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Moissigasse 19

Fakten

Moissigasse 19

Moissigasse 19, 1220 Wien

Baujahr: 1939-1940

Wohnungen: 209

Architekt: Erich Franz Leischner

Weitere Adressen

Bellegardegasse 32, 1220 Wien

Sinagasse 25-31, 1220 Wien

Wohnen in Wien

1938 wurde der Nationalsozialist Hermann Neubacher aus dem Bauressort Wiener Bürgermeister. Die nationalsozialistischen Stadtplaner wälzten pompöse Ideen und Pläne - in erster Linie Propagandamaßnahmen. Die systematische Zerstörung jüdischen Eigentums und Enteignungen - auch von Gemeindewohnungen - waren Teil dieser Stadtplanung. Während einige Architekten ihre Lizenz verloren, wurden andere mit der Errichtung von Volkswohnhäusern, Kasernen und Rüstungsbauten beauftragt. Entgegen den anfänglichen Plänen wurde mehr in Kriegsbauten als in den Wohnbau investiert - die heute noch existierenden Flaktürme wurden errichtet. Ab 1941 wurde die Bautätigkeit kriegsbedingt größtenteils eingestellt und die Strukturen der Stadtplanung wurden aufgelöst. Die Zerstörung großer Teile Wiens war Folge des Krieges.

Geschichte

Die 1938/39 von Erich Franz Leischner konzipierte Wohnhausanlage zählt zu den raren Gemeindebauten der Stadt Wien, die während des nationalsozialistischen Regimes erbaut wurden. Bemerkenswert ist der Umstand, dass bei den Planungen vom Dezember 1938 bereits für jede Stiege Luftschutzräume vorgesehen waren, obwohl erst 1939 ein diesbezügliches Gesetz erlassen wurde. Gegen Ende des Krieges wurde ein Teil des Gebäudes schwer beschädigt. Die Bewilligung zur Behebung dieser Schäden bei gleichzeitiger Wiederherstellung der Schauseiten datiert aus dem Jahr 1949. Zwischen 1951 und 1953 wurde im Rahmen der nachkriegsbedingten Wohnraumbeschaffung das Dachgeschoß ausgebaut.

Die Architektur

Die gegenüber dem Eingang des beliebten Sommerfreibades "Gänsehäufel" gelegene Wohnhausanlage von Erich Leischner ist in einem betont sachlichen Stil konzipiert. Mit der großflächig eingeschwungenen Hauptfassade, deren Ecken durch Loggien aufgelöst werden, reagiert der Architekt auf die vorgefundene Situation und schafft eine gelungene Platzlösung. Diesem städtebaulichen Akzent wird insofern Rechnung getragen, als der Haupteingang des Gemeindebaus exakt in der geometrischen Mitte der zum Platz hin orientierten Fassade zu liegen kommt. Die über 80 Meter lange Seitenfassade wird durch eine leichte Krümmung optisch verkürzt und ein Wechsel von zwei- und dreiflügeligen, eingeschnittenen Fenstern rhythmisiert die großen Wandflächen. Straßenseitig zeugen nur die Dachhäuschen vom Ausbau des Dachgeschoßes in den 1950er-Jahren. Ein großer begrünter Innenhof mit Ruhe- und Spielzonen bildet den geschützten Freiraum der Wohnhausanlage.

Der Name

Die Moissigasse trägt ihren Namen seit dem Jahr 1955, bis dahin hieß sie Linnégasse. Alexander Moissi (1880 - 1935) war zwischen etwa 1910 und 1930 einer der berühmtesten Schauspieler im deutschsprachigen Raum. Moissi war Protagonist des "modernen zerrissenen Menschen" des 20. Jahrhunderts.

Architekten

Erich Franz Leischner - Erich Franz Leischner (1887-1970) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien, u. a. bei Carl König. Bereits ab 1911 bis zu seiner Pensionierung 1949 war er für das Wiener Stadtbauamt tätig. Für das Rote Wien erbaute er neben zahlreichen Wohnhausanlagen unter anderem auch das Kongressbad (1928). In den 1930er-Jahren wurde nach seinem Konzept (gemeinsam mit Alfred Fetzmann) die Höhenstraße angelegt. Ab 1949 war er als selbständiger Architekt tätig. In dieser Zeit entstanden unter anderem die Rotundenbrücke (1953-1955) und die Salztorbrücke (1960-1961) nach seinen Entwürfen.