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Dittes-Hof

Fakten

Dittes-Hof

Heiligenstädter Straße 11-25, 1190 Wien

Baujahr: 1928-1929

Wohnungen: 280

Architekt: Arnold Karplus

Weitere Adressen

Döblinger Gürtel 14-16, 1190 Wien

Devrientgasse 1-3, 1190 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Die Wohnhausanlage befindet sich in unmittelbarer Nähe des Wiener Gürtels, an Stelle des Linienwalls, der äußeren Befestigungsanlage von Wien. Seit damals fuhren - für etwa 100 Jahre lang - die Züge der Wiener Stadtbahn auf der Strecke, wo heute die U-Bahnlinien U6 und U4 verkehren. Östlich davon wurde in den 1920er-Jahren die Wohnhausanlage errichtet, die mit mehreren Geschäften, einem Jugendhort, einem Parteilokal, einem Festsaal und einer Badeanstalt ausgestattet wurde. In den 1930er-Jahren wurden Wirtschaftsgebäude und einzelne Keller an der Heiligenstädter Straße abgetragen, um den Wohnbau um 128 Wohnungen und zwei Geschäfte zu erweitern.

Die Architektur

Die fünf- bis sechsgeschoßige Wohnhausanlage erstreckt sich auf einem langgezogenen Grundstück zwischen der Heiligenstädter Straße und dem Döblinger Gürtel. Besonderheiten der Anlage sind das sich in Richtung Norden verjüngende Grundstück und das leicht abfallende Terrain. Der Wohnbau setzt sich aus kubischen Baublöcken und charakteristischen, blockartigen Turmbauten zusammen. Dazwischen liegen zwei großzügige Innenhöfe, wobei der erste Innenhof von einem niedrigen Tortrakt zur Heiligenstädter Straße hin abgeschlossen wird. Der Zugang zu den Stiegenhäusern erfolgt ausschließlich über die beiden Innenhöfe. Die Gliederung der straßenseitigen Fassaden wird vor allem von den wuchtigen Erker- und Balkongruppen beherrscht. Zahlreiche Erker ragen in den Dachbereich hinauf und werden von Gesimsen horizontal gegliedert. An den hofseitigen Fassaden werden die gleichen Gestaltungselemente aufgegriffen, aber deutlich zurückhaltender eingesetzt.

... und die Kunst

Im Innenhof befindet sich das Relief "Mutter mit Kind" mit der Inschrift: "Wiener Arbeiter nehmen Kinder aus den Elendsgebieten Österreichs zu sich auf - 1931-1932". Es erinnert an den Winter 1931, als die Bewohner des Dittes-Hofes obdachlose Familien in ihre Wohnungen aufnahmen.

Der Name

Dr. Friedrich Dittes (1829-1896) war liberaler Pädagoge und erster Direktor des Pädagogikums in Wien (1868-1881). Von 1878-1896 war er Herausgeber der Zeitschrift "Pädagogik" und von 1873-1879 Angehöriger des Reichsrates. Dittes wünschte eine Schulorganisation, die von äußeren Bindungen (Kirche, Bürokratie, politische Parteien) weitgehend frei sein sollte.

Architekten

Arnold Karplus - Arnold Karplus (1877-1968) studierte bis 1903 an der Technischen Hochschule in Wien und an der Technischen Hochschule in Prag. Er arbeitete zuerst im Atelier von Alexander Wielemans. Ab 1911 war er als k. und k. landesgerichtlicher Sachverständiger und Schätzmeister und Baudirektor der Wiener Baugesellschaft tätig. Als selbstständiger Architekt war er vor allem im Wohnungsbau aktiv, in der Heiligenstädter Straße im 19. Bezirk plante er den 1928/29 errichteten Dittes-Hof. Nach dem Anschluss von Österreich floh Karplus 1939 nach New York.