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Anton-Schrammel-Hof

Fakten

Anton-Schrammel-Hof

Kopalgasse 55-61, 1110 Wien

Baujahr: 1925-1926

Wohnungen: 217

Architekt: Karl Alois Krist

Weitere Adressen

Meichlstraße 6, 1110 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Der älteste Siedlungskern von Simmering liegt im Bereich der heutigen Kobelgasse westlich des Kirchberges mit der Laurenzkirche. Von dort aus entwickelte sich die Ansiedlung zu einem kleinen, 1028 erstmals urkundlich erwähnten Ort entlang der heutigen Mautner-Markhof-Gasse (ursprünglich Dorfstraße), wo in der Nähe des späteren Brauhauses bereits 1136 nachweislich ein Herrschaftshaus stand. Noch heute zeugt hier die geschlossene, ebenerdige Verbauung vom einstigen dörflichen Charakter. Nach der Verwüstung durch die Türken im Jahr 1683 begann sich das Siedlungsgebiet vom "Unteren Dorf" über die heutige Kopal- und Hauffgasse bis zum Geiselberg auszudehnen. Ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Simmering durch die Ansiedlung großer Unternehmen zu einem Industrie- und Arbeiterbezirk. Eine Gedenktafel am Anton-Schrammel-Hof erinnert an die Opfer des Holocausts, die 1938 von den Nationalsozialisten aus der Wohnhausanlage vertrieben wurden.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage wurde auf einem mehrmals gekrümmten, spitz zulaufenden Gründstück zwischen Kopalgasse und Meichlstraße errichtet. Die Front an der Kopalgasse ist durch Höhenabstufungen und Vorsprünge in mehrere Abschnitte gegliedert, die von den durchgezogenen Solbankgesimsen zusammengehalten werden. Der vorspringende Fassadenteil wird durch ein zusätzliches Geschoß, Gesimse oberhalb der Fenster, Spitzerker und ein kräftig abgesetztes Dachgesims besonders hervorgehoben. Bemerkenswert sind die Fenster, die durch tief eingesetzte Betonstäbe in Dreier- bzw. Vierergruppen geteilt werden. Städtebaulich markant hebt sich hier ein mit Dreiecksgiebeln und einem Spitzdach bekrönter, turmartiger Baukörper ab, welcher der Anlage ein wehrhaftes Erscheinungsbild verleiht; ebenso wie der mit Zinnen versehene Eckturm im kleinen, offenen Straßenhof an der Spitze des Grundstücks. Die Spitze selbst wird von einem schlichten, von Spitzerkern flankierten Block eingenommen. Dieser ist mit spitzbogigen Fenstern und einem massiven, raumgreifenden Vordach versehen; im Erdgeschoß befindet sich ein Lokal.
Die lange, gestufte Front zur Meichlstraße zeigt ein deutlich schlichteres Bild. Akzente setzen hier lediglich Spitzerker und die durch Betonstäbe geteilten Fenstervariationen. Die Krümmung des Grundstücks wird durch einen massiven polygonalen Erker überbrückt, der zu einem steilen Dreiecksgiebel überleitet. Dadurch zeigt die Anlage auch hier Züge einer Wehranlage.

Die Gestaltung der Innenhöfe folgt ähnlichen Prinzipien. Bemerkenswert sind die Attikazonen über den Stiegenhausachsen, die durch einen Spitzbogen jeweils zwei Dachausbauten miteinander verbinden.

Der Name

Eine Gedenktafel im Durchgang erinnert an den Namensgeber der Hofanlage, Anton Schrammel (1854-1917). Als Sekretär der Österreichischen Gewerkschaftskommission engagierte sich Schrammel vor allem für eine engere Zusammenarbeit der Gewerkschaften mit den sozialdemokratischen Mandataren und Funktionären, um sozialpolitische Verbesserungen effizienter durchsetzen zu können.

Architekten

Karl Alois Krist - Karl Alois Krist (1883-1941) trat nach dem Studium an der Technischen Hochschule Wien sowie an der Akademie der bildenden Künste in den Dienst der Stadt Wien ein, für die er ab 1922 zahlreiche Wohnhaussiedlungen realisierte, darunter den George-Washington-Hof (Wien 10; 1927-1930; zusammen mit Robert Oerley), den Anton-Schrammel-Hof (Wien 11; 1925), den Dr.-Franz-Klein-Hof ( Wien 11; 1924) und den so genannten Liebknechthof (Wien 12; 1926/27). Neben seiner Tätigkeit für die Stadt Wien unterhielt er auch ein privates Atelier als Zivilarchitekt.