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Gassergasse 24-26

Fakten

Gassergasse 24-26

Gassergasse 24-26, 1050 Wien

Baujahr: 1938-1938

Wohnungen: 59

Architekt: Karl Ehn

Weitere Adressen

Kliebergasse 6, 1050 Wien

Wohnen in Wien

Zu Beginn der 1930er-Jahre wurde der kommunale Wohnungsbau durch die zunehmend schlechte Wirtschaftslage massiv eingeschränkt. Um für die arbeitslose Bevölkerung trotzdem Wohnraum und Beschäftigung schaffen zu können, ging die Stadt dazu über, am Stadtrand liegendes Bauland zu erschließen und so genannte "Erwerbslosensiedlungen" zur Verfügung zu stellen. Die Siedlungshäuser wurden von den späteren Bewohnern nach einem vorgegeben Bebauungsplan selbst errichtet. Durch die Ausschaltung des Parlaments und die Einführung einer autoritären ständestaatlichen Verfassung verlor Wien 1934 den Status eines eigenen Bundeslandes. Der Wohnbau kam so gut wie zum Erliegen, und die Arbeitslosigkeit stieg weiter. Der wachsenden Unzufriedenheit in der Bevölkerung versuchte die Stadt entgegen zu wirken, indem sie Bauland zur Gründung autarker Wohneinheiten bereitstellte und so die Bewohner aus dem Elend der traditionellen Arbeiterbezirke an den grünen Stadtrand absiedelte.

Geschichte

1937 wurde das Althaus, ein einstöckiges Vordergebäude an der Gassergasse 24 samt einstöckigem Nebengebäude an der rechten sowie einem ebenerdigen Nebengebäude an der linken Grundstücksgrenze, abgetragen. In diesen Baulichkeiten waren fünf Wohnungen sowie Werkstätten untergebracht. Die städtische Wohnhausanlage, 1938 fertig gestellt, wurde im Krieg weitgehend zerstört. 1947 erfolgte die Behebung der Kriegsschäden in allen Geschoßen durch Rekonstruktion der zerstörten Gebäudeteile nach den Bestandsplänen.

Die Architektur

Die städtische Wohnhausanlage ist als Eckhaus längs der Gassergasse und Kliebergasse mit fünfgeschoßigem Hauptbau konzipiert worden und umfasst drei Kunststeinstiegen, die hofseitig zu erschließen sind. Der Hauseingang befindet sich in der Gassergasse. Karl Ehn schuf eine den sachlichen und sozialen Gegebenheiten der damaligen Zeit entsprechende Architektur, sowohl was das Gebäude als auch die Grünanlage anbelangt. Die formale Gestaltung beschränkt sich auf wenige Details, wie etwa die einfachen Umrahmungen der dreisprossigen Fensteröffnungen, die die strenge Reihung der rechteckigen Achsen unterstreichen, oder etwa die unauffällig gehaltene Oberflächenstruktur des Baukörpers, die durch ihre Formenreduktion Distanz und Schlichtheit gleichermaßen vermittelt. An das einst über dem Eingangstor angebrachte Bildnis erinnert heute nur noch eine rechteckige Aussparung in der Mauer. Lediglich die kleinformatigen, quadratischen Öffnungen, die die Lage der dahinter liegenden Stiegenhäuser preisgeben, lockern die strenge Symmetrie ein wenig auf. Ein kleiner, jedoch liebevoll gestalteter Garten schließt das Gebäude hofseitig ab.

Der Name

Die Gassergasse wurde im Zuge der Parzellierung des Gebietes 1875 parallel zum Margaretengürtel angelegt und uneinheitlich verbaut. Die nach dem Kärntner Bildhauer und Akademieprofessor Hanns Gasser (1817-68) benannte Gasse trug zunächst den Namen Raingasse. Gasser studierte an der Wiener Akademie bei Prof. Käßmann, war kurze Zeit in München tätig und kehrte 1846 nach Wien zurück, wo er zahlreiche bauplastische Arbeiten ausführte (u. a. Arsenal, Bank- und Börsengebäude von H. Ferstel in der Herrengasse). Weitere berühmte Werke sind die Kaiserin-Elisabeth-Statue (1860), das Grabmal für W. A. Mozart am Zentralfriedhof (1859, später leicht verändert durch F. Pönninger), der Opern-Brunnen (1868) sowie unzählige Porträtbüsten und Statuetten.

Architekten

Karl Ehn - Karl Ehn (1884-1959) studierte von 1904 bis 1907 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Otto Wagner. Bereit 1908 trat er in den Dienst des Wiener Stadtbauamts. Vor dem Ersten Weltkrieg errichtete er vor allem Nutzbauten wie etwa Lagerhäuser für die Gemeinde Wien. In den 1920er- und 1930er-Jahren entstanden zahlreiche Wohnhausanlagen nach seinen Entwürfen, darunter auch sein prominentestes Bauwerk: der Karl-Marx-Hof in Wien 19. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war Ehn noch als Architekt tätig. Sein letztes Bauwerk, der Karl-Schönherr-Hof in Wien 9, wurde 1952 vollendet.