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Hans Weber-Hof

Fakten

Hans Weber-Hof

Ketzergasse 40, 1230 Wien

Baujahr: 1959-1960

Wohnungen: 53

Architekt: Wilhelm Legler

Weitere Adressen

Nowakgasse 1-11, 1230 Wien

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Das Straßendorf Siebenhirten an der nach 1945 ausgebauten Ketzergasse war bis in die Neuzeit landesfürstlich. Im 16. Jahrhundert erfolgte die Vereinigung mit der Herrschaft Rodaun, die mit kurzen Unterbrechungen bis 1848 währte. Im Vormärz (vor 1848) setzte in dem von Landwirtschaft geprägten Ort langsam die Industrialisierung ein. 1850 gelangte die neu geschaffene Gemeinde in den Besitz des Schellenhofes, eines im 16. Jahrhundert erbauten Ansitzes, in dem seit 1719 nachweislich ein Bierhaus bestand. Die hier eingerichtete Brauerei entwickelte sich zum bedeutendsten Betrieb des Ortes.

Die Ketzergasse ist die von der Triester Straße in Verlängerung der Ortstraße abzweigende Verbindung Siebenhirten-Liesing-Rodaun. Im Ortsbereich von Siebenhirten verläuft sie nördlich parallel zum Petersbach.

Die Architektur

Das lange rechteckige Grundstück, auf dem die Anlage errichtet wurde, erstreckt sich ausgehend von der Ketzergasse im Süden entlang der Nowakgasse bis zur Baslergasse im Norden. Das dreigeschoßige rechteckige Hauptgebäude des Hans-Weber-Hofes liegt mit einer Schmalseite direkt an der Ketzergasse. Im Westen schließt ein ebenerdiger, flach gedeckter Zubau zum benachbarten Gemeindebau Ketzergasse 42 auf. Die lange Ostfassade des Hauptgebäudes verläuft entlang der Nowakgasse. Vier weitere, parallel zueinander errichtete, zweigeschoßige Häuser reihen sich mit ihren Schmalseiten ebenfalls entlang der Nowakgasse auf.

Das Hauptgebäude birgt in seinem Zubau einen Versammlungsraum, der von Vereinen genutzt wird. Das Parteilokal der SPÖ (Sektion 19) ist über ein großes Eingangsportal in der Westhälfte der zweiachsigen Fassade des Hauptgebäudes an der Ketzergasse erreichbar. Auf dem Mauerfeld zwischen dem Portalsturz und den beiden darüberliegenden Fenstern befindet sich der Hofname. Ein optisches Gegengewicht zur Portalzone entsteht durch die Balkonachse an der östlichen Fassade. Hier ist unter den Balkonen im Erdgeschoß auch eine Gedenktafel für Hans Weber angebracht.

An der Fassade entlang der Nowakgasse liegen insgesamt drei Stiegeneingänge, die von einer dreiflügeligen Fensterachse und einer Achse mit französischen Fenstern flankiert werden. Bei den Stiegen 1 und 2 gibt es zusätzlich noch eine zweiflügelige Fensterachse.

Die Hoffassaden sind nur leicht rhythmisiert und sehr schlicht gehalten. Im davor befindlichen Grünbereich wurden Bäume und Sträucher gepflanzt und es gibt Sitzgelegenheiten sowie eine Plastik.

Die Fassaden der vier zweigeschoßigen Häuser sind symmetrisch gegliedert: In der Mittelachse liegen die kleinen quadratischen Nassraumöffnungen, links und rechts folgen darauf jeweils zwei Fensterachsen - die äußere ist mit französischen Fenstern versehen. Der Eingang befindet sich immer nordseitig, rechts vom Eingang liegen jeweils zwei Fensterachsen, links davon nur eine. Die westlichen Schmalseiten der Blöcke wurden mit Eternit verkleidet.

... und die Kunst

Es gibt eine bunte Plastik in Säulenform, die leicht abstrahierend einen von einem Specht mehrfach ausgehöhlten Baum darstellt. Der fleißige Specht sitzt auf einem kurzen Ast. Auf der Baumspitze befindet sich ein Vogelnest mit Jungvögeln. Wer die Skulptur geschaffen hat, ist leider nicht bekannt.

Der Name

Hans Weber (1902-1956) erlernte den Beruf eines Tischlers und trat 1919 der Sozialistischen Arbeiterjugend bei. 1922 gründete er den Arbeiterturnverein Siebenhirten, dessen Obmann er von 1929 bis 1932 war. 1929 wurde Hans Weber in den Gemeinderat von Siebenhirten entsandt und war dort Vizebürgermeister und Finanzreferent. Nach dem Februar 1934 mehrmals inhaftiert, wurde Hans Weber 1945 wieder Parteiobmann von Siebenhirten. Von 1947 bis 1955 war er stellvertretender Bezirksparteivorsitzender der SPÖ-Liesing, von 1949 bis zu seinem Tod 1956 vertrat er den Bezirk im Wiener Landtag und Gemeinderat.

Text der Gedenktafel am Hans-Weber-Hof: Hans Weber, 1902-1956, wirkte in rastloser Tätigkeit für das Wohl seiner Mitbürger als Vizebürgermeister der ehemals selbständigen Gemeinde Siebenhirten von 1928 bis 1931, als deren Ortsvorsteher in der schweren Zeit nach 1945 und als Gemeinderat der Stadt Wien bis 1956.

Architekten

Wilhelm Legler - Der in Stuttgart (D) geborene Wilhelm Legler jun. (1902-1960) besuchte zunächst die Kunstgewerbeschule in München und studierte im Anschluss an der Wiener Kunstgewerbeschule bei Carl Witzmann. 1925 wechselte er zur Meisterschule von Clemens Holzmeister an der Akademie der bildenden Künste Wien, wo er 1929 sein Diplom erhielt. Während des Zweiten Weltkrieges entwarf er unter anderem Neubauten für die Forstliche Bundesversuchsanstalt in Schönbrunn und für die Schweinemastanstalt des NS-Reichsnährstandes in Wien 12, Emil-Behring-Weg 3 (heute Bundesversuchsanstalt für Tierseuchenbekämpfung). Zudem sind Projekte für Internate, Schulungs- und HJ-Heime sowie NS-Jugendherbergen dokumentiert. 1959-1960 erfolgte nach den Plänen von Wilhelm Legler und Fritz Purr der Bau des Forschungsreaktors "Triga" im Wiener Prater (Schüttelstraße/Stadionallee, Wien 2) und der Umbau der Schlossgärtnerei von Schönbrunn.