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Anton-Hölzl-Hof

Fakten

Anton-Hölzl-Hof

Laxenburger Straße 94, 1100 Wien

Baujahr: 1931-1932

Wohnungen: 329

Architekt: Josef Hoffmann

Weitere Adressen

Dieselgasse 7, 1100 Wien

Reichenbachgasse 6, 1100 Wien

Leebgasse 91, 1100 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Die Anfang der 1930-Jahre errichtete städtische, heute unter Denkmalschutz stehende Wohnhausanlage wurde nach dem Nationalratsabgeordneten und Pionier der Arbeiter-Abstinentenbewegung Anton Hölzl (1874-1946) benannt. Es ist dies einer von drei Gemeindebauten, die von Josef Hoffmann (1870-1965, Wiener Werkstätte) geplant wurden. Die Außenseite wurde später entscheidend verändert: Die gliedernden Putzstreifen wurden entfernt und der Dachboden ausgebaut.

Ebenfalls an der Laxenburger Straße, begrenzt von der annähernd parallel verlaufenden Leebgasse, entstanden am Höhenrücken des Wienerbergs weitere Gemeindebauten des "Roten Wien", u.a. die nach den Plänen von Josef Hahn errichtete Wohnhausanlage in der Laxenburger Straße 92 bzw. in unmittelbarer Nähe zum Anton-Hölzl-Hof die nach den hingerichteten Widerstandskämpfern Maria und Rudolf Fischer benannte Wohnhausanlage von Konstantin Peller.

Die Architektur

Mit dem Anton-Hölzl-Hof schuf Josef Hoffmann eine im Vergleich zu seinen sonstigen Vorlieben eher zurückhaltende Wohnhausanlage ohne besondere Details für ursprünglich 356 Wohneinheiten. Die fünfgeschoßige, sehr stringente Blockrandbebauung mit ausgebautem Dachgeschoß und Geschäftszone in der Laxenburger Straße beherbergt 16 Stiegenhäuser, die vom Hof aus begehbar sind. Durch die geschlossene Blockbauweise - es führt nur ein einziger Zugang zum Hof - entsteht ein schmal begrenzter Innenhof, der aber dennoch Platz für Kinderspielplätze und Sitzgelegenheiten bietet und in dessen Mitte sich eine Steinplastik befindet. Die Fassade, ursprünglich mit edelweißem Putz verziert, ist minimalistisch gegliedert. Fein gezeichnete Fensterelemente wechseln sich mit ebenso gleichförmigen Balkonreihen ab und vermitteln einen ruhigen, rhythmisch bestimmten Eindruck. Dieser wird durch die kontrastierende Farbgebung der unterschiedlich gestalteten Stiegen noch untermauert.

... und die Kunst

Im Gartenhof der Anlage steht die Steinplastik "Figurale Gruppe" (1931), ein Figurenpaar des Bildhauers Otto Fenzl (1898-1945). Für die Wiener Werkstätten, deren Mitglied er 1920 wurde, kreierte er Keramiken und Specksteinplastiken. Für die Wohnhausanlage Am Freihof 10-48 in Kagran schuf er eine Skulptur für einen Zierbrunnen.
Ein Relief, das mehrere Männer bei der Ausübung verschiedener Tätigkeiten zeigt, ziert die Hausmauer Ecke Leebgasse/Reichenbachgasse (Künstler unbekannt).
Ein Wandbild an der Fassade nimmt Bezug auf das Thema Bauarbeiter und stammt von Theodor Ilgner (1952).

Der Name

Anton Franz Hölzl wurde am 19. November 1874 in Wien geboren, wo er die Schule für Buchdrucker besuchte. Ab 1892 arbeitete er als Schriftsetzer in der Österreichischen Staatsdruckerei, 1981 wurde er Mitglied der Bezirksvertretung Favoriten. Als Vertreter der Buchdrucker kam ihm eine wichtige Rolle in der sozialdemokratischen Partei zu, die ihn auch in den Nationalrat entsandte (1920-1934). Hölzl redigierte drei Jahre lang die Zeitschrift "Vorwärts", war Vorsitzender des Wiener Maschinensetzervereins und Obmann der Arbeiter-Unterrichtsorganisation in Favoriten. Gemeinsam mit den Ärzten Dr. Richard Fröhlich und Dr. Rudolf Wlassak gründete Hölzl 1905 den Arbeiter-Abstinentenbund, der vehement den Alkoholismus in der Arbeiterschaft bekämpfte. Bis zum Verbot der Organisation im Februar 1934 fungierte er als deren Obmann. Hölzl starb 1946 in Wien.

Architekten

Josef Hoffmann - Josef Hoffmann (1870 - 1956) besuchte zunächst die Staatsgewerbeschule in Brünn (gemeinsam mit Adolf Loos, Leopold Bauer und Hubert Gessner) und studierte anschließend an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Karl Hasenauer und Otto Wagner. Der Mitbegründer der Wiener Secession wurde 1899 Professor an der Kunstgewerbeschule. Bekannt wurde er durch die Leitung der Wiener Werkstätten, die Gründung des Österreichischen Werkbundes 1912 und die Mitwirkung an der Werkbundsiedlung. Internationale Berühmtheit erlangte Hoffmann durch Bauten wie das Sanatorium Unter-Purkersdorf oder das Palais Stoclet in Brüssel. Er schuf eine große Anzahl von Wohnhäusern, darunter auch mehrere Gemeindebauten, sowohl im "Roten Wien" als auch in der Nachkriegszeit.