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Hirschstettner Straße 12-20

Fakten

Hirschstettner Straße 12-20

Hirschstettner Straße 12-20, 1220 Wien

Baujahr: 1962-1964

Wohnungen: 331

Architekt: Josef Seeberger, Ferdinand Riedl, Hubert Steinhauer, Alfred Wanko

Weitere Adressen

Larwingasse 77-83, 1220 Wien

Larwingasse 48-62, 1220 Wien

Siebenbürgerstraße 152-158, 1220 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Der Wohnbau liegt an der Hirschstettner Straße, einer Verbindung zwischen den ehemaligen Ortschaften Kagran und Hirschstetten. Die Straße war um die Jahrhundertwende kaum verbaut, im Osten erstreckte sich die Flur "Gmünd Äcker". Im Jahr 1922 wurde die Dampftramway eröffnet, die vom Kagraner Platz entlang der Hirschstettner Straße Richtung Groß-Enzersdorf geführt wurde. An der Stelle des heutigen Wohnbaus befand sich in den 1930er-Jahren ein eingeschoßiges Magazin mit einem Windfang und einer Verkaufshütte. Die Wohnhausanlage steht aufgrund der Fassade, die mit Betonreliefs verziert ist, seit 2005 unter Denkmalschutz.

Die Architektur

Die Anlage besteht aus mehreren autonomen Bauteilen, wobei sowohl die Gestaltung als auch die Größe der einzelnen Häuser variieren. Vor dem ersten Bauteil ist eine Parkfläche angelegt, die den Wohnbau vom Straßenlärm abschirmt. Der vorderste Wohntrakt verfügt über acht Geschoße, die sich in regelmäßigen Fensterachsen nach oben erstrecken. Die glatte Wandfläche wird nur durch die Gestaltung der einzelnen Stiegen und die Betonung der Eingänge unterbrochen. Die Stiegenhäuser sind vor die Fassade gesetzt und verstärken so die horizontale Ausrichtung der Anlage.

Hinter dem straßenseitigen Bauteil befinden sich zwei Reihen mit mehreren Häusern, die über Grünflächen und Wege miteinander verbunden sind. Die südliche Reihe besteht aus vier Wohnblocks, die parallel zueinander angeordnet sind. Die Gebäude sind schlicht gestaltet und weisen lediglich vier Geschoße auf. Stellenweise sind Balkone angebracht, die für eine Auflockerung der glatten Fassade sorgen. Die nördliche Häuserzeile setzt sich aus acht Bauteilen zusammen, die jeweils über kleine Gärten verfügen. Die Häuser sind mit zwei Geschoßen eher niedrig angelegt und bilden dadurch eine harmonische Überleitung zur Umgebung. Im Süden schließt die Freihofsiedlung an den Wohnbau an, die durchwegs aus ein- bis zweigeschoßigen Reihenhäusern besteht.

... und die Kunst

Die fünf Stiegenhäuser zieren Betonreliefs, die direkt über den Eingängen angebracht sind. Die Reliefs sind mit Dispersion bemalt und wurden zwischen 1961 und 1964 von fünf verschiedenen Künstlern gestaltet. Die Werke tragen den Titel "Abstrakte Motive’" und stammen von Robert Pick, Georg Rauch, Anton Krejcar, Fritz Riedl und Johannes Wanke.

Der Name

Die Hirschstettner Straße wurde ursprünglich als Hirschstettner Hauptstraße bezeichnet und ist seit 1909 nach der ehemaligen selbstständigen Gemeinde Hirschstetten benannt. Der Ort wurde unter dem Namen "Hertstätten" 1240 erstmals urkundlich erwähnt und 1938 nach Wien eingemeindet.

Architekten

Josef Seeberger - Josef Seeberger (1910-1981) studierte von 1928 bis 1935 an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1938 auch promovierte. Für die Gemeinde Wien entwarf er von den 1950er- bis in die 1970er-Jahre zahlreiche Wohnhausanlagen, wie etwa den Karl-Czernetz-Hof in Wien 15, Clementinengasse 11-17 (1976-1978), und die Wohnhäuser Magdalenenstraße 3-7 in Wien 6 (1964-1966) und Breitenfurter Straße 437 in Wien 23 (1950).

Ferdinand Riedl - Ferdinand Riedl (geb. 1920) studierte zunächst von 1939 bis 1941 an der Technischen Hochschule Wien und von 1941 bis 1944 an der Akademie der bildenden Künste Dresden. Von 1945 bis 1998 führte er ein eigenes Architekturbüro in Wien und von 1969 bis 1990 zudem in München. Zahlreiche Wohn- und Gewerbebauten wurden weltweit nach Ferdinand Riedls Plänen ausgeführt, darunter auch ein 16-stöckiges Hotel in Oslo/Norwegen und ein 1.000-Betten-Krankenhaus in Caracas/Venezuela. In Deutschland plante er etwa für die Olympiade 1972 ein Wohnhaus mit Einkaufszentrum und ein Ärztehochhaus mit Wohnungen, in Karlsruhe konnte Ferdinand Riedl das Hotel Hilton realisieren. Unter seinen zahlreichen Bauwerken in Wien befindet sich auch das Generali-Center in Wien 6, Mariahilfer Straße 77-79 (mit Hannes Lintl). Besondere Verdienste erlangte er auch als Musikwissenschafter; so war er 1966 Gründungsmitglied des Vereins der Freunde der Wiener Staatsoper. 2005 wurde Ferdinand Riedl das Goldene Ehrenzeichen 1. Klasse der Republik Österreich verliehen.

Hubert Steinhauer - Hubert Steinhauer (1928-1981) studierte ab 1948 bei Lois Welzenbacher an der Akademie der bildenden Künste Wien. Für die Gemeinde Wien war er unter anderem an der Errichtung der Wohnhausanlage Hirschstettner Straße 12-22 in Wien 22 (1962-1964) beteiligt. In den Jahren 1970-1974 erfolgte nach der Planung von Hubert Steinhauer die Erweiterung des Stadionbades in Wien 2 (erbaut ab 1931). Diese Ausbauphase betraf etwa den Neubau des 50m-Beckens samt Tribüne, das Sprungbecken samt Sprunganlage und die Vergrößerung des Umkleidebereiches.

Alfred Wanko - Alfred Wanko (1920-1978) studierte an der Technischen Hochschule Wien Architektur, wo er 1954 auch promovierte. Er entwarf unter anderem für die Gemeinde Wien das Wohnhaus Reinprechtsdorfer Straße 51 in Wien 5 (1951).