Mobile Version aus nicht mehr nachfragen

Einsiedlergasse 13

Fakten

Einsiedlergasse 13

Einsiedlergasse 13, 1050 Wien

Baujahr: 1981-1983

Wohnungen: 12

Architekt: Heinz Tesar

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.

Geschichte

Der Straßenabschnitt in der Einsiedlergasse ist u. a. durch gleich zwei nebeneinander liegende Bauten von Heinz Tesar - dieser entwarf in den Jahren 1985 - 1987 auch das Eckhaus im Anschluss an den Gemeindebau - sehr heterogen. Selbst die gründerzeitliche Herz-Jesu-Kirche mit einer einfachen Portalfront ist in das Straßenbild mit eingebunden. Das Althaus auf dem Areal des 1983 fertig gestellten Neubaus wurde 1864 von Mauermeister Andreas Friede erbaut. Die frühgründerzeitliche Zinshausfassade war reichhaltig dekoriert, die Fensteröffnungen mit geraden und segmentbogigen Verdachungen, zum Teil auch mit Pflanzenornamentik im Parapetfeld akzentuiert. Das Haus wurde über eine segmentbogig geschlossene, breite Tür in den Mittelachsen betreten. Noch heute ist das gesamte Ensemble durch den reich begrünten Innenhof miteinander verbunden.

Die Architektur

Die städtische Wohnhausanlage, als Dreispänner konzipiert, erstreckt sich längs der Einsiedlergasse als fünfgeschoßiger Gebäudekomplex mit einem zentral situierten, symmetrisch angelegten Treppenhaus. In vielerlei Hinsicht nimmt Heinz Tesar mit seinem Entwurf Bezug auf die Architektur der Wohnbauten der Zwischenkriegszeit und erlaubt Assoziationen zum Expressionismus der großen historischen Vorbilder. So etwa verbindet Tesar horizontal Fassadenteile durch Gesimse mit der Vertikalen und kombiniert dies durch Säulen in der Diagonale, wodurch der Mittelteil eine sehr starke Betonung erlangt. Überhaupt scheint das Haus durch Lisenen, die sich über die ganze Front ziehen, dreigeteilt und wirkt insgesamt sehr symmetrisch. Die beiden Seitenteile sind höher konzipiert, dagegen wird die Säulenkonstruktion im Mittelteil frontispizähnlich nach oben abgeschlossen. Besonders ins Auge fällt die Eingangssituation mit dem zurückversetzten Gebäudeteil und der tragenden Säule. Und schließlich wird auf der Hofseite das Thema der Veranda aufgenommen und in Form von selbständigen "Türmen" neu formuliert. Heinz Tesars Werk bildet eine Fassade aus, die als Einzelelement selbständig auf die Situation im Straßenraum reagiert, jedoch nichtsdestotrotz in vielen Details Bezug zu den Nachbarhäusern nimmt, womit dieser Straßenabschnitt eine besondere architektonische Geschlossenheit erreicht.

Der Name

Die seit 1873 als Einsiedlergasse bekannte Verbindung verdankt ihren Namen einer Einsiedelei, die 1763 von dem früheren Kirchendiener der Nikolsdorfer Kirche, Matthäus Käufler, gegründet wurde und wegen seines Todes (Käufler fiel einen Mord zum Opfer) in Vergessenheit geriet. Bereits in den 1830er-Jahren existierte auf der Trasse der heutigen Einsiedlergasse ein gleichnamiger Feldweg.

Architekten

Heinz Tesar - Der gebürtige Innsbrucker Heinz Tesar (geb. 1931) absolvierte 1965 sein Studium an der Akademie der bildenden Künste in der Meisterklasse von Roland Rainer. Nach seiner Mitarbeit in diversen Büros (u. a. auch bei Wilhelm Holzbauer) und der Auseinandersetzung mit dem Aktionismus ("Embryobilder" und "Homotypen") eröffnete Heinz Tesar 1973 sein eigenes Atelier und erhielt im Laufe seiner langen Karriere mehrere Auszeichnungen und Ehrungen (2000: Heinz-Tessenow-Medaille in Gold). In der Einsiedlergasse schuf Tesar zwei Wohnhäuser in den Jahren1981 - 1983 und 1985 - 1987, mit Carl Pruscha und Otto Häuslmayer plante er gemeinsam die Siedlung "Am Biberhaufenweg" 1981 - 1985.