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Oldenburggasse 13-27

Fakten

Oldenburggasse 13-27

Oldenburggasse 13-27, 1230 Wien

Baujahr: 1988-1990

Wohnungen: 217

Architekt: Peter Bitschnau, Gerhard Kroj, Gerd Schlögl, Erich Millbacher

Weitere Adressen

Don-Bosco-Gasse 2-10, 1230 Wien

Purkytgasse 9-13, 1230 Wien

Kinskygasse 16-30, 1230 Wien

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.

Geschichte

Die Wohnhausanlage schließt unmittelbar an den Inzersdorfer Schubertpark an, der 1928 angelegt wurde. Seine rechteckige, von Straßenzügen umgebene, platzartige, ebene Fläche ist mit älteren Baumreihen und Einzelgehölzen bepflanzt. Zur Erinnerung an den 100. Sterbetag von Franz Schubert wurde ein Steinblock in die Mitte des Parks gesetzt. Im Jahr 2000 wurde der Park generalsaniert.

Das Wohnbauprojekt der Gemeinde wurde 1986 im Rahmen eines Wettbewerbs ausgeschrieben, der von der Architektengruppe Bitschnau-Schlögl-Kroj-Millbacher gewonnen wurde. Vorgabe war die Gestaltung einer Wohnhausanlage rund um einen Grünanger, nur für Fußgänger von einem breiten Weg aus erschließbar, der vom Schubertpark aus durch die Anlage führen sollte. Außerdem war in dieser parkartigen Grünanlage von Anfang an ein Kindertagesheim geplant, das als Novität für Wien auch eine Babykrippe beherbergen sollte.

Die Architektur

Die Gesamtanlage besteht aus insgesamt 22 Gebäuden und umfasst 104 Stiegen sowie drei Tiefgaragen. Sie ist in drei Abschnitte unterteilt, die einen Grünanger umgeben. In dessen Mitte liegt ein hügeliges Gelände mit Spielplatz. Ein breiter Gehweg führt an der Ostgrenze des Angers diagonal durch das trapezförmige Grundstück und verbindet die südwestliche Ecke Oldenburggasse/Don-Bosco-Gasse mit dem nordöstlich gelegenen Schubertpark.

Der erste, kleinere Abschnitt der Anlage wird von einer dreigeschoßigen Randverbauung an der Oldenburggasse und der Purkytgasse gebildet, in deren eingesprungener Ecke als Gelenk ein unterschnittener Kubus auf einem Eckpfeiler ruht. Dieser ist durch seine großflächige Verglasung besonders auffällig. Breite Aufgangserker mit Rundfenstern über den Eingängen und einige zinnenartig über die Mansardendachlinie emporgezogene Fensterachsen strukturieren die Fassaden. Die Hofseite verfügt über Balkone, die zwischen Risaliten mit Pultdächern eingehängt sind. Am Ostrand des viereckigen Hofes mit Spielplatz steht ein zweigeschoßiges Haus, das die ersten drei Stiegen der Anlage beherbergt. Der Hof wird von der Oldenburggasse über einen Fußweg und von der Purkytgasse über einen Durchgang erschlossen.

Der Wechsel von "Fahrwelt" zu "Gehwelt" war eine Vorgabe der Projektausschreibung und wurde auch in den mit niedrigen Stufen versehenen, engen Durchgängen zwischen den Kopfbauten der immer kürzer werdenden Reihenhauszeilen des zweiten Abschnitts umgesetzt, die entlang der Oldenburggasse nach Süden angeordnet sind. Sie sind dreigeschoßig und haben straßenseitig zwei schräg aus der Wand ragende Fenstererker, die über dem Erdgeschoß den Eingang flankieren, sowie zwei Blinderker an den Seitenwänden über den Durchgängen zu den Reihenhäusern. Daneben liegt im Inneren des Areals auf einem abgezäunten Gelände ein ebenerdiges Kindertagesheim. Dessen Fassade fällt durch zwei schräge, rosa gestrichene Risalite mit Pultdächern und zwei kleine Kuppeln am Hauptdach auf. Vier weitere Reihenhäuser folgen, die der Länge nach von einem Gebäude mit neun Stiegen bis zu einem mit sechs Stiegen abnehmen. Die angerseitigen Kopfbauten sind ebenerdig und verbreitert. Die Eingänge zu den Reihenhauseinheiten befinden sich an den Nordfassaden und sind in den Eckunterschneidungen von paarweise angeordneten Risaliten untergebracht. Südseitig gibt es Terrassen mit Vorgärten.

Die Reihenhäuser werden im Süden von einem Eckgebäude begrenzt, in das eine Tiefgarageneinfahrt integriert ist. Die Randverbauung an der Don-Bosco-Gasse vermittelt zwischen der östlichen und der westlichen Reihenhaussiedlung der Wohnanlage. Ihre vierachsige Gebäudemitte ist um zwei Geschoße erhöht und in den beiden Mittelachsen mit einem pyramidalen Dachabschnitt mit aufgesetztem Spitz turmartig akzentuiert. Darunter ist das Erdgeschoß mit einem Stiegenaufgang und drei Garagentoren zweifach kubisch vorgestuft. Dadurch entstehen große Balkonterrassen im ersten Obergeschoß. Das Loggien- und Balkonmotiv wird links im dreigeschoßigen Fassadenteil zwischen den zweigeschoßigen Vorbauten mit Pultdach aufgenommen. An der Hoffassade führt eine gemauerte, steile Freitreppe mit Blechdach in das erste Obergeschoß zu einer langen Zugangsgalerie, die über drei sechsteilige Bandfenster belichtet wird. Darüber befindet sich ein zurückversetztes Obergeschoß, das mit ebensolchen Fensterbändern ausgestattet ist.

Eine Zeile mit sieben Stiegen bildet den rechten Teil der Randverbauung. Pro Stiegeneinheit findet sich nach einem einachsigen Risalitteil im tiefen Mauerrücksprung daneben ein Balkon, über dem die Mauer in drei breiten Stufen bis nahe an die obere Kante des flachen Pultdachs gezogen wird. Die Einheiten sind spiegelsymmetrisch angeordnet. Die daraus folgende Verdopplung der Risalite und Balkonnischen verstärkt die Monumentalität der Motive.

Die sich nach Norden verjüngenden fünf Reihenhauszeilen, die hinter dem rechten Fassadenteil liegen, übernehmen an ihrer Südseite das Fassadenschema. Bei den Nordseiten mit abfallendem Pultdach wechseln sich zweiachsige Risalite mit zweiachsigen Rücklagen ab. Die Eingangsbereiche sind in eingeschoßige, kubische Vorbauten integriert, die vor die Risalite gesetzt sind. Angerseitig ragen an den Schmalseiten polygonale Ecktürme empor.

Die nördlichste Zeile bildet mit den vorhergehenden einen rechten Winkel. Wie bei einem Schlüsselbart sind hier vier angerseitige Risalite mit Pultdächern aufgereiht. Direkt am Schubertpark schließt ein ebenerdiges Gebäude mit pavillonartigem Dachaufsatz, das einen Pensionistenklub beherbergt, die Anlage in der Nord-Ost-Ecke des Geländes ab. Angebaut sind ein niedriges Heizhaus sowie, davon abgesetzt, ein Trafohäuschen.

Die Ostgrenze der Anlage bildet eine dreigeschoßige Randverbauung mit fünf Stiegen an der Kinskygasse. Die breiten Fassadenabschnitte durchstoßen mit einer giebelförmigen Attika die Dachlinie. In einem flachkubischen Vorbau im Erdgeschoß liegt der Eingang. Die vorderste Ebene des Portals wird durch einen weiß gestrichenen, seitlich weit ausgreifenden Türsturz mit Dreiecksgiebel betont. In der Mauerebene darüber ist ein Serliana-Motiv eingeschnitten; es gibt den Blick auf eine tiefe Mauernische mit hochrechteckiger Fensteröffnung frei. Im Geschoß darüber befindet sich noch ein Rundfenster. Nach einer etwas zurückversetzten Stiegeneinheit mit vorgestelltem Eckkubus und vollverglasten Eckloggien führt ein Weg von der Don-Bosco-Gasse zur Rückseite der Randverbauung. Diese ist wiederum aufwändig, aber verspielter strukturiert. Auf beiden Seiten der spitz vorgefalteten, verglasten Aufgangsachsen werden Balkone mit bogenförmiger Überdachung weit vorgezogen. Sie sind in ein System von vier Rundpfeilern eingehängt und bilden die Überdachung für die darunterliegenden Terrassen. Das oberste Geschoß ist zu Gunsten von offenen Terrassen zurückversetzt.

Die Gesamtanlage verbindet Gemeindebautradition mit verspielter Detailfreude und ist durch die Verwendung von Pultdächern dennoch ökonomisch kalkuliert.

Der Name

Die Oldenburggasse ist nach der Großherzogin Oldenburg benannt, die einst die Herrschaftsbesitzerin von Alt Erlaa war.

Architekten

Peter Bitschnau - Peter Bitschnau (geb. 1943) studierte von 1963 bis 1970 Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Roland Rainer. Nach dem Studium war er unter anderem Mitarbeiter im Atelier von Roland Rainer. Bitschnau machte sich 1984 als Architekt selbständig, wobei er vor allem im Bereich Wohnbau und Sanierung tätig ist. Für die Gemeinde Wien war er an der Errichtung der viel beachteten Wohnhausanlagen Oldenburggasse 13-27 in Wien 23 (ab 1985) und Rosa-Jochmann-Ring 3 in Wien 11 (1995-1997) beteiligt.

Gerhard Kroj - Gerhard Kroj (geb. 1939) studierte Architektur an der Technischen Universität Wien. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem die Wohnhausanlagen Brandmeyergasse 2 in Wien 5 (1977/78) und Jedlersdorfer Straße 294 in Wien 21 (1994/95). Gerhard Kroj war auch an der Planung zur Wohnhausanlage "Wienerberggründe" in Wien 10 (ab 1978) beteiligt.

Gerd Schlögl - Gerd Schlögl (geb. 1940 in Innsbruck) studierte zunächst von 1959 bis 1962 an der Hochschule für Welthandel und Maschinenbau an der Technischen Hochschule Wien, bevor er ebenda sein Architekturstudium begann, das er 1969 abschloss. Bis 1973 arbeitete er im Büro von Roland Rainer und danach drei Jahre lang bei Bruno Echerer. 1976 eröffnete er sein eigenes Architekturbüro, mit dem er vor allem Wohnbauten, wie etwa das Gemeindewohnhaus Hanreitergasse 3 in Wien 21 (mit Othmar Augustin), entwarf. Auch die Volkshochschule mit Bezirksmuseum auf dem Gelände der Dritten Zentralberufsschule (Längenfeldgasse 13-15 in Wien 12) und die Ganztagsvolksschule Svetelskystraße 4 in Wien 11 wurden neben zahlreichen anderen Schulprojekten von Gerd Schlögl geplant.

Erich Millbacher - Erich Millbacher (geb. 1939 in Innsbruck) studierte von 1960 bis 1970 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Als selbständiger Architekt plante er unter anderem das Tierschutzheim (2000/01) und die Seniorenresidenz (1999-2001, mit Franz Gschwantner) in Krems a.d. Donau. Sein wohl bedeutendster Auftrag war die Generalsanierung des Amalienbades in Wien (1980-1986, mit Erich Schlöss).

Freie Garagenplätze

Art Miete