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Steinitzhof

Fakten

Steinitzhof

Hietzinger Kai 7-9, 1130 Wien

Baujahr: 1952-1955

Wohnungen: 255

Architekt: Viktor Adler

Weitere Adressen

Auhofstraße 6, 1130 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Der Steinitz-Hof entstand auf zwei Grundstücken zwischen Hietzinger Kai und Auhofstraße in zwei kurz aufeinander folgenden Bauabschnitten 1952 bis 1955. Die Gemeinde Wien erwarb 1951 die Baugründe, auf denen sich vorher zwei alte Vorstadthäuser mit großen Gärten befanden. Wie bei einigen Wohnanlagen der Nachkriegszeit wurde auch ein speziell auf die Bedürfnisse älterer Bewohner zugeschnittenes Gebäude im Zentrum der Anlage geplant sowie ein Lokal für die Zweigstelle der Volkshochschule und Läden.

Die Architektur

Zwischen Hietzinger Kai und Auhofstraße sind sieben Wohnblöcke senkrecht zu den Straßen auf einem tiefen und weiträumigen Grundstück locker angeordnet. Einige der Wohnbauten bestehen aus mehreren, leicht versetzt gekoppelten oder hakenförmigen Häuserblöcken. Der weite Freiraum zwischen den Baublöcken ist parkähnlich gestaltet. Im Zentrum befindet sich das eingeschoßige, hufeisenförmige Wohnhaus für Senioren mit Säulenumgang. Der sich zur Straße hin öffnende Grünraum schafft Durchblicke und Achsenbezüge. Entsprechend dem Wohnhausbau jener Jahre ist die Architektur durch einfache gestalterische Mittel gegliedert. Die flächigen Putzfassaden mit regelmäßiger Fassadenordnung werden an einigen Blöcken durch über vier Geschoße reichende Erker belebt. Loggien und Balkone sowie französische Fenster sorgen für Abwechslung.

Auch in den Details weist die Architektur zeittypische Gestaltungselemente auf, wie den rustizierten Haussockel, die Türrahmungen und die kleinen Vordächer sowie die Putzrahmungen der Fenster.

... und die Kunst

In der Grünanlage befindet sich eine Skulptur mit dem Titel "Mandolinenspieler" von Wander Bertoni aus dem Jahr 1953. Von Heinz Leinfellner stammt die Figur "Ruhender Fischer" (1953 - 1959). Ein Mosaikwandbild "Kinder am Wienfluß" von Rudolf Pleban aus dem Jahr 1953 dominiert die Hauswand zum Hietzinger Kai; ein zur Auhofstraße orientiertes, 11 Meter hohes Sgraffitowandbild von Franz Klasek stellt "Die vier Elemente" (1953/54) dar.

Als Erkennungszeichen und Orientierungshilfen befinden sich an den Hauseingängen so genannte Hauszeichen. Aus dem Jahr 1953 stammen die Mosaikbilder "Fischotter" von Jakob Laub, "Rehe" von Hans Staudacher, "Schafe" von Rudolf Petrik und "Marder" von Heinz L. Maresch. Von Hugo Kirsch stammt das Relief "Eichhörnchen". Der "Fasan" von Ilse Pompe und der "Igel" von Oskar Schmal entstanden 1954. Durch Lifteinbauten wurden einige der originalen Hauszeichen zerstört und durch Landschaftsdarstellungen ersetzt.

Der Name

Die Wohnanlage ist nach dem Juristen und Schriftsteller Dr. Heinrich Steinitz (1879 - 1942) benannt. Der als Anwalt tätige Steinitz schloss sich nach dem Ersten Weltkrieg den Sozialdemokraten an und leistete vielen verfolgten Sozialisten in den 1930er-Jahren Rechtsbeistand. Nach der Besetzung Österreichs 1938 wurde er verhaftet. Nach mehrjähriger Gefangenschaft in den KZ Dachau und Buchenwald wurde er schließlich 1942 ins KZ Auschwitz deportiert, wo er ermordet wurde. Eine Gedenktafel erinnert an den Namensgeber.

Architekten

Viktor Adler - Viktor Adler (1907-1995) studierte ab 1937 bei Clemens Holzmeister an der Akademie der bildenden Künste Wien. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem den Steinitzhof in Wien 13, Hietzinger Kai 7-9 (1952-1955), und zusammen mit Hans Paar den Wilhelm-Weber-Hof in Wien 11, Rinnböckstraße 35-43 (1949-1951).