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Preßgasse 7

Fakten

Preßgasse 7

Preßgasse 7, 1040 Wien

Baujahr: 1950

Wohnungen: 22

Architekt: Franz Sperlich

Weitere Adressen

Freundgasse 8, 1040 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Die Preßgasse, die heute zwischen Schäffergasse und Rechter Wienzeile verläuft, wurde erst nach Mitte des 19. Jahrhunderts benannt. Mit der Abtragung des Gasthauses "Zur Goldenen Presse" entstand gleichzeitig auch der Ausbau des Verbindungsstückes zur Schäffergasse, der den heutigen Gemeindbau aufnimmt. Zu den älteren Gebäuden dieses Gassenzuges gehörte ein barockes Bürgerhaus aus dem Jahre 1781, das den Namen "Zu den zwei Reitern" trug und in Form des josephinischen Plattenstils erbaute wurde. Das Gebäude, das sich einst auf dem Areals des Gemeindebaus befunden hatte, war ursprünglich zweigeschoßig, mit einer durchgehend genuteten Fassade und Pawlatschen ausgestattet und wies sowohl in den Sohl- und Sturzfeldern als auch in den Konsolen des Kranzgesimses reichen Plattendekor auf.

Die Architektur

Die Baulücke im Straßenraum zwischen Preßgasse und Freundgasse wurde mit einem siebengeschoßigen Wohnhaus geschlossen. Die Anlage besteht aus zwei Gebäudekomplexen samt Verbindungstrakt, der beidseitig von zwei schmalen Lichthöfen begrenzt wird. Die beiden Haupttrakte wurden in U-Form mit weit zurückversetztem Mittelteil konzipiert, sodass sich an beiden Straßenzügen ein großzügiger Straßenhof ergibt, der die erforderlichen PKW-Stellplätze bietet. In der Preßgasse befindet sich ebenerdig das Atelier des Künstlers Kurt Staudacher. Die (vermutlich) in den 1950-Jahren errichtete Anlage ist sehr stark vertikal durch zweielementige Fensterreihen gegliedert. Der Mittelteil in der Preßgasse verfügt über einen zweiachsigen Mittelrisalit, in der Freundgasse sind die jeweiligen Anschlüsse des Mittelteils zu den Vorderteilen abgeschrägt und durch französische Fenster akzentuiert. Die obersten Geschoße wurden als Staffelgeschoß mit Dachterrasse konzipiert. Die schlichte und sachliche Gestaltung der einfachen Putzfassade entspricht der Nachkriegsarchitektur mit ihrer Beschränkung auf wenige Details. Lediglich die andersfarbige Absetzung der Erdgeschoßzone und die Durchbrechung der strengen Achsenreihung durch französische Fenster setzen zaghafte Akzente.

Der Name

Der Straßenzug, der 1862 nach einem Gasthaus "Zur großen Presse" bzw. "Zur goldenen Presse" benannt und eröffnet wurde, existierte bereits um 1700 als einfacher Feldweg. 1776 ist die Gasse bereits bis zur Margaretenstraße als Schiffgasse verbaut. 1782, nachdem das Haus "Zur goldenen Presse" demoliert worden war, entstand auf diesem Areal die Freundgasse, ehemals Salvatorgasse. Parallel zu ihr wurde auch die Preßgasse bis zur Schäffergasse ausgebaut.

Prominente Bewohner

Der gebürtige Kärntner und in Wien ansässige Maler und Graphiker Kurt Staudacher (geb. 1923) hat in der Preßgasse 7 sein Atelier.

Architekten

Franz Sperlich - Franz Sperlich (1913-2008) studierte von 1931 bis 1936 Bauingenieurswesen an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1937 mit der 2. Staatsprüfung abschloss. Für die Gemeinde Wien plante er etwa das Wohnhaus Preßgasse 7 in Wien 4 (1950).