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Heizmann-Hof

Fakten

Heizmann-Hof

Vorgartenstraße 140-142, 1020 Wien

Baujahr: 1925-1926

Wohnungen: 212

Architekt: Hubert Gessner

Weitere Adressen

Radingerstraße 9, 1020 Wien

Ofnergasse 2, 1020 Wien

Lassallestraße 19, 1020 Wien

Radingerstraße 9, 1020 Wien

Ofnergasse 2, 1020 Wien

Lassallestraße 19, 1020 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Das Gelände der Wohnhausanlage war teilweise noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts Augebiet. Erst nach Abschluss der Donauregulierung 1875 und infolge der 1873 im Gebiet des heutigen Messegeländes stattfindenden Weltausstellung wurde auch auf den Flächen entlang des Donauufers durch die Anlage der Vorgartenstraße/Engerthstraße/Wehlistraße eine Rasterverbauung konzipiert. Zugleich wurde von 1872 bis 1876 die erste Reichsbrücke errichtet und die Lassallestraße zum Praterstern angelegt. In der Zwischenkriegszeit wurden die noch großflächigen Baulücken mit kommunalen Wohnbauten geschlossen. Im Zuge dessen entstand auch der Heizmannhof, der die Lücken im von Lassallestraße, Vorgartenstraße, Ofnergasse und Radingerstraße begrenzten Baublock schloss.

Die Architektur

Der Heizmannhof nimmt die gesamte Länge der Ofnergasse ein und greift um die Ecken in die Vorgartenstraße und in die Radingerstraße. Ergänzt wird die Anlage durch eine schmale Lückenverbauung an der Lassallestraße, mit deren Nachbarbauten aus der Zeit um 1900 zwei langgestreckte, schmale Innenhöfe umschlossen werden. Der an der Vorgartenstraße gelegene Haupteingang wird durch einen kleinen Vorplatz markiert, der zu einem niedrigen, leicht vor die Baulinie gesetzten Baukörper mit zwei runden Durchgängen führt. Das repräsentative Erscheinungsbild der Eingangssituation wird durch einen mittig gelegenen Balkon mit spitz verdachter Tür und drei bekrönende Rundzinnen ergänzt. Seitlich davon ragen die fünf Geschoße umfassenden Wohntrakte auf. Die über das Erdgeschoß hochgezogene Sockelzone ist in ihrem Dunkelrot dem Eingangshäuschen angeglichen. Vertikal werden die Fassaden durch flache Mittelrisalite gegliedert, die in ihrer Mittelachse nochmals spitz vorspringen. Hier sind Paare schmaler, hoher Fenster eingesetzt, die von markanten Gesimsen und halbrunden Einschnitten bekrönt werden. Die rhythmische Gliederung der langen Front an der Ofnergasse erfolgt nach dem gleichen Schema. Begleitet werden die Risalite von spitzen Dachausbauten. Auch an der Radingerstraße befindet sich ein Hofzugang, definiert durch weit zurückversetzte Rundbögen, umgeben von schlichten Fassadenflächen. Die Front des Gebäudes an der Lassallestraße wird von der hier ehemals untergebrachten Feuerwehrwache bestimmt. Das Erdgeschoß ist durchgehend in schlichte, rechteckige Toröffnungen aufgelöst. Das Dunkelrot zieht sich über das erste Obergeschoß, wo einst Mannschaftsräumlichkeiten untergebracht waren; darüber deutlich abgesetzt liegen die Wohngeschoße. Ein spitz vorgezogener Erker und ein breiter Dachausbau strukturieren die ansonsten schlichte Fassade. Bemerkenswert im Inneren der Anlage sind die Stiege 3, an der sich die originale Holzstiege und das hölzerne Balustergeländer erhalten haben, sowie der einst als Versammlungsraum dienende ovale Saal im Erdgeschoß, der in beide Höfe reichend diese miteinander verbindet und heute als Kindertagesheim genutzt wird.

Der Name

Benannt ist die Wohnhausanlage nach dem Schlosser Otto Heizmann (1895-1942), der einer kommunistischen Betriebszelle am Wiener Nordbahnhof angehörte. Heizmann wurde am 17.02.1942 festgenommen und Mitte Juli 1942 in das KZ Mauthausen überstellt, wo er am 2. 8. 1942 ums Leben kam.

Architekten

Hubert Gessner - Hubert Gessner (1871-1943) war bereits in verschiedenen Büros als Bauzeichner tätig, bevor er 1894 sein Architekturstudium an der Akademie der bildenden Künste bei Otto Wagner begann. 1904 gründete er mit seinem Bruder Franz Gessner das Architekturbüro Gessner & Gessner. Schon früh im Umfeld der Sozialdemokratischen Partei tätig wurden ihm durch Viktor Adler und Karl Renner erste wichtige Bauaufträge vermittelt. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg errichtete er neben Villen vor allem auch Arbeiterwohnheime und Gewerkschaftseinrichtungen in Wien und Niederösterreich, wie etwa das heute als Hotel genützte Arbeiterwohnheim Favoriten (Laxenburger Straße 8-10, Wien 4). In den 1920er- und 1930er-Jahren war Gessner einer der wichtigsten Architekten des Wiener Wohnbaus.