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Friedrich-Engels-Platz 21

Fakten

Friedrich-Engels-Platz 21

Friedrich-Engels-Platz 21, 1200 Wien

Baujahr: 1968-1970

Wohnungen: 154

Architekt: Fritz Zügner, Georg Russwurm, Friedrich (Fritz) Grünberger

Weitere Adressen

Engerthstraße 56-58, 1200 Wien

Vorgartenstraße 27-29, 1200 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Während an der Nordseite des Platzes bereits zwischen 1930 und 1933 eine Monumentalanlage des städtischen Wohnungsbaus der 1. Republik gebaut worden war, blieb die Südseite des Friedrich-Engels-Platzes bis 1950 nur locker verbaut. Hier befanden sich einige gründerzeitliche Wohnhäuser, Gärten und soziale Wohnheime. Nach 1950 wurden im Zuge einer groß angelegten Kampagne zur Schaffung von Wohnraum die meisten der bis dahin vorhandenen Baulücken geschlossen, zumal das Gebiet durch die 2. Donauregulierung 1954 einen zuverlässigen Hochwasserschutz erhalten hatte.

Auf dem Grundstück Friedrich-Engels-Platz/Engerthstraße/Vorgartenstraße befanden sich mehrere Gebäude, die nach Kriegsbeschädigungen während der 1960er-Jahre abgerissen wurden.

Die Architektur

Die große Parzelle Friedrich-Engels-Platz/Vorgartenstraße wurde zwischen 1968 und 1970 mit einer Wohnhausanlage in Blockrandverbauung und zwei quer stehenden Hoftrakten verbaut. Die Anordnung dieser Trakte, die bis zur Engerthstraße reichen, legt die Vermutung nahe, dass der zuvor abgerissene Altbestand der Struktur nach den gründerzeitlichen Mietskasernen zuzurechnen war. Die Architekten planten eine Anlage mit Klein- und Mittelwohnungen, verteilt auf fünf Gebäude mit 9 Stiegen, die um zwei Innenhöfe gruppiert sind. Der nördliche Innenhof wurde für Pkw-Stellplätze genutzt, während der südliche, wesentlich größere als Spiel- und Ruhezone auch für die benachbarten Wohnhäuser Erholung bietet. Zwei rechteckige Durchfahrten zwischen Engerth- und Vorgartenstraße erschließen den nördlichen, abgeschlossenen Hof, während der südlichere zur Vorgartenstraße hin geöffnet ist.
Die Gebäude an der Straßenfront sind sechsgeschoßig mit flachen Walmdächern, während die Hoftrakte als siebengeschoßige Riegel mit Satteldächern gebaut wurden. Rhythmische Fensterausteilung sowie vertikale Balkonreihen, deren Wandflächen farblich differenziert von der übrigen Fassade gestaltet sind, bestimmen die Fassadengliederung. An der Hofseite markieren Fensterachsen mit Industrieverglasung die dahinter liegenden Treppenhäuser.
Der Zugang zu den einzelnen Stiegen erfolgt von der Hofseite aus. Im begrünten Innenhof mit Spielplatz befindet sich ein eingeschoßiger Bau, der als Garage genutzt wird.

Im Erdgeschoß an der Gebäudeecke sind Geschäftslokale untergebracht, an der Fassade darüber zum Friedrich-Engels-Platz hin ist eine Wanddekoration aus glasiertem Farbglas angebracht. Für die ehemals in einem eigenen Gebäude untergebrachte Polizeistation wurden an der Vorgartenstraße große, straßenseitig begehbare Räumlichkeiten eingeplant. Die Fassade im Bereich der Polizeistation wurde mit glasierten Klinkerziegeln verblendet.

... und die Kunst

Der Wanddekor an der Gebäudeecke auf der Seite zum Engelsplatz ist aus plastisch geformten Blüten und Schmetterlingen aus glasiertem Glas gefertigt. Das Werk ist eine Arbeit von Hannes Neubauer und entstand bereits 1962, wurde jedoch erst 1969 nach Beendigung der Bauarbeiten hier montiert.

Der Name

Der Friedrich-Engels-Platz wurde mehrfach umbenannt. War er ursprünglich nach Kaiser Joseph benannt, hieß er ab 1884 nur Kaiser-Platz. 1920 bis 1934 trug er den Namen Engels-Platz, später zwischen 1934 und 1946 Pater-Abel-Platz, seit 1946 heißt er Friedrich-Engels-Platz nach dem Sozialpolitiker Friedrich Engels (1820-1895), einem der führenden Marxisten. Engels publizierte gemeinsam mit Karl Marx das Kommunistische Manifest (1847).

Architekten

Fritz Zügner - Fritz Zügner (1910-1972) studierte ab 1929 bei Peter Behrens an der Akademie der bildenden Künste Wien. Zusammen mit Emil Dietrich und Florian Omasta entwarf er für die Gemeinde Wien mehrere große Wohnhausanlagen, wie etwa die Anlagen Gablenzgasse 41 in Wien 15 (1952/53) und Voltagasse 55-63 in Wien 21 (1954-1956).

Georg Russwurm - Georg Russwurm (geb. 1926) studierte nach Abschluss einer Maurerlehre bei Franz Schuster an der Akademie der bildenden Künste Wien. Nach der Ziviltechnikerprüfung machte er sich als Architekt selbständig. Neben dem Industrie- und Wohnbau widmete sich Georg Russwurm vor allem auch der Innenarchitektur. Ein besonderes Anliegen war ihm aber der soziale Wohnbau; so entwarf er in den 1970er-Jahren unter anderem die Jugendwohnheime Dr.-Bruno-Buchwieser-Gasse 1 in Mödling (NÖ; vormals Ausbildungszentrum Mödling) und Hanauskagasse 4 in Wien 12. 2002 erhielt er das Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich.

Friedrich (Fritz) Grünberger - Friedrich Grünberger (1921-2007) studierte von 1939 bis 1941 an der Akademie der bildenden Künste Wien und besuchte 1946/47 die Meisterklasse von Lois Welzenbacher. 1950 erhielt er die Baumeisterkonzession und war ab 1954 als freischaffender Architekt mit Büros in Wien und Düsseldorf tätig, wobei er sich zunächst vor allem dem sozialen Wohnbau widmete. Mit dem Bau des Alpenbades in Gloggnitz machte er sich einen Namen als Bäderspezialist. In der Folge errichtete er bis in die 1980er-Jahre fast alle modernen Hallen- und Freibäder in Wien, darunter das Hallen- und Freibad im Bundessportzentrum Südstadt und das Kurmittelhaus in Wien-Oberlaa.