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Franz-Kurz-Hof

Fakten

Franz-Kurz-Hof

Spallartgasse 26-28, 1140 Wien

Baujahr: 1923-1924

Wohnungen: 79

Architekt: Erich Franz Leischner

Weitere Adressen

Zennerstraße 22-24, 1140 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Die Wohnhausanlage liegt in der um 1870 angelegten Spallartgasse nahe dem alten Ortskern von Breitensee um den Laurentiusplatz. Die Wohnanlage gehört zu den frühen Bauten des "Roten Wien", die die Gemeinde Wien im ersten Jahr ihres Wohnbauprogramms errichtete. Die Zeitgenossen rühmten vor allem die Lage auf der Anhöhe von Breitensee, beinahe achsial der Gloriette von Schönbrunn gegenüber.

Die Architektur

Die Wohnanlage wurde auf einem fast regelmäßigen Bauplatz mit der Hauptfront zur Spallartgasse in Randbebauung errichtet. Der monumentale Bau fällt besonders wegen seiner bewegten und abwechslungsreichen vier- bis fünfgeschoßigen Straßenfassaden auf. An der Spallartgasse ist der Baukörper in der Fläche und in der Höhe zur Mitte hin gestaffelt. Die drei mittleren Achsen mit dem Hausportal werden von einem mächtigen Dreiecksgiebel überragt. An der Seitenfront tritt der Trakt mit fünf Achsen von der Baulinie zurück. Hier ist die Mittelachse mit dem Hoftor von einem Giebel bekrönt. Bemerkenswert ist die Gliederung der Wandflächen: Die Erdgeschoßzone ist horizontal ziehharmonikaförmig gefaltet, die Obergeschoßzone vertikal. Die steilen Dächer mit dreieckigen Gauben unterstreichen die bewegte Wirkung der Architektur.

... und die Kunst

Kunstvolle Details wie die aufwendig bearbeitete Gedenktafel zur Errichtung der Wohnanlage oder die sternförmigen Stuckornamente im Hofdurchgang und Haupteingang an der Spallartgasse setzen Akzente. Ebenso kunstvoll ist auch das schmiedeeiserne Torgitter, das mit seinem Rautenmuster die Dreiecksform der Giebel aufnimmt.

Der Name

Die Wohnanlage wurde nach Franz Kurz (1873-1945), Gewerkschafter und Obmann der sozialdemokratischen Parteiorganisation Hietzing, benannt. Der gelernte Schmied gehörte von 1918 bis 1934 auch dem Wiener Gemeinderat an. Eine Gedenktafel erinnert an den Namensgeber.

Architekten

Erich Franz Leischner - Erich Franz Leischner (1887-1970) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien, u. a. bei Carl König. Bereits ab 1911 bis zu seiner Pensionierung 1949 war er für das Wiener Stadtbauamt tätig. Für das Rote Wien erbaute er neben zahlreichen Wohnhausanlagen unter anderem auch das Kongressbad (1928). In den 1930er-Jahren wurde nach seinem Konzept (gemeinsam mit Alfred Fetzmann) die Höhenstraße angelegt. Ab 1949 war er als selbständiger Architekt tätig. In dieser Zeit entstanden unter anderem die Rotundenbrücke (1953-1955) und die Salztorbrücke (1960-1961) nach seinen Entwürfen.