regelmäßig ausgeteilten Rechteckfenstern und französischen Fenstern mit charakteristischen Gittern ist die ansonsten ungegliederte Fassade von der Licht-Schatten-Wirkung der Loggien, die mitunter auch übereck angeordnet sind, und den tiefen Einschnitten der Hausdurchgänge bestimmt. So umzieht etwa den Hof 1 (Bauteil Rissaweggasse/Wirerstraße) im Erdgeschoß eine Arkade auf Betonpfeilern, die ebenfalls eine intensive Licht-Schatten-Wirkung erzeugt. Die bewusste Inszenierung von Beton mit dem üppig begrünten Innenhof erzeugt einen reizvollen Kontrast. Der durch zwei dreischiffige Torhallen geöffnete Wohnhof liegt dem Schulzentrum Hebbelplatz gegenüber. An diesen ist die Wohnanlage durch eine vorgartenartige Freifläche mit zum Platz hin orientierten Pergolen und zwei offenen Pavillons mit markanten Zeltdächern architektonisch angebunden.

Der Name

Der Hebbelplatz ist benannt nach dem Dichter Friedrich Hebbel (1813 - 1863), der seit 1846 in Wien lebte. Hebbel schrieb u. a. auch für die Wiener Zeitung und zeigte zeit seines Lebens großes soziales und politisches Engagement. Er ist auf dem Matzleinsdorfer Friedhof begraben.

Architekten

Walter Lagler - Walter Lagler (1939-1995) studierte von 1961 bis 1968 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Unter anderem entwarf er die Reihenhausanlage Viktor-Hagl-Gasse 19 in Wien 14 (1977-1980) und zusammen mit Rudolf Lamprecht die kommunale Wohnhausanlage Hebbelplatz 3 in Wien 10 (1982-1985).

Rudolf Lamprecht - Rudolf Lamprecht (geb. 1946 in Wien) studierte von 1964 bis 1972 an der Technischen Universität Wien. Von 1969 bis 1974 war er zunächst Mitarbeiter im Atelier von Hans Hollein und im Anschluss in Köln beim Lichtplaner Hans von Malotki tätig, bevor er sich 1978 als Architekt und Konsulent für Lichtplanung in Wien selbständig machte. Zu seinen bedeutendsten Bauwerken gehören die Wohnanlage Hebbelplatz in Wien 10 (zusammen mit Walter Lagler, 1981-1985) und das Gemeindewohnhaus Linzer Straße 397-399 in Wien 14 (1979-1983). Besondere Verdienste erlangte Rudolf Lamprecht für seine Präsentations- und Beleuchtungskonzepte von Großausstellungen und Museen, wie etwa für das Naturhistorische Museum Wien, das Museum für Angewandte Kunst Wien und das Kunsthistorische Museum Wien, für das er 1993 den Staatspreis Consulting erhielt.