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Fillgradergasse 17-21

Fakten

Fillgradergasse 17-21

Fillgradergasse 17-21, 1060 Wien

Baujahr: 1939-1940

Wohnungen: 42

Architekt: Adolf Stöckl

Weitere Adressen

Windmühlgasse 13a, 1060 Wien

Wohnen in Wien

1938 wurde der Nationalsozialist Hermann Neubacher aus dem Bauressort Wiener Bürgermeister. Die nationalsozialistischen Stadtplaner wälzten pompöse Ideen und Pläne - in erster Linie Propagandamaßnahmen. Die systematische Zerstörung jüdischen Eigentums und Enteignungen - auch von Gemeindewohnungen - waren Teil dieser Stadtplanung. Während einige Architekten ihre Lizenz verloren, wurden andere mit der Errichtung von Volkswohnhäusern, Kasernen und Rüstungsbauten beauftragt. Entgegen den anfänglichen Plänen wurde mehr in Kriegsbauten als in den Wohnbau investiert; die heute noch existierenden Flaktürme wurden errichtet. Ab 1941 wurde die Bautätigkeit kriegsbedingt größtenteils eingestellt und die Strukturen der Stadtplanung wurden aufgelöst.

Geschichte

Die Wohnhausanlage liegt auf den sogenannten Windmühlgründen, am Steilhang zum Wienfluss. Ursprünglich durch Weingärten und Lehmgruben geprägt, ist das Gebiet heute von für den Bezirk charakteristischen Stiegenanlagen durchsetzt. Durch eine Schenkung Kaiser Ferdinands I. wurde der Reichsherold Johann Frankolin 1562 zur Errichtung von Windmühlen auf diesen Gründen verpflichtet. In der Folge entstand im Bereich der Fillgradergasse zwischen Hofmühlgasse und Gumpendorfer Straße die Siedlung Windmühle. Die heutige Gestaltung der Fillgradergasse geht auf eine seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert durchgeführte Neuverbauung der Altstraßenzüge zurück. Im Zuge dieses Generalregulierungsplanes entstand ab 1905 auch die Fillgraderstiege. Der Windmühlhof gehört zu den wenigen während des NS-Regimes erbauten Wohnhausanlagen Wiens.

Die Architektur

Die L-förmige, sechsgeschoßige Wohnhausanlage ist ein typischer Vertreter der zu Ende gehenden 1930er-Jahre. Die Sockelzone wird durch ein Gesims definiert, dessen Höhensprung das Gefälle des Baugrundes verdeutlicht. Besonders prägnant ist der vom 1. bis zum 4. Stockwerk reichende, mit einem Sgraffito versehene, halbrunde Erkerturm. Dieser betont die straßenmittig gelegene Fensterachse und verbindet die Sockel- mit der Hauptzone. Die zwei- und dreiflügeligen, tief eingeschnittenen Fenster des Wohnbaus sind mit bunten Putzfaschen umrahmt. Die Gebäudekante wird durch übers Eck laufende, mit Putzauflagen versehene Fenster betont. Alle drei Hauseingänge weisen ein schweres, stark plastisch durchgebildetes Gebälk auf.

... und die Kunst

Auf dem Runderker befindet sich ein Sgraffito von Igo (Ignaz) Pötsch (1884-1943) mit acht lokalhistorischen Darstellungen und Begleittext. Links: "Weintrauben auf der Laimgrube" / "Kreuzfahrer brachten Safran" / "Ziegelschläger in der Laimgrube" / "Schlagen auch Ziegel für alten Burg" // Rechts: "Windmühlen gaben den Namen" / "1562 J. Frankholin soll Windmühlen bauen" / "Reges leben am Windmühlgrund" / "Frächter u. Schiffer am Wienfluß".

Der Name

Die Fillgradergasse wurde 1862 nach der Glockengießerwitwe und Wohltäterin Marie Anna Fillgrader (1763-1831) benannt, die eine Stiftung für verarmte Bürger gründete.
Der Windmühlhof ist nach der angrenzenden Gasse bzw. dem Bezirksteil "Windmühle" benannt. Der Name dieses Stadtteils geht auf eine 1562 errichtete Windmühle zurück.

Architekten

Adolf Stöckl - Adolf Stöckl (1884-1944) studierte von 1902 bis 1907 an der Technischen Hochschule Wien bei Karl König und Karl Mayreder. 1911 trat er in das Wiener Stadtbauamt ein, wo er vor allem im Schul- und Gesundheitswesen tätig war. Sein bedeutendstes Werk ist die zu ihrer Entstehungszeit 1924/25 wegweisende Kinderübernahmestelle (für verwahrloste oder verwaiste Kinder) in Wien 9. Stöckl war aber auch am Bau zahlreicher Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien beteiligt.