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Oberdorfstraße 4-8

Fakten

Oberdorfstraße 4-8

Oberdorfstraße 4-8, 1220 Wien

Baujahr: 1953-1954

Wohnungen: 75

Architekt: Andreas Tröster

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Das Areal der heutigen Wohnhausanlage war bis zu deren Errichtung noch gänzlich unverbaut. Laut dem Bauakt handelte es sich um Äcker, die sich bereits im Besitz der Gemeinde Wien befanden. Die Baubewilligung für den Gemeindebau von Architekt Dr. Andreas Tröster datiert aus dem Jahr 1953.

Die Architektur

Die zweistöckige Wohnhausanlage Ecke Oberdorfstraße/Feitsingergasse mit teilweise ausgebautem Dachgeschoß stellt mit ihrer besonders schlichten Fassade einen typischen Vertreter der Wiederaufbauzeit aus der Mitte der 1950er-Jahre dar. Die vier Wohngebäude und das Garagenhäuschen sind um eine kleine Grünanlage mit Sitz- und Spielbereich gruppiert, auch die Eingänge der acht Stiegenhäuser sind hofseitig situiert. Die beiden Trakte gegen die Feitsingergasse sind durch ein kleines eingeschoßiges Althaus, dessen Grundstück einem Zwickel gleich in die Wohnhausanlage ragt, getrennt. Die nüchternen Fassaden der einzelnen Bauteile werden durch scharf eingeschnittene zwei- und dreiflügelige Fenster gegliedert, wobei jene der Stiegenhäuser halbstockweise versetzt angeordnet sind. Einzig die Südfassaden der beiden parallel zur Oberdorfstraße orientierten Häuser erfahren ihre Gliederung auch durch kleine Balkone.

Der Name

Die Oberdorfstraße trägt seit 1910 ihren Namen. Sie wurde nach dem Oberst Ernst von Oberdorf (1764 - 1811) benannt. Dieser machte sich 1809 während der Napoleonischen Kriege in der Schlacht bei Aspern verdient.

Architekten

Andreas Tröster - Andreas Tröster (1900-1971) studierte von 1926 bis 1930 an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1931 auch promovierte. Er führte vor allem Gewerbebauten aus, wie etwa für die Schokoladenfabrik Knäbchen und mehrere Auto- und Werkstättenhäuser, wie etwa die beachtenswerte Autoreparaturwerkstätte Baumkirchner & Colloredo in Wien 2, Handelskai 344 (1956/57). In den 1960er-Jahren war Tröster, der eine Bürogemeinschaft mit seiner Tochter Anneliese Tröster führte, auch an der Realisierung des Marchfeldkanals beteiligt.