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Stefan-Achatz-Hof

Fakten

Stefan-Achatz-Hof

Kaiser-Ebersdorfer Straße 332, 1110 Wien

Baujahr: 1957-1959

Wohnungen: 91

Architekt: Friedrich Rollwagen, Hanns Miedel jun.

Weitere Adressen

Münnichplatz 1, 1110 Wien

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Die Wohnhausanlage liegt zwischen Schloss und Kirche im Zentrum des Bezirksteiles Kaiserebersdorf, das ursprünglich ein Gassengruppendorf unterhalb der Simmeringer Terrasse war. Urkundlich wurde die Gemeinde erstmals 1108 erwähnt. Sie war ab dem 12. Jahrhundert im Besitz der Herren von Himberg und später jener von Ebersdorf. 1499 kam die Herrschaft in den Besitz von Kaiser Maximilian I., der Ebersdorf als Jagdgebiet nutzte und den Herrensitz zu seinem noch heute bestehenden Jagdschloss ausbauen ließ. Bis in die 1960er-Jahre bewahrte das von weitläufigen Gartenflächen umgebene Kaiserebersdorf seinen dörflichen Charakter. Erst durch die Errichtung großer Wohnanlagen auf ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen wurde es dichter an das Stadtgebiet angeschlossen.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage liegt im Ortskern von Kaiserebersdorf an der Ecke Kaiser-Ebersdorfer Straße und Münnichplatz. Sie besteht aus einem Vordergebäude zum Münnichplatz mit vier Stiegen, einem parallel dahinter, quer zur Kaiser-Ebersdorfer Straße angeordneten Haus mit drei Stiegen und zwei Hintergebäuden mit je einem Stiegenhaus. Das lange Gebäude am Münnichplatz wird durch einen Vorsprung in zwei Blöcke geteilt. Der rechte Block erstreckt sich über 13 Achsen, der linke über 14. Sie beherbergen ein zum Teil als Geschäftszone genutztes Erdgeschoß, zwei Obergeschoße und jeweils einen breiten Dachausbau, der die Fassadenteile zur Mitte hin zentriert. Strukturiert wird die glatte Putzfassade durch dezent gerahmte Fenster unterschiedlicher Größe, wobei am rechten Block zudem französische Fenster gliedernde Akzente setzen. Ein schlichter Rundpfeiler stützt die ausgebrochene Kante der Hofdurchfahrt am vorgezogenen Gebäudeteil. Die Stiegenhauszugänge liegen an der Rückseite. Hier springt an der rechten Seite ein ebenerdiger Baublock (Geschäftslokal) mit aufgesetztem Balkon vor, demgegenüber ist links ein Risalit mit eingesetzten Eckloggien vorgezogen. Die einfache Fassadenstruktur dazwischen wird durch die versetzten Stiegenhausfenster belebt. Die drei Hofgebäude sind ähnlich strukturiert, wobei auch am zweiten Gebäude an der Kaiser-Ebersdorfer Straße ein Risalit mit Eckloggien vorspringt. Ein System kleiner Wege und üppige Grünanlagen verbinden die einzelnen Häuser miteinander und knüpfen direkt an die Kaiser-Ebersdorfer Straße an.

... und die Kunst

Von der Kaiser-Ebersdorfer Straße aus sichtbar ist das von Erich Huber geschaffene Wandbildmosaik "Ziehbrunnen mit Tieren" (1957-1959). Im Inneren der Wohnhausanlage befindet sich das Mosaik "Elefant" von Anton Krejcar (1957-1959). Es erinnert an den ersten Elefanten in Wien (Soliman, ca. 1540-1553), der 1552 von Kaiser Maximilian II. von Spanien nach Wien mitgebracht wurde und in der Menagerie des kaiserlichen Schlosses Kaiser-Ebersdorf untergebracht war.

Der Name

Benannt ist die Wohnhausanlage nach dem ehemaligen Wagensattler Stefan Achatz (1905-1979). Von 1950 bis 1973 gehörte er dem Bezirksrat von Simmering an, wobei er sich vor allem um die Belange von Kaiserebersdorf kümmerte. Außerdem war Stefan Achatz Beamter des Fürsorgeamtes.

Architekten

Friedrich Rollwagen - Friedrich Rollwagen (1922-2005) schloss sein Architekturstudium 1946 mit der 2. Staatsprüfung an der Technischen Hochschule Wien ab. 1952 erlangte er die Ziviltechnikerbefugnis und war in der Folge, neben seiner Tätigkeit als freischaffender Architekt, Bauanwalt der Evangelischen Kirche in Österreich (bis 1988). Für diese realisierte er in ganz Österreich zahlreiche Kirchengebäude, wie etwa auch die Auferstehungskirche samt Gemeindezentrum in Wien 7, Lindengasse 44 (mit Henry Lutz, 1959-1962). Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem die Wohnhausanlage Plenergasse 12-14 in Wien 18 (1954-1956) und zusammen mit Hanns Miedel jun. den Stefan-Achatz-Hof in Wien 11, Kaiser-Ebersdorfer Straße 332 (1957-1959). Zudem war Friedrich Rollwagen Präsident der Ingenieurskammer für Wien, NÖ und Burgenland (ca. 1970-1980) und Präsident des Hauptverbandes der Gerichtssachverständigen Österreichs (ca. 1980-1990). Auf seine Initiative hin wurde für die ursprünglich als rein technokratisches Projekt konzipierte Donauinsel ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben.

Hanns Miedel jun. - Hanns Miedel jun. (1891-1959) absolvierte ein Architekturstudium an der Akademie der bildenden Künste in den Meisterklassen Friedrich Ohmanns (vor dem Ersten Weltkrieg) und Leopold Bauers (nach dem Ersten Weltkrieg). In der Zwischenkriegszeit war er vor allem als Gebäudeverwalter mit eigenem Unternehmen tätig. In diesen Jahren gestaltete er einige Geschäftslokale mit seinem Vater Johann Miedel und eine Villa in der Hasenauerstraße 75 in Wien 18. In den 1950er-Jahren wurden zwei Wohnhäuser für die Gemeinde Wien nach seinen Plänen errichtet.