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Theodor Herzl-Hof

Fakten

Theodor Herzl-Hof

Leopoldsgasse 13-15, 1020 Wien

Baujahr: 1956-1957

Wohnungen: 29

Architekt: Rudolf Kolowrath

Weitere Adressen

Malzgasse 7, 1020 Wien

Miesbachgasse 8, 1020 Wien

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

1625 wurde auf einer ehemals dem Bürgerspital gehörenden baumlosen Heide das jüdische Ghetto gegründet. Dieses erstreckte sich von der Taborstraße über die Kleine Pfarrgasse und die Leopoldsgasse bis hin zum Tandelmarkt. Nach Vertreibung der Juden 1669 übernahm die Stadt das in der Folge Leopoldstadt genannte Areal. Die jüdische Gemeinde sollte diese Gegend jedoch auch weiterhin prägen. Eine Gedenktafel der Israelitischen Kultusgemeinde Wien erinnert an die Frauengewerbeschule des Dr.-Krüger-Heims für Lehrmädchen (Früher Elisabeth-Lehrmädchenheim) und die Jüdisch-orthodoxe Mädchenschule "Bet Jakob", die sich an dieser Stelle vor dem Zweiten Weltkrieg befanden. Unter dem NS-Regime diente das Schulgebäude als Sammellager, von wo aus Juden in Konzentrationslager deportiert wurden.

Die Architektur

Der Kopfbau schließt die Blockrandverbauung zwischen Malzgasse und Miesbachgasse. An der Ecke Leopoldsgasse/Malzgasse hebt sich - städtebaulich markant - ein acht Geschoße umfassender, turmartiger Baukörper ab. Sein vertikal strukturiertes Erdgeschoß ist als Geschäftszone ausgebildet. Ein Durchgang führt hier von der Malzgasse in den Innenhof. Die Fronten der Obergeschoße sind leicht über das Erdgeschoß vorgezogen. Wird die Fassade zur Leopoldsgasse durch drei gleichmäßig verteilte Fensterachsen strukturiert, sind an der Malzgasse zwei Fensterachsen einseitig rechts angeordnet, wodurch links eine großflächige, geschlossene Front entsteht. Der anschließende Baukörper an der Ecke zur Miesbachgasse ist um ein Geschoß niedriger. Die Erdgeschoßzone ist farblich dem Turmbau angeglichen; von hier aus erfolgt auch der Zugang zum Stiegenhaus. Die sich darüber erhebende Fassade ist in einem hellen Beige gehalten. Akzente setzen die zentral liegende Achse französischer Fenster und die farblich eingefasste Stiegenhausachse. Die übrigen Fenster sind in rahmende Vertiefungen gesetzt. Die Front zur Miesbachgasse wird durch drei Achsen gleichmäßig verteilter Fenster strukturiert.

Der Name

Sowohl eine Gedenktafel der Gemeinde Wien als auch eine des Staates Israel befinden sich zur Erinnerung an Theodor Herzl (geboren 1860 in Budapest/Ungarn; verstorben 1904 in Edlach an der Rax/NÖ) an der nach ihm benannten Wohnhausanlage. Herzl studierte Rechtswissenschaften an der Universität Wien und war in der Folge als Schriftsteller und Journalist für die Wiener "Neue freie Presse" tätig. 1896 veröffentlichte er seine Schrift "Der Judenstaat", in der er die Gründung eines eigenen jüdischen Staates fordert. 1897 wurde er am 1. Zionistischen Weltkongress zum Präsidenten der Zionistischen Weltorganisation gewählt. Herzl setzte sich in der Folge massiv für die Schaffung einer "Heimstätte des jüdischen Volkes" in Palästina ein, womit er die Voraussetzungen für die Gründung des Staates Israel im Jahre 1948 schuf.

Architekten

Rudolf Kolowrath - Rudolf Kolowrath (geb. 1922) studierte Architektur bei Erich Boltenstern an der Akademie der bildenden Künste Wien. Für die Gemeinde Wien plante er etwa die Wohnhausanlage Rothenburgstraße 3 in Wien 12 (1953-1955) und zusammen mit Wilhelm Kaiser die Anlagen Justgasse 6-14 in Wien 21 (1950/51) und Sturgasse 3-5 in Wien 2 (1954-1956).