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Ankerbrotgründe

Fakten

Ankerbrotgründe

Absberggasse 25, 1100 Wien

Baujahr: 1982-1985

Wohnungen: 404

Architekt: Helmuth Kunze, Carl Appel, Herbert Müller-Hartburg, Robert Sturmberger, Friedrich Albrecht, Kurt Neugebauer

Weitere Adressen

Hofherrgasse 23, 1100 Wien

Randhartingergasse 19, 1100 Wien

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.

Geschichte

Im Jahr 1891 gründeten die Brüder Heinrich und Fritz Mendl die Ankerbrot-Fabrik, die im Bereich der Absberggasse in Wien 10 angesiedelt wurde. Das schnell expandierende Unternehmen beschäftigte 1920 bereits 2.000 Mitarbeiter und wurde 1922 in eine Familien-AG umgewandelt. Die Brotproduktion erfolgt noch heute in den alten, denkmalgeschützten Ziegelbauwerken an der Absberggasse. Bereits in den 1970er-Jahren gab es Pläne, auf den einst zum Betriebsgelände gehörenden Gründen zwischen Quellenstraße und Puchsbaumgasse eine Wohnhausanlage der Gemeinde Wien zu errichten. Unter der Leitung von Herbert Müller-Hartburg wurden schließlich die Architekten Carl Appel, Friedrich Albrecht, Helmuth Kunze, Kurt Neugebauer und Robert Sturmberger mit der Realisierung dieses Bauvorhabens betraut. Die in sechs Baublöcken angelegte Wohnhausanlage wird heute unter zwei Adressen verwaltet: Absbergasse 25 (Block 1-3, Wohnhausanlage Ankerbrotgründe) und Kempelengasse 5 (Block 4-6).

Die Architektur

Das Konzept der Wohnhausanlage schließt unter Berücksichtigung der einschneidenden Querstraßen die Baulücken entlang der Quellenstraße. An die Achsen der Querstraßen anschließende Baublöcke reichen kammartig weit in das offene Gelände der Anlage, das zur Puchsbaumgasse hin unverbaut bleibt. Die Wohnblöcke 1 bis 3 des Bauteils Absbergasse 25 wurden von den Architekten Robert Sturmberger, Helmut Kunze und Herbert Müller-Hartburg geplant.

Der von Robert Sturmberger entworfene liegende Block 1 (Stiege 1-7) an der Absberggasse schließt an die geschlossene Blockrandverbauung von Quellenstraße und Absberggasse an. Das Erdgeschoß wird zum Teil als Geschäftszone genutzt und durch ein markant vortretendes Gesims von den Obergeschoßen abgetrennt. Die mit gewellten Aluplatten verkleidete Front der Wohngeschoße ist durch die Vor- und Rücksprünge der einzelnen Achsen kräftig durchgeformt, was sich auch in einer äußerst bewegten Dachsilhouette auswirkt. Farbliche Akzente an der in Grautönen gehaltenen Hülle setzen die rot gefassten Stiegenhausachsen. Die Hoffront ist durch in Paaren angeordnete Loggienachsen aufgelöst, die trapezförmig vor die Fassadenflucht gezogen sind.

Der von Helmut Kunze geplante Block 2 (Stiege 8-14) schließt beidseitig der Hofherrgasse an bestehende Bausubstanz an. Diese beiden Gebäude sind in ihrer Höhe und in ihrer reduzierten Gestaltung der Straßenverbauung unauffällig eingegliedert. Der anschließende Hoftrakt wird durch überhöhte, spitz vorgezogene Achsen strukturiert, an denen Loggientürme aus Stahlbetonfertigteilen hochführen. Eine Kombination aus hoch- und querrechteckigen Fenstern löst die dazwischen liegenden Wandflächen auf. Mehrere Durchgänge binden die einzelnen Abschnitte der Wohnhausanlage aneinander und lassen Frei- und Wohnraum ineinander greifen.

Block 3 (Stiege 15-22) wurde ebenso wie der zum Wohnhaus Kempelengasse 5 zählende Block 4 (Stiege 23 - 29) von Herbert Müller-Hartburg (unter Mitwirkung von Carl Appel) geplant. Der an der Randhartingergasse ansetzende Wohnkomplex ist in zwei Gruppen angeordnet, zwischen denen ein ebenerdiger Kindergarten eingerichtet ist. Die polygonalen Baumassen werden durch zahlreiche, mit Loggien durchsetzte Vor- und Rücksprünge kräftig zergliedert. Farbliche Akzente setzen die gelben Eternitplatten, die die mit weißen Aluplatten verkleideten Fronten beleben, ebenso die Brüstungen und Blumenwannen der Loggien. Auch hier schaffen weit ausgeschnittene Durchgänge eine sehr offene und freie Atmosphäre, die sich über das gesamte Gelände der Wohnhausanlage erstreckt.

Der Name

Benannt ist die Wohnhausanlage nach den Grundstücken der 1891 gegründeten Ankerbrot-Fabrik, auf denen sie erbaut wurde. Das Gelände des heute noch an der Absberggasse in Wien 10 ansässigen Betriebes reichte einst bis zur Quellenstraße. Als Markenzeichen wählten die Firmengründer, die Brüder Heinrich und Fritz Mendl, den Anker - ein Symbol für Sicherheit und Vertrauen.

Architekten

Helmuth Kunze - Helmuth Kunze (geb. 1936) studierte bis 1961 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Im Anschluss war er zunächst im Atelier von Karl Schwanzer tätig, bevor er sich 1965 als Architekt selbständig machte. Helmuth Kunze war im Wohnbau ebenso wie im Gewerbebau tätig und befasste sich auch mit Stadtplanung. Für die Gemeinde Wien beteiligte er sich etwa an der Verbauung der Ankerbrotgründe in Wien 10 (1982-1985).

Carl Appel - Carl Appel (1911-1997) studierte von 1928 bis 1933 bei Carl Witzmann und Oskar Strnad an der Wiener Kunstgewerbeschule und besuchte im Anschluss die Meisterklasse von Clemens Holzmeister an der Akademie der bildenden Künste Wien. Nach dem Zweiten Weltkrieg avancierte er zu einem der führenden Architekten in Wien. Nach seinen Plänen erfolgte etwa der Neubau des Kaufhauses Steffl in Wien 1, Kärntner Straße 9 (1949/50, stark verändert), die Errichtung des Opernringhofes in Wien 1, Opernring 1-5 (1955-1959, mit Georg Lippert), und des Bürohauses der Kammer der gewerblichen Wirtschaft in Wien 3, Salesianergasse 1 (1952-1954).

Herbert Müller-Hartburg - Herbert Müller-Hartburg (geb. 1925) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Graz und war ab 1958 freiberuflich in Wien tätig. Er engagierte sich lange Zeit in der Bundesingenieurkammer, für die Gemeinde Wien entwarf er in einer Arbeitsgemeinschaft die Wohnhausanlage Ankerbrotgründe (Wien 10) sowie den Frieda-Nödl-Hof (Wien 3).

Robert Sturmberger - Robert Sturmberger (geb. 1946) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er von 1974 bis 1978 auch als Assistent am Institut für Hochbau für Bauingenieure tätig war und 1977 zum Thema "Modulordnung" promovierte. Seit 1978 ist Robert Sturmberger als selbständiger Architekt tätig. Für die Gemeinde Wien war er unter anderem an der Verbauung der Ankerbrotgründe in Wien 10 (1982-1985) beteiligt.

Friedrich Albrecht - Friedrich Albrecht (1922-2004) studierte Innenarchitektur und Möbelbau an der Wiener Kunstgewerbeschule bei Carl Witzmann. Für die Gemeinde Wien entwarf er vorwiegend in Zusammenarbeit mit mehreren anderen Architekten einige große Wohnhausanlagen. Unter anderem war er an den Anlagen Dieselgasse 11-17 in Wien 10 (1959-1960), Landstraßer Hauptstraße 173-175 in Wien 3 (1953-1956) und an der Wohnanlage "Ankerbrotgründe" in Wien 10 (Absberggasse, 1980-1985) beteiligt.

Kurt Neugebauer - Kurt Neugebauer (geb. 1926) studierte ab 1948 bei Lois Welzenbacher an der Akademie der bildenden Künste Wien. Für die Gemeinde Wien war er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Errichtung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa der Anlagen Salisstraße 5-15 in Wien 14 (1974-1976) und Aribogasse 28 in Wien 22 (1963).