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Neuwaldegger Straße 19-21

Fakten

Neuwaldegger Straße 19-21

Neuwaldegger Straße 19-21, 1170 Wien

Baujahr: 1952-1953

Wohnungen: 48

Architekt: Wilhelm Hubatsch

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

In der Neuwaldegger Straße 21 befand sich früher das Café-Restaurant Gnapp in einem ebenerdigen Gebäude mit weitläufigem Gastgarten. Der Bauzustand des Althauses verschlechterte sich zusehends. Nachdem die Gemeinde Wien das Grundstück 1951 erworben hatte, ließ sie das baufällige Haus abreißen. Anfangs war eine wesentlich einfachere Ausführung der Wohnanlage angedacht. Anstatt der heute U-förmigen Bebauung stand der Entwurf von je einem freistehenden Vorder- und Hintergebäude zur Debatte. Man entschied sich schließlich für die heute ersichtliche Lösung, welche wesentlich mehr Wohnraum bietet. 1953 war die Anlage bezugsfertig. Sie ist in ihrer ursprünglichen Form erhalten.

Die Architektur

Nach einem Planwechsel ergänzte der Architekt Wilhelm Hubatsch die ursprünglich vorgesehenen zwei freistehenden Gebäudeteile um den heutigen Mittelteil, sodass eine U-förmige Anlage entstand. Diese ist nach Westen hin geöffnet und stellt ein harmonisches Ganzes dar - der Zubau ist nicht ersichtlich. Das Grundstück grenzt unmittelbar an den Wald an und liegt in einer üppigen Grünlandschaft. Die vier Stiegen können vom Hof aus betreten werden. Ober den Stiegenzugängen setzen an der Hofseite Erker an, welche bis zum Hauptgesims reichen. Die darunter befindlichen steinernen Türbögen sind halbrund abgeschlossen. Mittig sowie am linken Seitentrakt bietet je ein Mansarddach zusätzlich lichten Wohnraum. Schlichte Fenstereinfassungen und Balkone kennzeichnen die Hoffassade. Die Straßenansicht ist entsprechend dem räumlich etwas zurück liegenden Zubau gestaffelt. Der Straßentrakt ist symmetrisch aufgebaut: Ein mittiger Erker setzt, unterlegt von zwei Scheinkonsolen, oberhalb des ersten Geschoßes an und stellt das Zentrum dieser Fassadenansicht dar. Zu beiden Seiten befinden sich in drei Reihen die Fenster der Wohngeschoße; die Fenster auf den Erkern sind etwas nach oben versetzt. Insgesamt ergibt sich eine für die 1950er-Jahre typische, eher traditionelle Fassadengestaltung, welche durchaus beim "Heimatstil" nationalsozialistischer Bauten Anleihen nimmt.

... und die Kunst

An der Straßenfassade befindet sich links außen die Plastik "Stier" von Alexander Wahl, welche unter Denkmalschutz steht. Die Plastik ist von der Straße aus schlecht sichtbar, da sie hinter dichtem Baumbewuchs verborgen bleibt.

Der Name

Die Neuwaldegger Straße hieß bis 1894 "Hauptstraße" und wurde mit der Eingemeindung von Neuwaldegg zur Wahrung des Vorstadtnamens umbenannt. Die Bezeichnung Neuwaldegg ist auf ein bereits 1307 urkundlich erwähntes Schloss "Neuwaldeckh" zurück zu führen. Die Gemeinde um dieses hieß "Oberdornbach" und war bis 1891 selbständig, und wurde hernach Teil des 17. Gemeindebezirkes.

Architekten

Wilhelm Hubatsch - Wilhelm Hubatsch (1904-1974) lernte zunächst im Architekturbüro seines Vaters Josef Hubatsch bevor an der Akademie der bildenden Künste bei Peter Behrens sowie an der Technischen Hochschule Wien studierte. In Arbeitsgemeinschaften, unter anderem gemeinsam mit seinem Vater und dem Baumeister Fritz Grüll, sowie selbstständig entwarf er zahlreiche Schul- und Wohnbauten in Wien und Mödling. Für die Gemeinde Wien plante er unter anderem das Wohnhaus Neuwaldegger Straße 19-21 in Wien 17 (1953). Ein besonderes Anliegen war Wilhelm Hubatsch aber die Verbesserung von Schulbauten, für die eigene Modelle entwickelte, bekannt als "Hubatsch-Schulen". Als seine herausragendste Arbeit gilt das BRG XIX, Krottenbachstrasse 11-13 in Wien 19 (1964-1966).