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Malva-Schalek-Hof

Fakten

Malva-Schalek-Hof

Dürergasse 5, 1060 Wien

Baujahr: 1979-1982

Wohnungen: 15

Architekt: Johann Ausch

Wohnen in Wien

Zwischen 1978 und 1981 wurde zur Wohnungsverbesserung in Wien insgesamt ein Darlehensvolumen für über 48.000 Wohnungen zugesichert. 39 Wohnanlagen wurden fertig saniert, an weiteren 86 mit einem Kostenaufwand von 52 Mio. Euro gearbeitet. Zusätzlich wurden über 6.000 neue Wohnungen fertig gestellt. Die Architektur wandelte sich - dank des technischen Fortschritts in der Plattenbauweise - vom Zeilenbau hin zu flexibler gestalteten Anlagen mit individuellem Charakter und mieterfreundlichen Grundrissen. Gleichzeitig verstärkte sich das Mietermitspracherecht und serviceorientierte Wohnungsberatungszentren wurden etabliert.

Geschichte

Das 1799 erbaute, einstöckige Althaus, das sich auf dem Areal der heutigen städtischen Wohnhausanlage befand, wurde in den 1960er-Jahren abgerissen. Es setzte sich aus einem Haupttrakt und zwei Hofseitentrakten sowie zwei kleinen Nebengebäuden zusammen, die einen großzügigen, begrünten Innenhof umschlossen.
Die Gasse, die gleichzeitig mit der Luftbadgasse Ende des 18. Jahrhunderts angelegt wurde, bestand fast durchgängig aus Biedermeier-Vorstadthäusern. Auf Nummer 14 gab es bis zum Jahr 1961 das frühere "Karolinenbad", ein "Tröpferlbad", das Josef Eggerth 1843 in dem 1797 erbauten Haus mit dem "Überwasser" der 1838 angelegten Ferdinand-Leitung einrichten ließ. Am Wohnhaus in der Dürergasse Nr. 15 ist eine Gedenktafel an den österreichischen Schriftsteller Edmund Finke (1888-1968) angebracht.

Die Architektur

Das Wohnhaus wurde entlang der Dürergasse errichtet und besteht aus sechs Geschoßen mit insgesamt 15 Wohnungen. Das Gebäude ist zur Gänze unterkellert und wird über ein innen liegendes Stiegenhaus samt Aufzugsschacht erschlossen. Unter Hofniveau befindet sich eine Garage mit zehn PKW-Stellplätzen.
Die durch Lisenen akzentuierte Straßenfassade gliedert die Hausfront in vier Baufelder, wobei die beiden Seitenfelder schräg in die Fassade eingeschnitten sind. Dadurch wurde Raum für die Balkone in den Obergeschoßen geschaffen. Die Fensterformate sind großteils querrechteckig und werden durch farblich abgestufte Putzfelder optisch zu einem Fensterband zusammengefasst. Während die weiß gefärbten Lisenen die vertikale Gliederung der Fassade betonen, markieren die weißen horizontalen Putzstreifen die einzelnen Etagen des Wohnhauses - ein Thema, das an der rückwärtigen Front weitergeführt wird. Die Hoffassade ist der Hauptfassade sehr ähnlich, nur sorgen anstelle der Balkontüren französische Fenster für eine maximale Belichtung. Der begrünte Innenhof wird durch ein verglastes Nebenportal mit Oberlichte betreten. Abstellplätze für Kinderwägen und die Müllräume sind über den Hof begehbar.

Der Name

Die 1862 von Stättengasse in Dürergasse umbenannte Verbindung zwischen Joanelligasse und Eggerthgasse in der Nähe des Esterhazyparks erhielt ihren Namen von dem deutschen Maler, Grafiker, Kupferstecher und Mathematiker Albrecht Dürer (1471-1528), einem der bedeutendsten Künstler zur Zeit des Humanismus und der Reformation.

Malva Schalek wurde am 18. Februar 1882 in Prag in eine deutschsprachige jüdische Familie geboren. Nach der Schule in Prag und Vrchlabi studierte sie Kunst an der Frauenakademie München. Ab 1910 setzte sie in Wien ihre Studien im privaten Rahmen fort. In einem Atelier direkt über dem Theater an der Wien arbeitete sie als Malerin und verdiente ihren Lebensunterhalt vor allem mit Portraits jüdischer Familien, aber auch von Künstlerinnen und Künstlern. Im Jahr 1937 veranstaltete sie eine Ausstellung, in der sie ausschließlich Portraits freiberuflich tätiger Frauen zeigte, darunter Ärztinnen, Rechtsanwältinnen und Sängerinnen. Die Ausstellung erlebte ein großes Medienecho und wurde auch zu einem ökonomischen Erfolg für sie. Ein Jahr später, nach dem „Anschluss“ Österreichs, floh Malva Schalek nach Litomice (Leitmeritz) zu ihrem Bruder Robert und später nach Prag.
Am 8. Februar 1942 wurde sie in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. In den zwei Jahren ihres Aufenthalts dort entstanden über 100 Zeichnungen und Aquarelle des Alltags, die in einem Versteck erhalten blieben und heute in Israel ausgestellt sind. Malva Schalek wurde am 18. Mai 1944 ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Architekten

Johann Ausch - Johann Ausch wurde 1926 als Sohn eines selbständigen Kaufmanns in Budapest geboren. 1949 absolvierte er sein Studium an der Ungarisch-Königlichen-Palatin Josef Hochschule der Technischen und Ökonomiewissenschaftlichen Universität in Budapest und begann als planender Architekt bei Industrieplanungs- und allgemeinen Baukonstruktionsunternehmen zu arbeiten. 1956 flüchtete er nach Wien, wo er 1960 die Ziviltechnikerprüfung ablegte und seither als selbständiger Architekt arbeitet. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem die Wohnhäuser Brigittenauer Lände 48 in Wien 2, Dürergasse 5 in Wien 5 (1979-1982) und in Arbeitsgemeinschaft mit Peter Leibetseder die Wohnhausanlage Hernalser Hauptstraße 69 in Wien 17 (1988).