Mobile Version aus nicht mehr nachfragen

Kolbegasse 44

Fakten

Kolbegasse 44

Kolbegasse 44, 1230 Wien

Baujahr: 1984-1987

Wohnungen: 303

Architekt: Maria Hurka, Othmar Augustin

Weitere Adressen

Jochen-Rindt-Straße 2-12, 1230 Wien

Ernanigasse 2-4, 1230 Wien

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.

Geschichte

Die Wohnhausanlage befindet sich auf einem Areal, das als "Draschegründe" bezeichnet wird, benannt nach dem Großindustriellen Heinrich Drasche, der im 19. Jahrhundert die Grundherrschaft in Inzersdorf, das sich damals bis zum Wienerberg und zur Spinnerin am Kreuz erstreckte, innehatte. Die Draschegründe liegen im Süden von Inzersdorf zwischen der Südautobahn und der Laxenburger Straße. Dies ist nicht nur ein Industriegebiet, sondern auch ein Stadterweiterungsgebiet für Wohnbau.

Die links und rechts vom zentral gelegenen Inzersdorfer Friedhof errichtete Einfamilienhausverbauung wurde seit den 1980er-Jahren um einige neue Siedlungen ergänzt. Die "Traviatagasse", die "Verdi-Siedlung" und die "Othellogasse" sind große Gemeindebaukomplexe, deren Bauabschnitte sich hier aneinanderreihen. Die große Wohnbausiedlung an der Kolbegasse 44 wurde auf den Bauplänen noch als "Die Draschegründe" bezeichnet.

Die Architektur

Die lang gezogene Wohnhausanlage reicht von der Kolbegasse im Norden bis etwa zur Höhe Rigolettogasse im Süden. Zwei Quergassen teilen das Grundstück von West nach Ost. Insgesamt umfasst die Anlage fünf dreigeschoßige Blöcke mit 37 Stiegen. Die dazwischen liegenden Höfe werden über Durchgänge in den einzelnen Blöcken erschlossen. Entlang der Quergassen reihen sich zusätzlich 43 in acht Trakte zusammengefasste, zweigeschoßige Reihenhäuser. In den insgesamt drei Tiefgaragen stehen 216 Stellplätze zur Verfügung. In der Kolbegasse sind vier ebenerdige Geschäftslokale der Wohnhausanlage untergebracht.
Die Fassadengestaltung folgt zwei Grundtypen: Der erste gilt für gerade aneinandergereihte Einheiten, die ihre Stiegeneingänge meist an der vom Hof abgewandten Außenfassade haben. Hier liegen die Stiegenaufgangsachsen in einer tiefen Maueraussparung. Die seitlichen Wandfelder sind mit zweiachsigen Erkern ausgestattet. Als Entsprechung zur Eingangsachse befindet sich an der Rückseite des Gebäudes jeweils eine doppelte Loggienachse aus Fertigbetonteilen, die in eine tiefe Mauerrücklage eingehängt ist. Ein polygonales Blechwalmdach ist farblich den rostroten Eternitschindeln des Daches angeglichen. Flankiert wird diese Loggienachse jeweils von vierflügeligen Fensterachsen, die sich über dem breiten, eternitverkleideten Kranzgesims im vertikalen Teil des Mansardendaches fortsetzen.
Die einander parallel gegenüberliegenden Stiegenhauszeilen der ersten beiden Hofbereiche sind an den entgegengesetzten Enden mit zwei Stiegen zum Hof hin leicht gekrümmt, wodurch dieser an den Schmalseiten geschlossener erscheint. Daraus ergibt sich der zweite Typus einer abgewinkelten Stiegenhauseinheit, deren fast immer hofseitige Eingänge tiefer liegen als der Grünbereich. Ein flacher Risalit beherbergt die Stiegenhausöffnungen über den Pultdächern der Portale. Das Prinzip, dass das Loggienmotiv immer als Pendant zu den Eingangsachsen an der gegenüberliegenden Fassade angeordnet ist, wird mehr oder weniger beibehalten.

Je nach Ausrichtung der einzelnen Baukörper finden sich zusätzlich noch weitere feine Differenzierungen in der Gestaltung. So fallen an den Schmalseiten der gassenparallelen Reihenhauszeilen Spitzerker auf, über denen das Kranzgesims verkröpft ist. An ihren Fassadenrückseiten sind ebenerdige Terrassen zumeist paarweise in tiefe Nischen eingeschoben. Die Terrassentüren sind im schrägen Wandteil eingelassen. Die normal zu den Gassen stehenden Gebäude verfügen über polygonale Fenstererker. Seitliche Stützwände schirmen die Terrassen der einzelnen Gartenparzellen an den Fassadenrückseiten von den darüber befindlichen Betonloggien ab, die wie bei den Großbauten in Nischen eingehängt sind. Die Eingänge liegen in tief eingeschnittenen, rechteckigen Windschutzbuchten. An den verschiedensten Ecken der zahlreichen Grünbereiche sind ungewöhnlich viele Kinderspielplätze eingerichtet.

... und die Kunst

Auf dem Gehsteig vor der Trafik im ebenerdigen Geschäftsbereich des Gemeindebaus steht die Plastik "O.T." (Ohne Titel) von Hans Kupelwieser. Der Künstler hat einen rechteckigen Kunststeinquader hochkant gestellt und erweckt durch in verschiedenen Winkeln angebrachte, kurze Steinplattenstücke den Eindruck eines schräg über den Kanten des Blockes liegenden Schaufelrades, dessen Blätter aus dem Stein ragen. Der Künstler, der auch durch seine sperrigen Holocaust-Denkmale in Wien, St. Pölten und Krems bekannt geworden ist, wurde 1948 in Lunz am See geboren und lebt in Wien. 1983 wurde er noch zu den "jungen Künstlern aus Österreich" gezählt, bald darauf bereits zu den eigenständigsten und angesehensten experimentellen Bildhauern. Seit 1995 ist er Professor an der Technischen Universität Graz.

Der Name

Die Kolbegasse ist nach dem Heiligen Pater Maximilian Maria Kolbe (polnisch: Maksymilian; mit bürgerlichem Namen Raimund Kolbe) benannt, der am 7. Jänner 1894 in Zduńska Wola (damals Russland, heute Polen) geboren und am 14. August 1941 im Stammlager des KZ Auschwitz ermordet wurde. Kolbe war polnischer Franziskaner-Minorit. Vor der Zeit der Machtergreifung und auch noch während der Diktatur Hitlers betrieb er eine rege Missionstätigkeit. Im Jahr 1941 wurde er verhaftet und nach Auschwitz deportiert, wo er für einen Mithäftling in den Hungerbunker ging. Er wurde 1982 von Johannes Paul II. heilig gesprochen.

Architekten

Maria Hurka - Maria Hurka (geb. 1939 in Wien) studierte bis 1962 bei Clemens Holzmeister an der Akademie der bildenden Künste Wien. 1973 wurde sie Mitglied der Ingenieurskammer für Wien und war in der Folge vor allem im Wohnbau als selbständige Architektin tätig. In St. Pölten-Harland entstanden etwa die Wohnhausanlage Theresienhofgasse 1-7 und die Reihenhäuser Nachtigallgasse 1-12 (beide 1993) nach ihren Plänen. Maria Hurka entwarf aber auch den Kindergarten in Pfaffstätten, Rudolf-Kaspar-Gasse 22 (NÖ, 2003), und die Verkaufshalle der Fa. Haas, Textilgroßhandel in Wien 3, Franzosengraben 17 (1998).

Othmar Augustin - Othmar Augustin (geb. 1923) studierte nach geleistetem Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg an der Technischen Universität Wien. Schon während des Studiums arbeitete er im Atelier von Franz Sturm mit. Im Anschluss war er in einem Statikerbüro tätig und führte auch Überprüfungen für den Wiederaufbaufonds durch. Als selbständiger Architekt widmete sich Othmar Augustin vor allem dem Wohn- und Schulbau und erstellte diverse Ortsplanungen. Unter anderem war er an der Verbauung der Draschegründe in Wien 23 und des Eisenstadtplatzes in Wien 10 beteiligt. Seit 1995 ist Othmar Augustin in Pension.

Freie Garagenplätze

Art Miete